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Auswege aus der Nullzinsfalle

Ihr Geld kann sich selbst vermehren – auch 2016. Zwar hat sich die Geschwindigkeit verlangsamt, aber es funktioniert noch. Nur: wie? Das ist insbesondere angesichts des rabenschwarzen Jahresauftakts, den der Aktienmarkt auch am zweiten Handelstag des Jahres fortsetzt, umso interessanter. Wie Anleger auch im neuen Jahr noch Rendite erzielen können, erklärt Ingo Narat.

BÖRSE am Sonntag

Ihr Geld kann sich selbst vermehren – auch 2016. Zwar hat sich die Geschwindigkeit verlangsamt, aber es funktioniert noch! Wie Anleger auch im neuen Jahr noch Rendite erzielen können, erklärt Ingo Narat.

Eigentlich gibt es gar keinen negativen Zins. In den ökonomischen Lehrbüchern jedenfalls fehlen solche Kapitel. Es scheint auch wenig Sinn zu machen. Wer als Sparer sein Geld eine bestimmte Zeit hergibt, der will für dieses Leihgeschäft entlohnt werden. So jedenfalls ist die Theorie.

Die Praxis sieht heute anders aus. Tiefe Zinsen sind Verbraucher bereits gewohnt. Aber jetzt rutschen auch immer mehr Zinsanlagen in den Negativbereich. Beispiel Bundesanleihen: Bei den Restlaufzeiten von bis zu fünf Jahren herrscht die Minus-Rendite. Das ist nicht nur historisch einmalig. Es heißt auch schlicht: Der Käufer verliert Geld – garantiert.

Nur sehr langsam beginnen die Deutschen auf diese Form der Enteignung zu reagieren. Das belegen beispielsweise die Statistiken der Bundesbank. Die Deutschen werden zwar immer reicher. Die Bundesbank gibt ihr Geldvermögen zur Jahresmitte mit 5,2 Billionen Euro an.

Doch die Struktur dieses großen Betrages ist noch längst nicht an die neue Tiefzins-Welt angepasst. Allein zwei Billionen Euro sind Bargeld und sind auf Bankeinlagen in unterschiedlicher Form konzentriert. Dazu kommt eine fast gleich hohe Summe an Ansprüchen aus Versicherungen und Alterssicherungssystemen. Diese Kapitalanlagen sind ebenfalls stark auf Zinsanlagen ausgerichtet. Das bedeutet: Rund drei Viertel des Geldvermögens bringen kaum Zinsen. Laut Statistik haben die Deutschen im ersten Halbjahr weniger als 20 Milliarden Euro aus Termineinlagen, Spareinlangen und Sparbriefen abgezogen. Das ist angesichts der genannten Gesamtbeträge der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.

Die Deutschen geben ihre Gewohnheiten nur widerstrebend auf. Umfragen belegen, dass das Niedrigzins-Problem zwar wahrgenommen wird. Doch die Verbraucher reagieren bisher nur zögernd, schichten eher selten in andere Anlagen um – auch das zeigt die Bundesbank-Statistik.

Besser in Fonds anlegen?

Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich die Deutschen deutlicher umorientieren und zumindest das hohe Gewicht der Zinsanlagen am gesamten Geldvermögen ein wenig senken. Die Aussicht darauf geben Umfragen. So versucht das Fondshaus Union Investment regelmäßig den Vorlieben der Verbraucher auf die Spur zu kommen. Sie fragt nach der Attraktivität verschiedener Anlageformen.

Vor drei Jahren fand noch jeder Zweite Tagesgeld attraktiv, heute nur noch etwa jeder Dritte. Auch Festgeld und Anleihen sind weniger populär. Als Alternative kommen neben höher verzinslichen Anleihen vor allem Aktien und auch Investmentfonds in Frage.

Nur rund eine Billion Euro stecken laut Bundesbank bisher in Aktien und Investmentfonds, die Teile ihres Kapital ebenfalls in Aktien stecken. Dieser Anteil nimmt langsam zu. Die Einstiegshürden sind für viele Deutsche allerdings hoch. Es gibt Vorurteile gegenüber einer Unternehmensbeteiligung, aber auch die Angst vor starken Wertschwankungen und Börsen-Einbrüchen.

Die hier langfristig erzielbaren Erträge jedoch überzeugen, noch mehr im heutigen Zinsumfeld. Reine Aktienfonds brachten im Schnitt in zehn Jahren acht Prozent Rendite jährlich – und in dieser Zahl ist immerhin ein großer Crash enthalten. Mischfonds mit einer Geldverteilung auf verschiedene Vermögensformen kamen immerhin noch auf vier Prozent jährlich. Wer sich die Mühe machte und die besten Fondsmanager aussuchte, schnitt deutlich besser ab. Handelsblatt / Ingo Narat