Aktien & Märkte
Die US-Notenbank (Fed) wird wohl nach-legen:
Auf ihrer nächsten turnusmäßigen Sit-zung
am 21. September dürfte sie erneut die
Geldpolitik straffen. Eine weitere Anhebung
des wichtigen Leitzinses, der Fed Funds Rate,
galt bereits als gesetzt. Es wurde am Markt
allein über die Höhe der Anpassung spe-kuliert.
In dieser Hinsicht gab es nun neue
Anhaltspunkte. Fed-Chef Jerome Powell hat
Ende August auf der Notenbankkonferenz
in Jackson Hole von einer Fortsetzung des
entschlossenen Kampfes gegen die Inflation
gesprochen. Demnach könnte auch ein er-neut
„außergewöhnlich großer“ Zinsschritt
nötig sein. Die Äußerungen Powells führten
dazu, dass im September erneut mit einer
Anhebung um 75 Basispunkte gerechnet
wird. Die Wahrscheinlichkeit für einen sol-chen
Schritt liegt laut dem CME FedWatch
Tool jetzt bei rund 70 %. Bereits auf ihren
beiden vorangegangenen Sitzungen hatte
die Notenbank den Leitzins jeweils um 0,75
Prozentpunkte angehoben. Aktuell notiert
er bei 2,25 bis 2,50 %. Die Erwartungen
sind nun, dass bis Ende des Jahres der Leit-zins
auf 3,75 bis 4,00 % steigt. Die straffere
Geldpolitik der Fed schürt die Befürchtung
von größeren Belastungen auf die US-Wirt-schaft.
Das ist kurzfristig ein potenziell
bremsender Faktor für den breiten US-Ak-tienmarkt.
Dieser hatte nach den jüngsten
Powell-Äußerungen negativ reagiert.
Der ifo Geschäftsklimaindex gehört zu den
wichtigsten Frühindikatoren, um die Perspek-tiven
für die deutsche Wirtschaft einzuschät-zen.
Dazu werden etwa 9.000 Unternehmen
befragt. Die mehrheitliche Stimmungslage
in den letzten Monaten ist schlecht: Inflation,
Ukraine-Krieg, gestörte Lieferketten und die
Sorge um die Energiesicherheit in Deutsch-land
sind Faktoren, die Kopfzerbrechen be-reiten.
Die Beurteilung der aktuellen Lage
ist deshalb gedämpft. Zudem herrscht beim
Blick nach vorn großer Pessimismus. Es gibt
zu viele Unsicherheiten. Die Folge ist, dass der
ifo Geschäftsklimaindex im August auf den
niedrigsten Wert seit Juni 2020 gesunken ist.
Dabei handelte es sich um den dritten Rück-gang
in Folge. Der Konjunkturindikator deu-tet
damit auf einen Rückgang der deutschen
Wirtschaftsleistung im dritten Quartal hin.
Im zweiten Jahresviertel hatte das Brutto-inlandsprodukt
zum Vorquartal ein leichtes
Plus von 0,1 % gezeigt. Im ersten Quartal gab
es einen Anstieg von 0,8 %. Trotz dieser be-reits
getrübten Konjunkturperspektiven droht
weiterer Gegenwind. Die hohe Inflation in
der Eurozone könnte weitere geldpolitische
Straffungsschritte der Europäischen Zentral-bank
(EZB) nach sich ziehen. Die aktuelle
Gemengelage hat dazu geführt, dass die seit
Juli gebildeten kurzfristigen Aufwärtstrends
bei den deutschen Indizes zuletzt wieder ge-brochen
wurden.
NOCH MAL
0,75 BASISPUNKTE?
KONJUNKTUR- UND
INFLATIONSSORGEN
Märkte im Überblick
EZB
DÜRFTE NACHLEGEN
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte
im Juli erstmals seit 2011 ihre drei Leitzinsen
erhöht. Der wichtigste, der für Hauptrefinan-zierungsgeschäfte
wurde von 0,00 auf 0,50 %
angepasst. Der Einlagensatz stieg von -0,50
auf 0,00 %, der für die Spitzenrefinanzie-rungsfazilität
von 0,25 auf 0,75 %. Damit ist
die Periode mit Negativzinsen beendet. Wei-tere
Zinsanhebungen werden erwartet. Im
EZB-Rat gibt es Mitglieder, die bereits für die
nächste Sitzung am 22. September für weitere
Anhebungen um 50 Basispunkte plädieren.
Zudem gibt es Stimmen, die sich 75 Basis-punkte
vorstellen könnten. Auch die EZB
steht unter Druck, sich gegen die ausufernde
Inflation zu stemmen. Lange Zeit hatte sie
sich gesträubt, bevor sie im Juli mit der geld-politischen
Straffung startete. Die Notenbank
sieht sich wie jeher mit der Herausforderung
konfrontiert, die regionalen Ungleichheiten
in ihrer Geldpolitik unter einem Hut zu be-kommen.
Das Problem ist nun: Ein übermä-ßig
steigendes Zinsniveau dürfte nicht nur
die konjunkturelle Aktivität in der Eurozone
bremsen, sondern bietet auch Sprengstoff für
den Euro und das Finanzgefüge der Eurozone.
Daraus resultieren wiederum potenzielle Be-lastungsfaktoren
für die Aktienmärkte der
Eurozone. Ein Gradmesser ist der Bluechip-
Index EURO STOXX 50. Dieser hatte Mitte
August seinen kurzfristigen Aufwärtstrend
erst einmal beendet.
S&P 500 Stand: 29.08.2022 DAX Stand: 29.08.2022 EURO STOXX 50 Stand: 29.08.2022
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