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Gastbeitrag
Nach einem volatilen Börsenjahr für Biotechunternehmen
sprechen zahlreiche Anzeichen dafür,
dass 2022 wieder ein erfolgreiches Jahr für den
Sektor wird. Nachdem COVID-19 lange Zeit den
Markt geprägt hat, stehen nun viele Entwicklungen
in anderen Bereichen vor dem Durchbruch.
Zugleich sind viele kleinere und mittelgroße Biotechfirmen
zurzeit stark unterbewertet.
Die Entwicklung des Biotechsektors war 2021
sehr volatil – geprägt von der Ausbreitung weiterer
COVID-19-Varianten und der damit verbundenen
Bereitstellung von Booster-Impfstoffen,
therapeutischen Antikörpern und zuletzt neuer
antiviraler Medikamente. Gleichzeitig schreitet
die Entwicklung neuer Behandlungen, wie etwa
genetische, zell- und RNA-basierte Therapien, mit
grossen Schritten voran. Eine Entwicklung, die
die Therapiemöglichkeiten für schwerwiegende
und chronische Krankheiten in den kommenden
Jahren verbessern wird. Zudem hat die amerikanische
Arzneimittelbehörde FDA im letzten Jahr
eine beeindruckende Anzahl an Präparaten zugelassen,
darunter insgesamt 50 Arzneimittel und
zehn Biopharmazeutika (Impfstoffe, Blut und-
Zellprodukte). Außerdem erhielten zahlreiche
diagnostische Tests, Impfstoffe gegen COVID-19
sowie mehrere andere Wirkstoffe im Jahresverlauf
von der FDA die Notfallzulassung (EUA). Insgesamt
also eine gute Ausgangslage für 2022.
Das neue Jahr bietet zahlreiche Chancen für Biotechunternehmen.
Da das Ende der Pandemie
noch nicht absehbar ist, dürften die weltweiten
Impf- und Booster-Kampagnen fortgeführt werden.
Die Impfstoff- und Arzneimittelhersteller
haben ihre schnelle Anpassungs- und Reaktionsfähigkeit
bereits unter Beweis gestellt. Unternehmen
wie Moderna werden daher voraussichtlich
auch weiterhin sehr rasch auf aktuelle und künftige
Virusvarianten reagieren. Den Schwerpunkt
werden sie jedoch zunehmend auf längerfristige
Pipeline-Strategien abseits von COVID-19 legen.
Das neue Jahr dürfte auch für etablierte Mid
Caps und für Technologieführer in der frühen
Entwicklungsphase interessant werden. Die Erfolge
von Produktlancierungen wie etwa das von
Argenx entwickelte Vyvgart zur Behandlung von
gMG-Patienten oder Intra-Cellulars Caplyta bei
bipolarer Störung sind Vorboten dieser Entwicklung.
Für Unternehmen in der Entwicklungsphase
dürften vor allem die Ergebnisse zahlreicher
klinischer Studien entscheidend sein – insbesondere
im Bereich der Onkologie.
Aufgrund ihrer deutlich gesunkenen Bewertungen
bieten zudem viele kleine und mittelgroße
Unternehmen mit Blick auf Neubewertungen
vielversprechende Anlagechancen. So verfügen
mittelgroße Unternehmen wie beispielsweise Neurocrine,
Incyte und Ionis über attraktive Produkte
und Technologien. Dies könnte das Interesse
neuer Anleger wecken – oder auch neuer strategischer
Partner, die besagten Firmen als M&A-Ziele
ins Visier nehmen.
ERKENNBARE
DYNAMIK
ABSEITS VON
COVID-19
Biotech-Sektor erwartet
erfolgreiches
Jahr – viele
Entwicklungen
vor dem Durchbruch
Dr. Daniel Koller, Head Investment Management
Team BB Biotech bei Bellevue Asset Management.
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