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DOLLAR PRO ÖL-FASS
erwarten die Rohstoff-Analysten der Bank of
Inflationsraten belastet. Langfristigen Anlegern
rät Maier ab: „Auf dem Weg zur Klimaneutralität
werden die Risiken für Unternehmen
aus dem konventionellen Energiesektor immer
deutlicher: Fossile Brennstoffe sind ein Auslaufmodell
und bergen das Risiko, dass die Assets
früher oder später unbrauchbar werden“, warnt
er. Einen Blick auf die Kohleaktien wirft Tobis
Tretter, Rohstoff- und Minenexperte der Commodity
Capital AG: Grundsätzlich müsse man
zwischen der Entwicklung der Aktien und dem
Kohlepreis unterscheiden, meint er. Die Kohle-
Aktien profitierten eindeutig vom hohen Kohlepreis.
Allerdings seien die Aktien hier schneller
als der Preis gestiegen, weswegen die Luft dünner
werde.
Neben Herstellern und Anlegern zählen auch
die Händler zu denen, die profitieren: In
Deutschland ist das beispielsweise die Deutsche
Börse in Frankfurt, die an Leipziger Strombörse
EEX (European Energy Exchange), die Mehrheit
hält. Die Preisexplosion bei Strom und Gas
bescherten der Strombörse ein hohes Handelsvolumen.
Die Strombörse verzeichnet einen Zuwachs
von 22 Prozent im Dezember 2021 im
Vergleich zum Vorjahr. Im Gasgeschäft weist
sie im Monatsvergleich Dezember 2020 zu
2021 sogar ein Plus von 119 Prozent aus. Reger
Handel bedeutet gutes Geschäft: Die Leipziger
Strombörse EEX steigerte ihre Erlöse zuletzt
um 17 Prozent. Oliver Stock
America Mitte 2022.
Illu © shutterstock - Andrii Sedykh
Die Preisrally bei Öl und Gas hat dafür gesorgt,
dass sich die Branche deutlich besser entwickelt
hat, als die Produzenten von grüner Energie.
Der traditionelle Energiesektor sei „wie ein Phönix
aus der Asche“ auferstanden, sagt Johannes
Maier, Fondsmanager beim Vermögensverwalter
Bantleon. „Erzeuger grüner Energien und
grüne Versorger hatten hier – zumindest kurzfristig
– das Nachsehen.“ Ein weiterer Grund
neben der gestiegenen Nachfrage nach fossilen
Energieträgern sei die Inflation, sagt er. Investitionen
in Öl- und Gasunternehmen gelten
als Inflationsabsicherung. Der Bau von Windkraftanlagen
oder der Betrieb von Windparks
sei dagegen kapitalintensiv und werde von der
Sorge vor steigenden Zinsen angesichts hoher
Royal Dutch Shell in Euro Stand: 20.01.2022 Chevron in US-Dollar Stand: 20.01.2022