Lebensart
VW
SETZT DEN
BULLI
UNTER STROM
Der T1 war Handwerkers
Liebling.
Die neuste Version des Wirtschaftswundertransporters ist
erst zu haben, wenn die E-Auto-Förderung fast ausläuft.
Denn die Krise hat VW gleich doppelt erwischt.
Erstens hat der Konzern den Dieselskandal aus-gelöst
und damit tatkräftig dazu beigetragen,
dass Verbrennungsmotoren mehr und mehr
geächtet werden. Inzwischen will die EU, dass
sie ab 2035 nicht mehr verkauft werden, was
bei den Herstellern den Umstellungsprozess auf
Elektroautos beschleunigt. Und zweitens steckt
VW wie andere auch in Lieferschwierigkeiten.
Besonders Halbleiter sind Mangelware, seit Co-rona
die Lieferketten durcheinandergewirbelt
hat. Und da in den Innereien eines E-Bullis rund
zehn Mal so viele Chips stecken wie in einem
herkömmlichen Transporter, ist es fraglich, wie
viele Handwerker bald ein Exemplar bekommen,
auch wenn sie ihn schon längst bestellt haben.
Teure Batterien, teure Chips
Der Halbleitermangel dürfte die Autohersteller
hierzulande noch bis mindestens 2024 brem-sen,
heißt es in einer Untersuchung der Unter-nehmensberatung
AlixPartners. Für dieses Jahr
Ohne Frage, es gibt Autos, die haben Kultsta-tus.
Ente, Käfer, Citroën DS, Fiat Panda gehö-ren
dazu – und als einer der wenigen Vertreter
der Lieferwagenfraktion: der Bulli. Auf die
Welt gekommen als T1 im Jahr 1950, Kuller-scheinwerfer
wie Augen und ein VW-Emblem
als Nase. Irgendwann hat ihm jemand das
Label „Transporter des deutschen Wirtschafts-wunders“
angepappt, und seitdem musste Her-steller
VW eigentlich nicht viel mehr tun, als
ihn brav zu modernisieren.
Jetzt machen sie das wieder bei VW in Han-nover,
wo die Nutzfahrzeuge gebaut werden.
Diesmal ist es der erste Elektro-Bulli gewor-den,
und er sieht nicht zufällig dem Urmodell
von 1950 besonders ähnlich. Es ist sozusagen
die nächste Stunde null in der Transporter-szene.
Der T1 ist zum ID. Buzz geworden.
Und wie sein Urahn kommt er als Produkt auf
den Markt, das in einer Krise entwickelt wor-den
ist, um dabei zu helfen, eben dieser Krise
zu entkommen.
Foto: shutterstock / Daniel Stefan Calin
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