Die Gewinnmaschine ist Porsche,
doch Porsche hängt am Tropf von VW
Volkswagen kommt da im Vergleich als
schwerer Tanker daher. Die Konzernmarge
lag 2021 bei acht Prozent. Und daran hatte
Porsche maßgeblichen Anteil. Die Kernmarke
VW nämlich kam gerade einmal auf
3,3 Prozent. Gerade als Massenhersteller tut
sich VW deutlich schwerer als Porsche, steigende
Kosten an die Kunden weiterzugeben.
Darüber hinaus verschlingt der Weg hin zur
E-Mobilität zig Milliarden Euro. Die Gewinnmaschine
im Konzern war in den vergangenen
Jahren stets Porsche. Da liegt es zunächst
also auf der Hand, wenn Anleger nun
lieber direkt zu Porsche-Aktien als zu denen
des Mutterkonzerns greifen.
Doch Vorsicht. Porsche hängt nach wie vor
am Tropf von VW. Und das gleich in mehrfacher
Hinsicht. Da ist das eingangs aufgezeichnete
komplexe Firmenkonstrukt, durch
das die Unternehmerfamilie Porsche/Piëch
stets zu ihren eigenen Gunsten Entscheidungen
beeinflussen kann, mit Blick auf Porsche
genauso wie mit dem auf VW. Da ist Oliver
Blume in der CEO-Doppelrolle, der Porsche
weiterführen soll, als VW-Chef nun aber
gleichzeitig den Erfolg des Gesamtkonzerns
als maßgebend betrachten muss. Und da ist
schlicht die Tatsache, dass VW weiterhin die
Mehrheit an Porsche hält. Unabhängig voneinander
werden VW, Porsche- und Porsche
SE-Aktie nicht laufen. Wer eine VW-Aktie
kauft, kauft Porsche mit. Wer eine Porsche-
Aktie kauft, kauft VW mit.
Die entscheidende Frage für die Porsche-Aktie
wird deshalb sein, für wie eigenständig
der Markt den Sportwagenbauer nun hält.
VW-Aktionäre können sich Ende des Jahres
wohl über eine Sonderdividende durch die
Erlöse des Porsche-IPO freuen, darüber hinaus
dürfte sich für sie wenig ändern.
Beiden Aktien bleibt derweil das herausfordernde
Marktumfeld. Die inzwischen
als ziemlich sicher geltende Rezession für
das kommenden Jahr in Deutschland sowie
eine insgesamt gefährlich stotternde Weltwirtschaft,
setzten den Autobauern branchenübergreifend
zu. Das hat den Sektor an
der Börse zwar günstig gemacht, doch die
Risiken sind nicht von der Hand zu weisen.
Anleger dürften daher gut beraten sein, ein
Stück weit Abstand von der euphorischen
Stimmung zu nehmen, die Porsche und der
VW-Konzern am Donnerstag auf dem Parkett
verbreiteten. Oliver Götz
Foto © 904 Carrera GTS + Cayenne GTS Coupé - www.presse.porsche.de
Aufgebockt: Der 904 Carrera GTS von 1963 neben
dem aktuellen Cayenne GTS Coupé.
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