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9,2 Milliarden Euro Wertverlust auf deutsche Sparguthaben in 2020

Trotz Mehrwertsteuersenkung und negativer Inflation verlieren deutsche Sparer auch 2020 viel Geld. Das Sparvolumen der Deutschen steigt erstmals auf über 2,5 Billionen Euro.

(Foto: comdirect)

Trotz Mehrwertsteuersenkung und negativer Inflation verlieren deutsche Sparer auch 2020 viel Geld. Das Sparvolumen der Deutschen steigt erstmals auf über 2,5 Billionen Euro.

Zum zweiten Mal in Folge ist der quartalsweise erhobene Realzins in Deutschland positiv. Mit plus 0,37 Prozent erreicht er im vierten Quartal 2020 den höchsten Wert seit mehr als fünf Jahren. Zu diesen Ergebnissen kommt der comdirect Realzins-Radar, der gemeinsam mit Barkow Consulting ermittelt wird.

Der Realzins gibt den Zins nach Abzug der Inflation wieder. Die Zinsen auf Tages- und Festgeld, Girokonten und Spareinlagen lagen im vierten Quartal 2020 im Durchschnitt bei 0,12 Prozent. Die Inflationsrate ist in Deutschland im vierten Quartal nochmals gesunken – auf minus 0,25 Prozent, den niedrigsten Wert seit mehr als 10 Jahren. Entsprechend lagen die Zinsen auf die Ersparnisse der Deutschen wie bereits im dritten Quartal 2020 über der Inflationsrate.

Durch den positiven Realzins haben die Ersparnisse im vierten Quartal 2,3 Milliarden Euro real an Wert gewonnen, pro Kopf waren das 28 Euro. Der Schein von steigenden Realzinsen trügt allerdings: Die Inflation ist im zweiten Halbjahr 2020 lediglich durch den Sondereffekt der befristeten Mehrwertsteuersenkung ins Negative gerutscht.

Vor dem Hintergrund der niedrigen Sparzinsen ist künftig wieder von einem negativen Realzins auszugehen. Auch bei Betrachtung des gesamten Jahres 2020 mit einer im Durchschnitt insgesamt positiven Inflationsrate beläuft sich der Realzins auf minus 0,39 Prozent. Der Realzinsertrag liegt bei minus 9,2 Milliarden Euro, pro Kopf waren das 111 Euro Verlust.

„Sparer können sich schon jetzt darauf einstellen, dass reale Verluste auf Sparbüchern und Co. im Jahr 2021 wieder zur Normalität werden“, sagt Matthias Hach, Bereichsvorstand comdirect, Marketing & Digital Banking Solutions bei der Commerzbank. „Um im Zuge der Corona-Krise die Wirtschaft wieder anzukurbeln, bleibt die EZB vorerst bei ihrer ultra-expansiven Geldpolitik. Zinserhöhungen sind nicht in Sicht.“

Gleichzeitig haben die Deutschen im Corona-Jahr 2020 so viel gespart wie nie zuvor. Als ein Motiv gilt hier die Angst vor Einbußen durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit. Außerdem haben die Menschen während der Lockdown-Phasen generell weniger ausgegeben, größere Reisen beispielsweise waren nicht möglich. Entsprechend wurde im zweiten Quartal 2020 erstmals seit Erstellung der Statistiken im Jahr 1950 eine Sparquote von über 20 Prozent ausgewiesen. Insgesamt legten die deutschen Bürger in den vergangenen zwölf Monaten zusätzliche 133 Milliarden Euro in Form von Spareinlagen zurück. Die Corona-Pandemie hat damit die Spareinlagen deutscher Privathaushalte erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik über die Marke von 2,5 Billionen Euro getrieben.

 „Die Deutschen neigen dazu, ihr Erspartes in unsicheren Zeiten auf mutmaßlich sichere Anlagekonten zu schieben“, so Hach. „Dies sollte sich aber immer auf einen Notgroschen für unvorhergesehen Ausgaben beschränken. Für den mittel- bis langfristigen Vermögensaufbau sind Investitionen in Wertpapiere unerlässlich. Sparbuch und Tagesgeld schützen zwar vor Risiko, aber nicht vor einem Wertverlust, wie wir regelmäßig mit dem comdirect Realzinsradar aufzeigen.“  Wertpapiersparpläne ab 25 Euro monatlich und digitale Vermögensverwaltungen wie cominvest bieten hierfür gute Einstiege.