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Zu Fall gebracht: Markus Braun war von Januar 2002 bis Juni 2020
Vorstandsvorsitzender von Wirecard. Fraser Perring hatte das Unternehmen
ins Visier genommen und durch seine Aufklärungsarbeit
Bilanzfälschung belegt. Dadurch wurde der Brite bekannt.
Jahre auf dem elterlichen Bauernhof, bevor er
ins Internat ging. Nach einem Studium schlug
er sich mit verschiedenen Jobs in der Gastronomie
durch, bevor er 2011 eine Anstellung
als Sozialarbeiter in Lincolnshire gefunden
hatte. Er kündigte anderthalb Jahre später
wieder und widmete sich ganz der Börse, wo
er sich auf eigene Faust zum Spezialisten für
Leerverkäufe entwickelt hatte. Die Spezies ist
verschwiegen, sie weiß: Ihr Geschäft ist zwar
legal, aber fragwürdig. Leerverkäufer leihen
sich Aktien und zahlen dafür an den Verleiher
einen Preis. Sie verkaufen die Aktie. Anschließend
beginnt das große Warten: Wenn der
Kurs fällt, kaufen sie die Aktie am Markt und
geben sie dem Ausleiher zurück. Die Preisdifferenz
streichen sie ein. Manch einer versucht
in der Zeit des Wartens, den Kurs gezielt mit
schlechten Nachrichten über das entsprechende
Unternehmen nach unten zu treiben.
Perring, so heißt es in den Unterlagen der
Stiftung, „ist ein Leerverkäufer, der die Aufmerksamkeit
zu genießen scheint“, die sich in
einem Börsenumfeld ergibt, das weitgehend
darauf ausgelegt ist, Aktienkurse nach oben
zu treiben. Er verwaltet kein Geld für Kunden,
sondern handelt nur auf eigene Rechnung.
Einer wie er unterliegt damit keiner
Aufsichtsbehörde. Auch in Hamburg auf
der FFWD22-Konferenz genießt Perring die
Aufmerksamkeit des Publikums sichtlich.
Der „Wirecard-Jäger“ machte gleich bei der
Ankunft am Flughafen ein Foto von sich vor
dem Fahndungsplakat für Jan Marsalek, den
seit fast zwei Jahren verschollenen Vorstand
des insolventen früheren Dax-Unternehmens
Wirecard. Das Bild postete er im sozialen
Netzwerk Twitter, bevor er abends eine Fintech
Party besuchte – und nach eigener Aussage
gleich „vier Leute von meiner Shit-Liste“
traf. Namen wollte Perring nicht nennen.
Nur so viel: Viceroy Research werde schon
bald ein in den USA gelistetes Unternehmen
„mit Verbindungen nach Deutschland und
Russland“ in den Fokus nehmen.
Florian Spichalsky und Oliver Stock
Adler Stand: 14.06.2022 Wirecard Stand: 14.06.2022
Unter Verdacht: Das indische
Bildungsunternehmen Byju’s
soll 22 Milliarden Dollar
wert sein, Perring glaubt den
Zahlen nicht und setzt deshalb
auf fallende Kurse.
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