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Im Jahr 2021 erzielte
Norwegens Staatsfond
einen Erlös von
an die 160 Milliarden
Euro, entsprechend
einer Rendite von
14,5 Prozent.
Aktionäre in Anleger
und Fonds/ETFs
2,0 Mio.
Rüstungsaktien: Vom Außenseiter
zum Favoriten
Wie sehr sich hier das Bild wandeln kann, beweist
derzeit ein Blick auf die Rüstungsindustrie:
Sind die Hersteller von Waffensystemen in
den westlichen Industrieländern nun Profiteure
von Leid und Tod? Oder schaffen sie erst die
Möglichkeiten, sich gegen gewalttätige Übergriffe
zur Wehr setzen zu können? Und wie geht
man mit Unternehmen um, die Ziviles und
Militärisches im Portfolio haben? Da ist Airbus
ein schlagendes Beispiel. Ähnlich Gas und
Kernenergie: Seitens der EU gerade als nachhaltig
und ESG-konform eingestuft, dürften
sich viele Anhänger „grüner“ Geldanlage mit
Grausen abwenden.
Allerdings: Nur zehn Prozent der deutschen
Anleger sehen ethisches Investieren als wichtig
an, zitiert die „Wirtschaftswoche“ eine Studie
der Fondsgesellschaft Union Investment. Hier
wäre wiederum eine Auswahlmöglichkeit für
die Beitragszahler ein denkbarer Weg aus dem
Dilemma, wie Ökonomen es mit Blick auf den
schwedischen Staatsfonds hervorheben.
Teufel steckt im Detail. Zum Beispiel: Wie vermeidet
man, dass der Staat, notorisch knapp
bei Kasse, sich eines Tages am Kapital der Aktienrente
bedient? Es folgen Probleme des Anlage
und Auszahlungshorizonts. Heute lebende
Ruheständler oder Beschäftigte kurz vor dem
Rentenalter werden sicherlich nicht mehr in
den Genuss einer Teilausschüttung kommen.
Dann: Mit welchen Kriterien soll die Auswahl
der Anlagen erfolgen? Kaum umstritten ist die
Forderung, vor allem nachhaltige Anlagen zu
tätigen, was ja geradezu Daseinskriterium eines
solchen Staatsfonds ist.
Aber schon bei der Grobjustierung wird es
schwierig – die Kriterien für Nachhaltigkeit
und gute Unternehmensführung mit sozialer
Verantwortung (ESG, Environmental Social
Governance) ändern sich stetig, die entsprechenden
Aktienindizes werden häufig umgebaut,
und manche als ethisch deklarierte
Anlage andererseits stellt sich bei genauerem
Hinsehen als Luftnummer heraus. Sobald im
übrigen die Auswahl der Investments zu sehr
eingeschränkt wird, leidet die Rendite, während
das Risiko steigt.
Schließlich wird sich zeigen, ob der Staat bei
der künftigen Gestaltung aus der im Großen
und Ganzen gescheiterten Riesterrente gelernt
hat. Die Erhaltungsgarantie des eingezahlten
Geldes verhinderte dort eine denkbare bessere
Rendite, die teils maßlosen Gebühren der Anbieter
taten ein Übriges, um viele Sparvorhaben
zum Nullsummen-Flop werden zu lassen.
In Zukunft wird die Altersvorsorge damit wohl
auch demokratischer, selbstbestimmter. Denn
wie auch immer der Staat es künftig organisiert
– Wunder sind nicht zu erwarten. Und
so werben die Onlineanbieter im Internet für
die Langfristanlage in Fonds und ETF, sozusagen
als private „Aktienrente“. Zumindest
wenn man die jüngere Generation betrachtet,
ist das Problembewusstsein recht hoch und die
Lösungsorientierung ebenfalls. Wie früh man
dem Berufsleben adieu sagen kann, bleibt aber
eine rein persönliche Entscheidung – und hängt
davon ab, ob man heute auf Konsum verzichtet,
um später unabhängig zu sein. Genau genommen
nichts anderes als die deutsche Spartradition,
die so lange nur belächelt wurde..
Reinhard Schlieker
12,1 Mio.
Aktiensparerinnen und Aktiensparer
6,9 Mio.
3,1 Mio.
nur Aktien Aktien und Fonds/ETFs nur Fonds/ETFs
Quelle: Deutsches Aktieninstitut