Ludwig-Erhard-Gipfel 2022
VERTRIEB 4.0
28
Es war wohl einer der öffentlichkeitswirksamsten
Deals der jüngeren deutschen Start-Up-Historie.
Georg Kofler übernimmt mit The Social
Chain die DS Gruppe von Ralf Dümmel. Zwei
bekannte Namen, zuletzt vor allem aufgrund ihres
Engagements in der Fernseh-Gründer-Show
„Die Höhle der Löwen“. Der eine Löwe frisst
also den anderen. So oder so ähnlich lauteten die
Schlagzeilen vor gut einem halben Jahr. Es war,
um im Bilde zu bleiben, vor allem ein gefundenes
Fressen für den Boulevard. Unter ging dabei,
wer da nun eigentlich genau mit wem zusammenarbeiten
will, warum, und was das bringt.
Während die Namen der beiden Investoren wohl
jedem ein Begriff waren, sind die Namen ihrer
Unternehmen schließlich eher etwas für Experten.
Dabei hilft ein klein bisschen Grundwissen
über beide Unternehmen dabei zu verstehen,
wie genial dieser Deal ist und wie sehr er auch
für Anleger der seit 2019 börsennotierten Social
Chain AG von Vorteil sein kann.
Ralf Dümmels DS Gruppe ist ein Sammelsurium
aus 4.000 Produkten und 700 Marken,
die er bislang durch Zugang zu 40.000
Filialen vertrieb. Social Chain ist sozusagen
das Pendant dazu. Wenig Marken und eigentlich
nur einen Vertriebskanal, den direkt zum
Kunden, über das Internet, über Plattformen
wie Facebook. Der Schulterschluss kommt
entsprechend als kluger Schachzug daher. The
Social Chain ist in einem der großen Wachstumsmärkte
der Zukunft aktiv, die Direct-
To-Customer-Vermarktung boomt – und Ralf
Dümmel hat die Produkte und Marken dafür.
Unter Analysten kam der Schritt gut an. „Wir
haben mehr Vertrauen in den zukünftigen
Wachstumspfad von The Social Chain gewonnen“,
schrieb Sebastian Droste von der Quirin
Privatbank in einer Studie
Das aktuelle Börsenumfeld ist kein leichtes.
Die Realität am Markt ist heute eine andere
als noch vor sechs Monaten. Besonders für
Tech-Werte. Jüngstes Beispiel: Netflix. Die
Aktie des Streamingdienstes rauschte nach
Bekanntgabe der Zahlen zum ersten Quartal
um fast 40 Prozent nach unten. Damit beträgt
das Kursminus seit Oktober 2021 nun schon
68 Prozent. Da relativieren sich Verluste, wie
Das Berliner Start-Up The Social Chain denkt
Distributionspolitik radikal um. Das Supermarktregal
hat ausgedient. Soziale Netzwerke
sind für CEO Wanja Sören Oberhof und Investor
Georg Kofler die neuen Marktplätze. 2023 soll
der Umsatz die Milliardengrenze überschreiten.
Die Aktie hat Aufwärtspotential.