Fonds
FESTE MAUERN
IN TURBULENTEN
BÖRSENZEITEN
Fonds des Monats
Steigende Zinsen aufgrund hoher Inflation haben für viele den Traum vom Erwerb einer eigenen
Immobilie zum Platzen gebracht. Anleger, die in ihrem Portfolio auch die Anlageklasse Immobilien
diversifiziert berücksichtigen wollen, können in Immobilienaktien, die aber den allgemeinen Börsenschwankungen
unterliegen, oder in Offene Immobilienfonds (OIFs) investieren.
Im Unterschied zu Geschlossenen Immobilienfonds,
die Gelder über eine unternehmerische
Beteiligung zur Finanzierung eines bestimmten
Projektes einsammeln, investieren
OIFs in eine Vielzahl unterschiedlicher Immobilien.
Der „grundbesitz europa“ (WKN:
980700) wurde bereits 1970 aufgelegt und
zählt zu den Urgesteinen dieser Fondsgattung.
Sicherer Hafen
Als im Minus- und Negativzins-Umfeld nichts
mehr zu verdienen war, suchten Anleger Sicherheit
und Rendite bei Offenen Immobilienfonds.
Ob Euro-Anleihen hoher Bonität
bei steigenden Zinsen längerfristig wieder
konkurrenzfähig zu den Renditen der OIFs
werden, bleibt abzuwarten. Denn möglicherweise
muss Madame Lagarde früher als viele
erwarten wieder zurückrudern und die Zinsen
senken, weil die südeuropäischen Länder unter
der Finanzierung ihrer Schuldenlast ächzen
und die europäische Wirtschaft in eine Rezession
abstürzt.
Unbestritten wachsen die OIF-Renditen aktuell
nicht in den Himmel. Sonja Knorr, Head of Alternative
Investments bei Scope Fund Analysis
geht davon aus, dass Anleger in der Fondskategorie
mit niedrigeren risikoadjustierten Renditen
leben müssen als noch vor einigen Jahren. „Insgesamt
weisen die Offenen Immobilienfonds aber
weiterhin ein gutes Rendite-Risiko-Profil auf“, so
die Expertin. OIFs können in einem gestreuten
Portfolio für Stabilität sorgen, wenn Rohstoffe,
Aktien und Anleihen im Gleichklang nach unten
gehen. Im Juni veröffentlichte Scope die aktuellen
Ratingeinstufungen der Fondskategorie. Dabei
wurde der „grundbesitz europa“ von „bbb+AIF“
auf „a-AIF“ heraufgestuft. Unter den 17 ausgewerteten
OIFs wurden nur zwei hochgestuft,
sechs wurden abgestuft, bei neun Produkten
wurde das Rating beibehalten.
Auf Immobilien in Europa bauen
Der Fonds ist mit 96 Immobilien in zwölf europäischen
Ländern mit verschiedenen Nutzungsarten
breit gestreut. Ein Schwerpunkt liegt mit 44,3
grundbesitz europa
ISIN: DE0009807008
Fondsvolumen: 9.065,5 Mio. Euro
Fondswährung: Euro
Auflegungsdatum: 27.10.1970
Gesamtkostenquote (p.a.): 1,05%
Prozent auf Büro- und Praxis-Immobilien, aber
auch die Segmente Handel, Wohnen, Hotel sowie
Lager & Logistik, die vor allem durch den zunehmenden
Online-Handel weiter an Bedeutung
gewinnen, werden berücksichtigt. Regional liegt
mit 30,7 Prozent ein Schwerpunkt auf Deutschland.
Zu den Immobilien des Portfolios zählen ein
Einkaufszentrum in Barcelona und studentische
Wohnimmobilien in britischen Universitätsstädten.
Die Mieteinnahmen bieten Anlegern einen
gewissen Inflationsschutz. „Während Geld durch
Inflation an Wert verliert, steigen die Mieten aufgrund
von Indexierungsregelungen. Das ist insbesondere
in Zeiten von Niedrigzinsen ein Pluspunkt“,
so Anke Weinreich, Fondsmanagerin des
„grundbesitz europa“. Nachhaltigkeits-Aspekte
spielen auch bei Immobilien eine immer größere
Rolle. Im Investmentprozess des Fonds werden
daher auch ESG-Faktoren berücksichtigt.
Stabile Performance
Seit 1970 wurde jedes Kalenderjahr im positiven
Terrain abgeschlossen. In den vergangenen drei
Jahren erzielten Anleger mit dem „grundbesitz
europa“ einen Ertrag von 6,6 Prozent. In dem
Zeitraum lag der maximale Verlust bei 1,1 Prozent.
Da Immobilien nicht wie Aktien täglich liquide
gehandelt werden, hat der Gesetzgeber für
OIFs eine Mindesthaltefrist der Fondsanteile von
24 Monaten vorgesehen. Zudem greift eine Frist
von 12 Monaten, mit der Anleger die Rückgabe
von Fondsanteilen ankündigen müssen.
Christian Bayer
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