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russischen Währung voraus. „Der Zusammenbruch
der russischen Wirtschaft und ein
unmittelbar bevorstehender Zahlungsausfall
schienen vorgezeichnet“, blickt LBBW-Chefvolkswirt
Moritz Kramer zurück. Der Rubelkurs
aber begann auf einmal gegenüber USDollar
und Euro aufzuwerten. Daraus wurde
über den Mai hinweg eine regelrechte Rally.
Anfang März, also in etwa zu dem Zeitpunkt,
zu dem Christian Lindner twitterte,
war ein Euro rund 145 Rubel wert. Anfang
Juni waren es nur noch 64 Rubel.
Ausgehend von seinem Tiefpunkt infolge
des Kriegsausbruchs hat sich der Rubelkurs
inzwischen wieder verdoppelt. Zum Euro
steht der Rubel nun auf einem Sieben-Jahres
Hoch, zum Dollar ist er so viel wert, sie
seit vier Jahren nicht mehr. Derweil dürfte
das russische Bruttoinlandsprodukt in diesem
Jahr um bis zu zehn Prozent sinken. Das
finanz- und wirtschaftspolitische Fazit nach
rund dreieinhalb Monaten Krieg lautet also:
Die westlichen Sanktionen schwächen Russlands
Ökonomie, den Rubel haben sie hingegen
so stark werden lassen, wie lange nicht.
Die Ursachen dafür sind vielschichtig und
geben einmal mehr Zeugnis darüber ab, wie
häufig Finanztheorie von Finanzpraxis abweicht.
Die Theorie schließlich folgt marktwirtschaftlicher
Logik. Wird diese jedoch
aufgrund eines extremen Ereignisses, wie
dem eines Krieges ausgehebelt, taugt sie nicht
mehr zwingend als Ratgeber.
Die Überlegung des Westens jedenfalls ging
so: Wird Russland durch Sanktionen wirtschaftlich
geschwächt, wertet der Rubel ab.
In der Regel würde die Zentralbank dann
beginnen Fremdwährungen zu verkaufen,
wovon die Bank Rossii umgerechnet in etwa
US-Dollar in Rubel Stand: 14.06.2022
Auf 20 Prozent
hob Elwira
Nabiullina
den Leitzins
an, aktuell
beträgt er
14 Prozent.
Foto © picture alliance / Russian Look | Kremlin Pool
Gegen den Westen: Der russische Präsident
Wladimir Putin und die russische Zentralbank
Chefin Elvira Nabiullina bei einem
Treffen im Moskauer Kreml.