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Wird Square zum Amazon der Finanz-Branche?

Ein Kursplus von 500 Prozent seit März und kein Ende in Sicht: Die Square-Aktie geht durch die Decke. Auch, weil die Kalifornier viel mehr sind, als ein bloßer Zahlungsdienstleister. Neben dem strukturellen Trend in der Branche, profitiert das Unternehmen vom Boom bei Kryptowährungen.

Die Bank auf dem Smartphone: Square macht es möglich. (Foto: Pressmaster / Shutterstock)

Ein Kursplus von 500 Prozent seit März und kein Ende in Sicht: Die Square-Aktie geht durch die Decke. Auch, weil die Kalifornier viel mehr sind, als ein bloßer Zahlungsdienstleister. Neben dem strukturellen Trend in der Branche, profitiert das Unternehmen vom Boom bei Kryptowährungen.

Als der Betrug bei und rundum Wirecard aufflog, lösten sich innerhalb kürzester Zeit viele Milliarden Euro in Luft auf. Der größte deutsche Wirtschaftsskandal der Nachkriegszeit kostete manch Anleger ein Vermögen. Das ist bitter genug. Noch bitterer dürfte im Nachhinein aber der Blick auf die frühere Branchenkonkurrenz sein, deren Aktienkurse inzwischen durch die Decke schießen. Trend erkannt, nur auf das eine, völlig falsche Pferd gesetzt, dürfte das Fazit für all diejenigen lauten, die die Hand an Wirecard-Aktien hatten. Bleibt die Frage, ob es sich lohnt, sozusagen noch im Nachhinein umzusatteln? Ein Unternehmen aus dem Sektor jedenfalls, drängt sich da geradezu auf: Square.

Börsenwert: 88,5 Milliarden US-Dollar

Der kalifornische Zahlungsdienstleister zaubert auf dem Parkett. Innerhalb von fünf Jahren ist dessen Aktie um über 1.500 Prozent gestiegen. Der Corona-Crash lässt sich bei Square allenfalls als kleine Delle im Kurs ausmachen. Hernach ging es gar explosionsartig bergauf. 500 Prozent beträgt das Plus allein seit März. Und ein Ende dieser Klettertour im Eiltempo scheint bislang nicht in Sicht. Auch in der ersten Dezemberhälfte konnte die Aktie erneut, um fast 15 Prozent, zulegen. In der Folge beträgt der Börsenwert nun stolze 88,5 Milliarden US-Dollar. Im DAX würde das für ein Unternehmen, das 2019 einen Umsatz von gerade einmal 4,7 Milliarden Euro erzielte, für Rang vier, hinter SAP, Linde und Siemens, reichen.

Ob eine Bewertung dieser Größenordnung gerechtfertigt ist, darüber lässt sich streiten. Gemessen an den aktuell marktübergreifend sehr hohen Niveaus, sticht sie aber nicht unbedingt mit einem besonderen Verlust an Bodenhaftung heraus. Square schließlich bietet seinen Investoren auch eine Menge an. Die von Twitter-CEO Jack Dorsey gegründete Firma ist schließlich viel mehr als ein reiner Zahlungsdienstleister. 2009 gegründet, ist das Unternehmen über die Jahre zu einer Art Alleskönner-Fintech geworden. So wickelt Square zum einen für Millionen von Händlern weltweit Zahlungen ab, hat darüber hinaus mit der sogenannten Cash-App aber auch eine Finanzplattform geschaffen, mit der Kunden Geld austauschen und bezahlen, Aktien kaufen und sogar Bitcoins handeln können.

Zahl der „Cash-App“-Nutzer verdoppelt sich – Bitcoin-Handel als Treiber  

Square profitiert damit von mehreren Megatrends gleichzeitig, was sich in diesem Jahr auch sichtbar in den Zahlen niederschlägt. Im dritten Quartal stieg der Umsatz um sagenhafte 140 Prozent auf 3,03 Milliarden US-Dollar. Das operative Ergebnis betrug 794 Millionen US-Dollar. Mit 37 Millionen US-Dollar blieb sogar ein Gewinn übrig. 2019 ausgenommen, hat Square bislang beständig rote Zahlen geliefert. Auch 2020 dürfte am Ende ein Verlust stehen bleiben. Doch angesichts des rasanten Umsatzwachstum, scheren sich Investoren darum wenig. Vor allem die Cash-App begeisterte im zurückliegenden Quartal mit einem operativen Ergebnis von 385 Millionen US-Dollar. Aktuell nutzen 30 Millionen Kunden die App, die das Smartphone-Banking im Westen dominiert. Die Zahl der aktiven Nutzer verdoppelte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der wiedereinsetzende Bitcoin-Boom hat daran einen gehörigen Anteil.

Neben einem phänomenalen organischen Wachstum, setzt Square auf Zukäufe – national wie international und baut damit an einem ganzen Banking-Ökosystem. Zuletzt gab Square beispielsweise bekannt, das Steuer-Start-Up Credit Karma Tax, das Kunden bei der Steuererklärung hilft, kaufen zu wollen. Und auch in Europa expandiert das Unternehmen, kauft immer wieder kleine Start-Ups auf. Überhaupt wächst Square international auch im Kerngeschäft stark. Im dritten Quartal 2020 kletterte das Zahlungsvolumen um 46 Prozent.

Square könnte das Zeug zu einer „disruptiven, digitalen Bank, die alles aus einer Hand bietet“ haben, schreiben die Analysten bei Evercore. Tatsächlich scheint das Fintech auf einem guten Weg dorthin. Das disruptive Potenzial ist groß, der strukturelle Trend auch. Bislang fehlt dem Westen ein marktführender „Banking-Marktplatz“. Was Ant Financial in China bereits ist, könnte Square für die USA und Europa noch werden. Dass der Mega-Börsengang der Alibaba-Tochter jüngst auf der Zielgeraden scheiterte, könnte nun zusätzlich Investorengelder anziehen.

Für Anleger gilt aber auch bei einem Investment in die Square-Aktie: Milliarden können sich schnell in Luft auflösen. Dafür braucht es noch nicht einmal zwingend einen Betrug.

BAS

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