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Aussicht. 34 Panzer könne man in der laufenden
Legislaturperiode liefern.
Auch die Papiere von Hensoldt gewannen satt
an Wert. Das Unternehmen aus Taufkirchen
bei München, eine frühere Airbus-Sparte, produziert
Sensor- und Radarsysteme für militärische
Zwecke. Der Rüstungskonzern rechnet
angesichts des Kriegs und der neuen Aufgabe
für die Verteidigungsindustrie mit einem Umdenken
bei den EU-Nachhaltigkeitsregeln.
„Aus unserer Sicht ist es von größter Bedeutung,
dass der Begriff der Nachhaltigkeit weiter gefasst
wird, um die Verteidigungsindustrie einzubeziehen“,
sagte der Hensoldt-Chef Thomas
Müller gegenüber Medien. Müller gehe davon
aus, dass die Diskussion um die EU-Taxonomieregeln
eine neue Dynamik erhalten werde
und seine Position Gehör findet. Erste ESGExperten
sehen den Angriff Russlands auf die
Ukraine als einen Beleg dafür, dass viele Asset
Manager Kriegsrisiken systematisch ausgeblendet
haben. Der zentrale Gedanke hinter der
Idee des nachhaltigen Anlegens sei ja eigentlich,
Investitionen vor Risiken zu schützen.
Der Börsenneuling Hensoldt, der sich beim
Schritt aufs Parkett 2020 nur schwer verkaufen
ließ und zunächst bei Notierungen um
etwa 10 Euro dümpelte, legte in der Spitze
um mehr als 150 Prozent zu. Auch der Blick
auf die Geschäftszahlen lockt neue Anleger
an. Dank Aufträgen rund um den Kampfjet
Eurofighter und das Aufklärungssystem Pegasus
stieg der Umsatz im Jahresvergleich um 22
Prozent auf knapp 1,5 Milliarden Euro. Unter
dem Strich stand ein Gewinn von fast 63 Millionen
Euro. Für dieses Jahr erwarten Analysten
1,7 Milliarden Euro Erlös, fast 16 Prozent
mehr als 2021. Der Nettogewinn soll um 14
Prozent auf 113,3 Millionen Euro zulegen.
Bei beiden Aktien, Hensoldt und Rheinmetall,
hat sich der Handel nach dem rasanten Anstieg etwas
beruhigt. Den größten Teil der Kursgewinne
können beide Papiere gut verteidigen – ein typisches
Zeichen dafür, dass Rüstungsaktien gerade
eine fundamentale Neueinschätzung erleben.
Die Papiere von Siemens Energy zählen ebenfalls
zu den Gewinnern und damit zu den Hoffnungsträgern
an der deutschen Börse. Anleger setzen
reflexhaft auf den Energiekonzern, weil man sich
großes Wachstum im Bereich der erneuerbaren
Energien verspricht. Seit Beginn des russischen
Angriffskrieges stellt sich die Frage nach der Energieversorgungssicherheit.
Bis vor kurzem hatte
die Ampel-Koalition einen Plan für die Energiewende:
Atomausstieg vollenden, Kohleausstieg
forcieren, erneuerbare Energien zügig ausbauen
und die Versorgungslücke durch neue Gastkraftwerde
ersetzen. Dass dieser Plan nicht aufgeht, bezweifelt
in Berlin niemand mehr.
Auch die Aktien konventioneller Energieversorger
erleben eine Renaissance. So könnten
RWE und Eon womöglich von der Neuaufstellung
der Versorgung profitieren. Spekuliert
wird etwa über eine Verlängerung der
Laufzeiten von Kohlekraftwerken, erste Politiker
wie der bayerische Ministerpräsident
Markus Söder bringen gar Atomkraft zurück
in die öffentliche Diskussion. Anleger, die
jetzt auf Energieversorger setzen, glauben fest
daran, dass Deutschland seine Energieabhängigkeit
abbaut – und zwar schnell.
Rheinmetall in Euro Stand: 16.03.2022
Hensoldt in Euro Stand: 16.03.2022
Siemens Energy in Euro Stand: 16.03.2022
RWE in Euro Stand: 16.03.2022
Foto © unsplash - markus-spiske