Aktien & Märkte
DAS GROSSE
ABDANKEN
Geldadel verpflichtet, weiß man beim Schwei-zer
Luxusuhrenhersteller Audemars Piguet.
Und so verkündete die Grande Dame des
Chronometerwesens, Jasmine Audemars, ihren
Rückzug aus dem Verwaltungsrat des Familien-unternehmens
nun in aller Ruhe und wohlge-setzten
Worten. Einen CEO-Wechsel wird es
ebenfalls geben – und zwar definitiv Ende 2023.
So sieht Planung aus in einer Traditionsfirma.
Und die scheidende Urenkelin des Gründers ist
immerhin 80 Jahre alt. Man muss auch loslas-sen
können, soll sie gesagt haben. Da ist Erwin
Müller dezidiert anderer Meinung. Der Dro-geriekettenboss
feuert bald mehr als er heuert,
gerade erst den jugendlich wirkenden CEO
Günther Helm (43). Müller selbst ist 90 und
übernimmt nun wieder das Ruder. Aber Müller
war bislang auch beileibe kein Beispiel für gute
Unternehmensführung.
Adidas: Sprint ins Aus
Von Altersgründen kann natürlich bei Adidas
nicht die Rede sein, wenn man den abrupten
Schnitt betrachtet, der Kasper Rorsted (60) er-eilt
hat. Der anfangs gefeierte Sportsmann hat
Investoren vergrämt und manches an einem
gewissen Rufschaden zu verantworten, den
Adidas
in letzter Zeit zu verbuchen hatte. Rors-teds
nicht sehr phantasievolle Produktpipeline
ging da aufs Unerfreulichste die Verbindung
ein mit der Treue zu Katar, dem Austragungs-land
der kommenden Fußball-WM. Solche
Im Firmenhimmel ist
die Hölle los: Zahlreiche
Unternehmen erleben
abrupte Führungswechsel.
Einige müssen, andere
können nicht mehr nach
über zwei Jahren im
Krisenmodus.
Das Problem: Es stehen
nicht genug gute
Nachfolger parat.
Eine große Gefahr für
Deutschland.
Schliekers Börsenjahr
SCHLIEKER
Pläne wie die Einstellung von Mietzahlungen
für Filialen im Lockdown, obschon schnell wie-der
korrigiert, blieben Aufreger. Die vergäng-lichste
Berufsbezeichnung in diesen Kreisen
lautet wohl „Hoffnungsträger“.
VW verdoppelt die Belastung
Bei VW lief es ähnlich: Herbert Diess, der
ehemalige BMW-Automann, arbeitete sich
am Konzernwandel ab und verwendete, oder
verschwendete, viel Kraft auf das bockigste
Pferd im Stall, nämlich die VW-Digitaltochter
Cariad. Von deren Betriebssystemen und Soft-ware
hing und hängt viel ab bei Volkswagen,
und wenn es nicht funktioniert, bleiben Autos
liegen oder werden gar nicht erst gebaut. Das
scheint dem Aufsichtsrat noch teurer vorge-kommen
zu sein als die Weiterbezahlung des
Chefs ohne Geschäftsbereich bis 2025. We-nigstens
gibt es hier mit Porsche-CEO Oliver
Blume direkt einen Nachfolger – der eine Dop-pelbelastung
haben wird. Porsche und dazu der
ganze VW-Konzern? Investoren sind skeptisch,
wie einige große Investmentfonds sogleich zu
Protokoll gaben.
Fresenius mit neuem Rezept
Beim Medizinunternehmen Fresenius, Mutter
des Klinikkonzerns Helios, wurde ebenfalls
Tabula
Rasa gemacht. In vier Wochen wird
Vorstand Michael Sen nun Chef anstelle des
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