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Unternehmen sich für diesen Jahr vorgenommen
haben. Auslöser für das panische Gefühl
ist weniger der Zusammenbruch des Russlandgeschäfts
in den deutschen Unternehmen,
der in der Regel nur einen Anteil von
unter drei Prozent des Umsatzes ausmacht.
Verantwortlich sind vielmehr explodierende
Energiepreise und erneut unterbrochene Lieferketten,
die eine Rezession von Tag zu Tag
wahrscheinlicher machen.
Aussprechen möchten es noch die wenigsten.
So erschien Ende vergangener Woche in gewohnter
Manier der sogenannte Einkaufsmanager
Index, ein Frühindikator, der normalerweise
zeigt, wo die Reise hin geht, weil dort
Einkäufer großer Betriebe verraten, was sie
vorhaben. Das Ergebnis vergangene Woche
war: „Der wichtige Konjunktur-Frühindikator
für die größte Volkswirtschaft Europas notierte
bei 58,4 Punkten und damit abermals
deutlich über der Wachstumsschwelle von
50,0“, lautete die Jubelmeldung. Binnenkonjunktur
und Auslandsgeschäft florierten.
Weiter hinten kam dann erst die Einschränkung:
Angesichts des Krieges und Anstiegs der
Energiepreise „sei jedoch zu befürchten, dass
die Industrie in den kommenden Monaten
aufgrund wachsender Probleme in ihren Lieferketten
und Beschaffungsmärkten in einen
Abwärtstrend geraten könnte. Je nach Dauer
und Intensität des Krieges muss mit Abschlägen
beim Wachstum und Zuschlägen bei der
Inflation gerechnet werden. Die Sanktionen
werden den Güter- und Kapitalverkehr erheblich
beeinträchtigen“, kommentierte Gertrud
Traut, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen
Thüringen, die Daten.
„Deutschlands exportorientierte
Wirtschaft
und die Abhängigkeit
der Exporteure
von internationalen
Zulieferern impliziert,
dass der Krieg zu
weiteren Störungen
führen wird.“
Scope-Experte Eiko Sievert
Foto © picture alliance/dpa/TASS | Yevgeny Sofiychuk.