Gastbeitrag
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Beatles für 47,5 Millionen US-Dollar. Durchaus
neu aber ist die Flut an Musikrechten, die den Besitzer
wechseln, die Professionalität, mit der Kauf
und Verkauf organisiert werden, die Größe der
Player am Markt und die Verkaufsbereitschaft von
Künstlern, die auf dem Höhepunkt ihrer Karriere
stehen. Als Michael Jackson die Beatles-Rechte
erwarb, hatten die sich schon seit 15 Jahren aufgelöst.
Inzwischen gehört der Rechte-Verkauf fast
schon automatisch zum Geschäft. Für rund vier
Milliarden US-Dollar sind 2020 Musikrechte hin
und her geschoben worden.
Dabei ist es vor allem ein großer britischer Investmentfonds,
der in dem Business für Furore sorgt.
Der frühere Manager von Guns n‘ Roses und weitere
Branchenkenner haben den Fonds mit dem
Namen Hipgnosis 2018 aufgelegt. Gemeinsam
mit einigen erfahrenen Top-Bankern haben sie
das Investment in Musik damit für fast jeden zugänglich
gemacht. 2021 belief sich die Marktkapitalisierung
des Fonds schon auf 1,34 Milliarden
britische Pfund. Insgesamt hielt er im vergangenen
Jahr Rechte an über 60.000 Songs. 14.000
davon sind Top-Ten-Hits.
So gut wie jeden bekannten Künstlernamen findet
man mindestens einmal in der Liste. Darunter
Miley Cyrus, Dua Lipa, Justin Bieber, David Guetta,
Kate Perry, Pink. Auf Spotify gibt es sogar
eine eigene Hipgnosis-Playlist. Im Geschäftsjahr
in den Erwerb von Musikrechten gesteckt werden
soll. Auch KKR gemeinsam mit Bertelsmann,
Blackrock und die Allianz-Tochter Pimco sind
investiert. Hartwig Masuch, CEO der Bertelsmann
Tochter BMG rechnet damit, dass in den
nächsten Jahren bis zu 300 Milliarden Dollar von
Finanzinvestoren für den Erwerb von Musikrechten
ausgegeben werden könnten. Jüngst sicherte
sich BMG unter anderem die Musikrechte von
Tina Turner. Rock-Legende Bruce Springsteen
verkaufte seine Song-Rechte für rund 500 Millionen
Dollar an Sony Music.
Für die Künstler bedeuten die Verkäufe oft viel
Geld auf einen Schlag. Für die ganz großen Stars
sind es dann wie im Falle Springsteens oder Dylans
auch mal gleich hunderte Millionen. Und
zwar sicheres Geld - egal ob die Songs auch in
zehn Jahren noch laufen oder nicht. Gleichzeitig
verlieren die Musiker aber eben die Rechte auf ihr
geistiges Eigentum. Mit der zunehmenden Nachfrage
aus dem Finanzsektor, wird ihre Musik damit
am Ende zum reinen Investmentobjekt, das
pro Jahr so und so viel Rendite abwerfen muss.
Für Anleger kann das ein lohnenswertes Nischen-
Investment abseits der bekannten Pfade sein. Der
Musik-Sektor allerdings kommerzialisiert sich
weiter. Bob Dylan wird nicht der letzte bleiben,
der seine Songs verkauft.
Oliver Götz
2021 erzielte der Fonds Nettoeinkünfte von 138,4
Millionen Pfund, nach 83,3 Millionen im Jahr
zuvor. Teile davon schüttet der Fonds über eine
Dividende aus. Aktuell liegt die Dividendenrendite
der Hipgnosis-Aktie bei über vier Prozent, der
Kurs steht bei 114,6 Pfund und hat über drei Jahre
hinweg ein kleines Plus von rund zehn Prozent erzielt.
Erstaunlich ist vor allem seine Widerstandsfähigkeit
in der aktuell schwierigen Marktphase.
Der Kurs läuft seit einigen Monaten mit größeren
Schwankungen seitwärts und bekommt vom Abverkauf
an den Börsen insgesamt sehr wenig ab.
Das zeigt den großen Vorteil von Investments
in die Urheberrechte von Musikern. Die großen
Hits, ob nun von Bob Dylan, den Beatles oder
Pink Floyd, sind zeitlose Evergreens. Sie laufen
über Jahrzehnte, vielleicht Jahrhunderte in Radio,
Fernsehen, auf Bühnen und Streaming-Portalen.
Sie sind krisensicherer als jedes Produkt eines
Unternehmens. Schließlich sind sie einfach da.
Einmal produziert verschwinden sie nicht mehr.
Ein echter Evergreen hält ewig. So etwas wie einen
Produktlebenszyklus gibt es in der Kunst nicht.
Immer mehr große Finanzinvestoren haben das
Feld inzwischen im Blick. Der Vermögensverwalter
Blackstone beispielsweise investierte eine Milliarde
Dollar in Hipgnosis. Konkurrent Apollo hat
eigenes eine Gesellschaft namens Harbourview
gegründet über die ebenfalls rund eine Milliarde
Foto © shutterstock - Stefano Chiacchiarini 74
Klickmonster: Für 300 Millionen US-Dollar
verkaufte Bob Dylan seine Musikrechte an
die Universal Music Group.