Aktien & Märkte
APPLE
UNTERBEWERTET?
KÜHNE THESEN –
MANCHMAL EINFACH
NICHT KÜHN GENUG
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Schliekers Börsenjahr
verheißenen Kursziele nach oben. Derzeit, bei
etwa 175 Dollar Aktienkurs, gelten 200 Dollar
schon als konservativ. Wobei man angesichts der
Zahlenwerte berücksichtigen muss, dass Apple
immer wieder Kurssplits vorgenommen hat. Eine
Aktie, wie sie in den neunziger Jahren notiert
wurde, hat sich inzwischen in rund zwei Dutzend
Papiere aufgesplittet. Ohne diese optische Kursverbilligung
würde der Wert einer Einzelaktie
inzwischen mehrere tausend Dollar betragen, das
empfindet man bei Apple als nicht dem Image
entsprechend. Anders etwa sieht es Amazon, oder,
notorisch teuer, das ungeteilte Originalpapier
von Berkshire Hathaway, wo beim Kauf schnell
mal der Gegenwert eines Einfamilienhauses auf
den Tisch des selbigen gelegt werden muss, will
man denn mehr als nur ein Exemplar der Warren
Buffett-Holding-Aktie besitzen. Die Holding,
die finanziell auch stark engagiert ist bei Apple,
nebenbei bemerkt.
Kritik am Computer-und-mehr-Unternehmen
gab es und gibt es natürlich ebenso reichlich:
Waren es immer mal wieder Sicherheitslücken in
der Betriebssystemsoftware des Apple-Macintosh-
Computers, angeblich nicht ausreichende Bemühungen
um Umwelt-, Arbeits- und Sicherheitsstandards
vor allem bei den meist chinesischen
Zulieferfirmen, so wird generell die Abschottung
der Apple-Produkte in einer eigenen Technikwelt
beklagt, oder je nachdem, bespöttelt. Dabei ist das
Apple-„Ökosystem“ seit langem ein Spieß, den
der Konzern gern umdreht: Vor dem Aufkommen
der Cloud-Ökonomie war ein Haupt-Verkaufsargument
das weitgehende Ausbleiben von
Computerviren für die Plattform Macintosh –
Windows-Nutzer hatten zeitweise an kaum etwas
anderes zu denken als den Schutz ihrer Computer.
Heute kommt die Gefährdung allerdings eher
universal mit der Cloud. Nach jahrzehntelangen
So etwa ist es längst überholt zu sagen, dass man allein
mit der Barschaft des kalifornischen Konzerns
jede Menge Schwellenländer schlicht durchfinanzieren
könnte (man will da nicht von „kaufen“
sprechen, denn das könnte je nach einheimischer
Kultur des betreffenden Landes geschmacklos, also
realistisch wirken). Neuerdings hingegen kommen
die Einschläge näher, Schwellenland reicht nicht
mehr für Vergleiche. In diesen Tagen soll Apple
mit seinen annähernd drei Billionen Dollar Kapitalisierung
etwa so viel wert sein wie die gesamte
britische Wirtschaft, oder aber auch mehr als der
komplette deutsche Aktienmarkt. In der Tat, hätte
man die deutsche Rentenversicherung Anfang der
achtziger Jahre komplett und ausschließlich auf
Aktiensparen mit Apple-Papieren umgestellt, wäre
die Rente heute für jeden so ungefähr ab Eintrittsalter
25 gesichert, und zwar fürstlich - aber lassen
wir das lieber.
Die Hauptaufgabe der Analysten, die sich mit
Apple befassen und teils wohl aufpassen müssen,
dabei nicht von kühlen Rechnern zu gläubigen
Fans zu werden, ist die Anpassung der
SCHLIEKER
Die Vergleiche, zu denen
man sich genötigt sieht, will
man den Börsenwert der
Firma mit dem Apfel-Logo
ins Verhältnis setzen, werden
zwangsläufig immer
erstaunlicher. Was allein an
Apple liegt und nicht
unbedingt an demjenigen,
der durchaus gern seriöse
Vergleiche anstellen will.
Sind die Papiere ein Kauf?
Apple in US-Dollar Stand: 11.12.2021