Aktien & Märkte Märkte im Überblick
Die Inf lation in den USA hatte im März
ihren Anstieg fortgesetzt. Die Verbraucherpreise
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legten im Vergleich zum Vorjahr um
8,5 % zu. Sie erreichten damit die höchste
Teuerungsrate seit 1981. Die Inflationsentwicklung
wird damit zunehmend eine Herausforderung
für die US-Finanzmärkte.
Seit gut 40 Jahren gab es keinen derartigen
Preisdruck mehr. Daher ist schwer zu
prognostizieren, wie die US-Notenbank
(Fed) reagieren wird. Das führt zu einer
zunehmenden Unsicherheit – begleitet von
teils dynamischen Preisbewegungen. Dies
gilt insbesondere für die Anleihemärkte.
Dort stehen die Kurse seit Jahresbeginn
massiv unter Druck, wodurch naturgemäß
die Renditen anziehen. Darin spiegelt
sich die Annahme eines deutlich höheren
Zinsniveaus wider. Hierbei eine treibende
Kraft ist die Erwartung kräftig steigender
US-Leitzinsen. Die Fed hatte März den
wichtigsten Leitzins (Fed Funds Rate) um
25 Basispunkte auf 0,25 bis 0,50 % erhöht.
Bis zum Jahresende gehen die Erwartungen
aktuell von einem Anstieg auf mehr
als 2,50 % aus. Die Höhe hat sich dabei
zuletzt immer mehr in Richtung 3,00 %
verschoben. Die Unsicherheit im Zusammenhang
mit Inf lation/Leitzinsen scheint
sich auch am breiten US-Aktienmarkt zu
manifestieren. Während Rohstoffwerte von
dem inf lationären Umfeld profitieren, befinden
sich die Indizes seit Jahresbeginn im
Korrekturmodus.
Die deutschen Aktienindizes hatten im
März zwischenzeitlich eine Gegenbewegung
gezeigt. Sie erholten sich damit etwas
von den vorangegangenen Korrekturen. Allerdings
haben sich seit den Zwischenhochs
Ende März erneut kurzfristige Abwärtsbewegungen
gebildet. Damit liegen wieder
in allen Zeitebenen Abwärtstrends vor.
Beim DAX würde sich das charttechnische
Bild bessern, wenn das Zwischenhoch von
Ende März bei 14.925 Punkten überwunden
werden kann. Für ein solches Szenario
sind aktuell aber keine Katalysatoren
auszumachen. Im Falle einer fortgesetzten
Korrektur stellt das Zwischentief vom 7.
März bei 12.439 Zählern eine potenzielle
Anlaufstelle dar. Seitens der Einzelwerte
dürften die Investoren nun verstärkt auf
die Berichtssaison zum 1. Quartal 2022
schauen. Sie nimmt nun langsam Fahrt
auf. Neben dem Rückblick dürften dabei
vor allem die Aussichten genau unter die
Lupe genommen werden. Schließlich gibt
es einige potenzielle Belastungsfaktoren,
die sich in pessimistischen Erwartungen
niederschlagen könnten. Dazu gehört der
Ukraine-Russland-Krieg mit den daraus
resultierenden negativen Folgen für die
gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Auch
das inflationäre Umfeld mit deutlich steigenden
Rohstoff-, Energie- und Transportkosten
könnte die Erwartungen dämpfen.
Die Frage ist, wie viel von dem Negativen
bereits in den Aktienkursen enthalten ist.
Wie stark dreht
die Fed am Zinsrad?
Berichtssaison
startet
EZB
zögert
Die US-Notenbank und andere Zentralbanken
(z. B. die Kanadas) haben begonnen,
ihre Geldpolitik zu straffen, um damit
den Inf lationsdruck zu begegnen. Sie
erhöhten bereits die Leitzinsen und kündigten
direkt oder indirekt weitere Anhebungen
an. Die Europäische Zentralbank
(EZB) bleibt unterdessen zurückhaltend.
Trotz einer Rekordinf lation machte sie
keine klaren Anhaltspunkte über den Zeitpunkt
ihrer 1. Zinserhöhung. Die EZB hat
sich nur darauf festgelegt, erst die Wertpapierkäufe
vollständig einzustellen. Eine
Entscheidung darüber soll jedoch erst im
Juni fallen. Ein Auslaufen des Ankaufprogramms
könnte dann im 3. Quartal erfolgen.
Auf Basis der bisherigen Erkenntnisse
ist erst danach mit steigenden Leitzinsen in
der Eurozone zu rechnen. Die Zurückhaltung
der EZB wird inzwischen von immer
mehr Volkswirten als „riskant“ kritisiert.
Die Unentschlossenheit führt zugleich
dazu, dass der Euro zum US-Dollar seine
Abwertungstendenz der letzten Monate
fortsetzt. Jüngst fiel er unter das Zwischentief
von März 2022. Damit ist das Corona-
Tief von März 2020 in greifbare Nähe gerückt.
An den europäischen Aktienmärkten
sind die Märzerholungen zum Erliegen
gekommen. Der EURO STOXX 50 zeigt
wieder einen kurzfristigen Abwärtstrend.
Der STOXX Europe 600 hat sich etwas
besser gehalten. Er formt seit Ende März
eine Seitwärtsbewegung.
S&P 500 Stand 20.04.2022 DAX Stand 20.04.2022 EURO STOXX 50 Stand 20.04.2022