zweifelhaft. Allein schon der Fachkräftemangel
würde dies vereiteln. Was aber klar
ist: Für die mittelständischen produzierenden
Unternehmen würde es teuer. Erst bei einer
Preiserhöhung der Lieferungen aus China
von 25 Prozent, etwa durch neue Importzölle,
lohnte sich eine Fabrikarbeit in Deutschland
wieder.
Also ausweichen nach Vietnam, Malaysia,
Singapur, Indien, Südafrika? Was bei Softwarefirmen
funktioniert, klappt beim Maschinenbau
noch lange nicht. Denn ab dem
Jahresbeginn 2023 tritt auch noch das „Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz“
in Kraft, ein
Ungetüm nicht nur dem Namen nach. Zunächst
für Firmen ab 3000 Beschäftigten,
ein Jahr später auch für solche mit 1000 Mitarbeitern
besagt es stark vereinfacht, dass Unternehmen
ihren Kunden notfalls nachweisen
müssen, bei den Zulieferungen auf Standards
in Sachen Menschenrechte, Umweltschutz
und andere Voraussetzungen geachtet zu haben.
Damit wird es früher oder später zum
Rückzug aus diversen Staaten kommen müssen,
auch wenn das Gesetz zunächst keine
zivilrechtliche Haftung begründet. Im Falle
Chinas ist damit schon ein Paradebeispiel zur
Hand, und die Unternehmen raufen sich die
Haare. Und Menschenrechte in Malaysia?
Umweltschutz in Indonesien? Es dürfte interessant
werden. Und die Kosten beträchtlich.
Aktuell sieht es so aus, als würden die Europäer
auch weiterhin stark auf China setzen. Beispiel:
Airbus. Weil die Amerikaner Boeing als
Hochtechnologieunternehmen den Bau einer
Fertigung in China untersagten, stößt Airbus
gern und schnell in die sich öffnende Lücke:
Nachdem China Southern Airlines einen Kauf
von 100 Boeing 737 Max stornierte, orderte die
Fluglinie umgehend 96 Exemplare des Airbus
320. Beispiel BASF: Am 6. September eröffnete
der deutsche Chemieriese feierlich seine neue
Kunststoff-Fabrik in Zhanjiang. Der schweizerische
Konzern ABB eröffnete gerade eine weltweit
einzigartige Roboterfertigung in Schanghai.
Nach Boykott oder Rückzug sieht das alles
nicht aus, auch wenn die ersten Planungen für
diese Projekte natürlich lange zurückliegen.
So aber wird der Schaden deutlich, den diese
Großkonzerne verbuchen müssten, gälte es, sich
aus China zurückzuziehen. Für einen deutschen
Mittelständler wären die Kosten vermutlich
nicht tragbar und bedeuteten damit das
wirtschaftliche Aus. Falls es nicht schon vorher
von den heimischen Problemen verursacht wird.
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Reinhard Schlieker unter
schlieker@boerse-am-sonntag.de
ZAHL DES MONATS
232
Prozent
mehr als vor einem Jahr müssen Verbraucher
derzeit für Gas zahlen. Eine Kilowattstunde
Gas kostet im Schnitt 21,9 Cent mehr.
(Stand: September 2022)
TERMINE DES MONATS
28.10.2022 DE Verbraucherpreisindex
(vorläufig)
Oktober 2022
28.10.2022 DE BIP Q3/2022
(Schnellmeldung)
27.10.2022 EWU EZB, Ergebnis der
Ratssitzung
07.10.2022 USA Arbeitsmarktbericht
September
13.10.2022 USA Verbraucherpreisindex
(CPI) September
27.10.2022 USA BIP Q3/2021
(erste Schätzung)
02.11.2022 USA Fed, Zinsbeschluss
der Ratssitzung
01./02.11.
Foto: Porsche
Foto © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Andy Wong
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