Aktien & Märkte
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MILLIARDEN EURO
an Eigenkapital müssen die
deutschen Banken jetzt zusätzlich vorhalten.
aufzubauen. „Wir erwarten keine Kreditverknappung“,
Preise für Wohnimmobilien
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meint denn auch Branson.
Sparkassen: Kredite werden teurer
Das sehen die Betroffenen naturgemäß völlig
anders. „Die Erhöhung der Kapitalanforderungen
auf breiter Front wird die Kreditvergabekapazität
der Banken und Sparkassen deutlich
einschränken“, kritisiert die deutsche Kreditwirtschaft
die Entscheidung. Die Aktivierung
des antizyklischen Kapitalpuffers komme dem
Anziehen einer Handbremse gleich. „Die Folgen
treffen schließlich die Kunden, die ohnehin
unter den hohen Immobilienpreisen leiden: Für
sie dürfte der Immobilienkauf noch teurer und
schwieriger werden“, warnt Ulrich Reuter, Präsident
des Sparkassenverbands Bayern.
„Das verbessert nicht die Voraussetzungen für
die Lösung nach mehr bezahlbaren Wohnungen
und der Klimawende im Gebäudebestand“,
kommentiert ein Sprecher des Finanzdienstleisters
W + W (Wüstenrot und Württembergische)
den Schritt der Bafin. Über das
allgemeine Wehklagen hinaus sind die Kreditinstitute
und Bausparkassen mit Prognosen,
wie sehr Kredite konkret teurer werden, noch
zurückhaltend. „Das künftige Ausmaß des
Zinsanstiegs für die Verbraucher zu quantifizieren,
ist schwierig. Es dürfte auch davon
abhängen, wie sich das Marktumfeld in den
kommenden zwölf Monaten insgesamt entwickelt.
Verbraucher werden den Effekt sicherlich
nicht als plötzliche Verteuerung zu einem ganz
bestimmten Zeitpunkt spüren, denn er dürfte
sich, nur allmählich einstellen“, meint Martin
Güth, Analyst bei der Landesbank Baden-
Württemberg (LBBW). Die Vorsicht von Bafin
und Bundesbank kann er nachvollziehen: „Das
Bewertungsniveau von Wohnimmobilien ist
immer ambitionierter und damit anfällig für
negative Überraschungen geworden.“
Die Immobilienwirtschaft erwartet, dass das
Kreditangebot knapper wird. „Solche Maßnahmen
wirken kontraproduktiv und entfernen
uns einen großen Schritt vom selbst erklärten
Ziel der Bundesregierung, jährlich 400.000
neue Wohnungen zu bauen“, meint Andreas
Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien
Ausschusses (ZIA). Das sieht der bayerische
Sparkassenchef ähnlich: „Um dem teilweise
überhöhten Preisniveau am Immobilienmarkt
zu begegnen, muss vielmehr ein größeres Angebot
geschaffen werden. Dazu braucht es wirtschafts
und wohnungspolitische Entscheidungen,
keine bankaufsichtlichen Belastungen.“
Das Ziel der Ampelparteien im Koalitionsvertrag,
jährlich 400.000 neue Wohnungen
zu bauen, hält Reinhard Quast, Präsident des
Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes
(ZDB) ohnehin nicht für realistisch. „Technisch
ist das machbar, aber es fehlen Grundstücke
und Baugenehmigungen.“ Der Engpass
bestehe „auf dem Papier, nicht bei den Steinen.“
Es dauere in Deutschland Jahre, Genehmigungen
zu bekommen und Flächen in Bauland
umzuwandeln. „Der Schlüssel für mehr Wohnungsbau
wäre, Genehmigungsprozesse zu vereinfachen.“
Andreas Kempf
Die Preise für Wohnimmobilien (Häuserpreisindex) in Deutschland sind im 3. Quartal 2021 um durchschnittlich 12,0 %
gegenüber dem Vorjahresquartal gestiegen. Dies ist zum zweiten Mal in Folge der größte Preisanstieg bei den Wohnimmobilientransaktionen
seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2000, nachdem die Preise bereits im 2. Quartal 2021 um
10,8 % gegenüber dem 2. Quartal 2020 gestiegen waren.