„Seltene Erden sind nicht so selten wie der
Name suggeriert. Allerdings wird ein Großteil
dieser Metalle in China gefördert, bzw. wurde
China von anderen Staaten über langfristige
Lieferverträge zugesichert, sodass auch hier
preistreibende Verknappung entstehen könnte“,
erklärt der Chefanlagestratege der Deutschen
Bank Ulrich Stephan.
Die Volksrepublik hat in den vergangenen Jahr-zehnten
systematisch eine dominante Stellung
auf den Rohstoffmärkten aufgebaut. So auch in
der Demokratischen Republik Kongo. China
investiert Milliarden in Afrika – ein lohnen-des
Geschäft, das in den nächsten Jahren noch
lohnender werden dürfte. Denn das zentral-afrikanische
Land ist ein Rohstoffgigant, der
unter anderem über 71 Prozent der weltweiten
Kobaltvorkommen verfügt. Das glänzende, sil-bergraue
Schwermetall wird insbesondere bei
der Produktion von Elektroautos gebraucht.
Während sich viele westliche Unternehmen
in den vergangenen Jahren aus dem Kongo
zurückgezogen haben, baute China Kranken-häuser,
Wohnungen, Eisenbahnstrecken und
Straßen, über die massive Platten aus Kupfer
an die tansanische oder südafrikanische Küste
transportiert werden – und dann in das Reich
der Mitte. Die USA und Europa ließen sich
von den teils dramatischen Zuständen der
Republik in Zentralafrika abschrecken. Sie ist
korrupt, das politische System instabil und
die Menschenrechtslage desolat. Für China
ist das Land jetzt eine Schatzkammer, und
das gilt nicht nur für Kobalt. 80 Prozent der
weltweiten Förderung von Coltan findet im
Kongo statt, das Erz steckt in allen Computern
und Smartphones.
Auch das Institut der deutschen Wirtschaft
sieht Chinas Dominanz – und schlägt Alarm.
In einer aktuellen Studie kommen die Wissen-schaftler
zu dem Ergebnis, dass die Abhän-gigkeit
von China sehr hoch sei. „So werden
beispielsweise 65 Prozent der Rohstoffe für
Elektromotoren aus China importiert. Auch
bei Windturbinen und Photovoltaik-Anlagen
ist China mit über 50 Prozent Anteil führend
bei den Rohstoffzulieferungen.“ Das führe zu
Klumpenrisiken in der Wertschöpfungskette,
warnt das Institut und ergänzt: „Deutschland
ist von chinesischen Vorleistungen stärker ab-hängig
als andersrum.“
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China dominiert den Markt für Seltene Erden
Weltweite Reserven an Seltenen Erden 2021 ( in Mio. REO-Tonnen *).
Quellen: US Geological Survey, Statista *REO = Rare-Earth-Oxides
Seltene Erden: Hier wird abgebaut
Anteil führender Länder an der weltweiten Minenproduktion 2021
Quellen: US Geological Survey, Statista