Aktien & Märkte Märkte im Überblick
Die großen US-Indizes befinden sich seit
einiger Zeit in einer Korrektur. Im Mai
hatten sie dabei zunächst Zwischentiefs
markiert, von denen Erholungsbewegungen
ausgingen. Aber auch bei diesen scheint es
sich nur um technische Gegenreaktionen
gehandelt zu haben. Die zwischenzeitlichen
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Raumgewinne wurden beinahe wieder
komplett abgegeben. Sollte der S&P 500
nun sein Zwischentief von Mai bei 3.810
Punkte unterschreiten, würde dies den Abwärtstrend
bestätigen, der sich seit seinem
Allzeithoch von Anfang Januar dieses Jahres
gebildet hat. Eine ähnliche charttechnische
Konstellation zeigt der NASDAQ-100,
der allerdings bereits seit November 2021
in einem Abwärtstrend ist. Letzterer ist seit
Jahresbeginn 2022 um mehr als 27 % gefallen.
Beim S&P 500 liegt das Minus bei
rund 18 %. Für Letzteren eine stützende
Säule in den vergangenen Wochen waren
die steigenden Erdöl- und Erdgaswerte.
Gut festmachen lässt sich dies am Sektorenindex
S&P Energy Select Sector Index.
Er bildet die Unternehmen der Branche ab,
die im S&P 500 enthalten sind. Darunter
sind die großen Öl-Multis Exxon Mobil
und Chevron, weitere Ölfirmen, aber auch
Raffinerien, Ölfeld-Dienstleister und Pipeline
Betreiber. Der Sektorindex ist der Einzige
im S&P 500, der im bisherigen Jahresverlauf
eine positive Performance aufweist.
Mit mehr als 50 % zeigt sie zudem ein
deutliches Plus.
Die Unsicherheit bezüglich der weiteren
konjunkturellen Entwicklung nimmt Form
an. Im April hat die deutsche Industrie erneut
deutlich weniger Aufträge erhalten.
Zum Vormonat sanken die Bestellungen
um 2,7 %. Nach -4,2 % im März und -1,3
% im Februar ist dies bereits der dritte
Rückgang in Folge. Auch wenn die Orderbücher
nach wie vor gut gefüllt sind, deutet
die Entwicklung bei den Auftragseingängen
auf eine nachlassende Dynamik in
der Industriekonjunktur hin. Am Aktienmarkt
machte der DAX in der vergangenen
Woche einen Schritt zurück. Er hatte
seit Anfang Mai einen kurzfristigen Aufwärtstrend
gebildet. Es gelang ihm damit
vorerst nicht, über das Zwischenhoch von
März 2022 bei 14.925 Punkten zu klettern,
welches jüngst in greifbare Nähe gekommen
war. Ein Ausbruch wäre ein positives
charttechnisches Signal gewesen. Bei den
deutschen Indizes wird es zum 20. Juni einige
Änderungen geben. Nach der jüngsten
turnusmäßigen Überprüfung wird die Aktie
von Delivery Hero den DAX verlassen
und künftig im MDAX enthalten sein. Sie
tauscht ihren Platz mit Beiersdorf. Aus dem
SDAX in den MDAX aufsteigen wird der
Betreiber von Wind- und Solarparks Encavis,
der seinen Platz mit dem Finanzdienstleister
Hypoport wechselt. Zudem kommen
die Papiere von Hensoldt und PNE Wind
in dem SDAX. LPKF Laser und SGL Carbon
scheiden für sie aus.
Mai-Tiefs im Visier
Nachlassende Dynamik
in der Industrie
EZB will mit
Straffung beginnen
Die Europäische Zentralbank (EZB)
kommt nun ebenfalls ins Handeln. Nach
längerem Zögern greift sie jetzt auf ihr
Instrumentarium zurück, um mit geldpolitischen
Straffungen zu versuchen, die
hohe Inflation zu mildern. Zum einen wird
sie ihre milliardenschweren Wertpapieranleihekäufe
zum 1. Juli einstellen. Zum
anderen hatte sie auf ihrer jüngsten Sitzung
angekündigt, ihre Leitzinssätze nach
ihrem nächsten Treffen am 21. Juli anzuheben.
Es wäre die erste Anhebung seit 11
Jahren. Geplant ist eine jeweilige Erhöhung
um 25 Basispunkte. Derzeit liegen die Zinsen
bei -0,50 % (Einlagefazilität), 0,00
% (Hauptrefinanzierungsgeschäfte) und
0,25 % (Spitzenrefinanzierungs-Fazilität).
Marktbeobachter gehen davon aus, dass
aufgrund der hohen Inflationsraten weitere
Zinsschritte nach oben folgen dürften. Im
Euroraum hatte die jährliche Teuerungsrate
im Mai erneut zugelegt. Nach jeweils 7,4
% im März und April kletterte sie auf 8,1
%. Die steigenden Zinserwartungen können
die ohnehin schon gedämpften Konjunkturaussichten
noch weiter eintrüben,
was ein potenzieller Belastungsfaktor für
die Aktienmärkte ist. Der Euro hatte angesichts
der im Vorfeld der jüngsten EZBSitzung
gestiegenen Zinserwartungen etwas
an Boden zum US-Dollar gutgemacht.
Nach der Entscheidung am Donnerstag
kam der Wechselkurs Euro/US-Dollar jedoch
wieder unter Druck.
S&P 500 Stand 13.06.2022 DAX Stand 13.06.2022 EURO STOXX 50 Stand 13.06.2022