Autobauer wieder auf der Überholspur
Die deutschen Hersteller Volkswagen, BMW und Mercedes haben die Krise nicht nur hinter sich gelassen, sondern befinden sich mittlerweile wieder auf Rekordjagd. Noch ist die Erholung nicht in allen Auto-Aktien eingepreist. Allerdings befindet sich der Sektor in einem tiefgreifenden Wandel. Die Karten werden bereits neu gemischt.
Das Forschungsinstitut CAR erwartet, dass der weltweite Kfz-Absatz 2011 mit einem Zuwachs um knapp 6% auf 62,6 Mio. Pkw einen neuen Rekord erreichen wird. Getragen wird das Wachstum vor allem von der Nachfrage in den USA und China. Gerade die Bedeutung der asiatischen Märkte steigt dabei sprunghaft an. So dürften im laufenden Jahr rund 36% aller Pkw in Asien verkauft werden. Der Anteil Westeuropas sinkt dagegen auf 21%.
Glänzende Geschäfte
Ungeachtet der Verschiebung der Gewichte auf der Nachfrageseite bleiben deutsche Autos weltweit begehrt: „Nach einem Zuwachs von mehr als 25% im Jahr 2010 hat die deutsche Automobilindustrie zum ersten Mal in ihrer Geschichte mehr Pkw im Ausland produziert als in ihren deutschen Fabriken; 1995 lag der Anteil der Auslandsfertigung erst bei einem Drittel“, so DB Research, das Analysehaus der Deutschen Bank in einer aktuellen Studie (Deutsche Autoindustrie: Treiber und Profiteur der Globalisierung, Februar 2011). Die hohe Nachfrage aus dem Ausland ist mit dafür verantwortlich, dass die hiesigen Hersteller durch die Bank hervorragende Ergebnisse vorweisen können.
Wir werden weltgrößter Autobauer
Ganz vorn mit dabei ist der größte europäische Autobauer VW. Im vergangenen Jahr hatte Volkswagen mit über 7,2 Mio. Fahrzeugen bereits rund 14% mehr verkauft als 2009. Im Mai verzeichneten die Wolfsburger sogar einen Sprung in Höhe von 17,4%. Das Unternehmen befindet sich damit auf dem besten Weg, im Gesamtjahr 2011 erstmals mehr als 8 Mio. Autos abzusetzen. Gelingt dies, würde man noch im laufenden Jahr hinter General Motors zum zweitgrößten Autobauer der Welt aufrücken. Und das nächste Ziel wurde bereits definiert: Bis 2018 will man auf Platz eins stehen. Außerordentlich gut läuft es auch für die Premiumhersteller Daimler, Porsche, BMW und die VW-Tochter Audi. Alle vier konnten zuletzt Quartal für Quartal neue Spitzenwerte ausweisen. Der Branchenverband VDA meldet, dass zwischen Januar und Mai sogar der alte Fertigungsrekord aus dem Jahr 2008 eingestellt wurde. Bei all der Aufmerksamkeit für das fertige Endprodukt geraten die Zulieferer bei der Berichterstattung schnell ins Abseits.
Deutsche Automobilbranche im Paket
Dabei kann sich auch deren Entwicklung durchaus sehen lassen. Der weltgrößte Zulieferer Bosch etwa rechnet bei seiner Autosparte für das laufende Jahr mit einem Wachstum von 10% und wird mit der Kraftfahrzeugtechnik im laufenden Jahr erstmals mehr als 30 Mrd. Euro umsetzen. Continental, ElringKlinger, Leoni & Co. melden ebenfalls glänzende Geschäfte. Dieser positive Trend dürfte sich auch noch einige Zeit fortsetzen. Schließlich hat man sich die hervorragende Wettbewerbsposition durch den Aufbau eigener Produktionsstätten in allen wichtigen Wachstumsmärkten über Jahre aufgebaut: „Misst man den Erfolg einer Industrie am Marktanteil in den wichtigsten Märkten, so kann man für die deutschen Autohersteller feststellen, dass ihre Strategie erfolgreich war. In allen großen Automärkten konnten deutsche Hersteller in den letzten Jahren ihren Marktanteil zumindest auf hohem Niveau halten (EU), meistens sogar ausbauen (z.B. in China, USA, Indien)“, so die Analysten von DB Research in ihrer Studie weiter. Mit einem Zertifikat von X-Markets lässt sich seit kurzem auf die gesamte deutsche Branche setzen. Das Solactive Zertifikat (WKN: DE0CAR) auf den Deutschen Automobilsektor Performance-Index enthält neben den großen Autoherstellern auch die wichtigsten börsennotierten Zulieferer.
Der angeschlagene Champion
Deutlich heterogener sieht es in Japan aus. Nach dem schweren Erdbeben sind noch immer viele Logistikprozesse beeinträchtigt. Zusätzlich leiden die Autobauer des Landes unter dem hohen Yen. Besonders hart hat es den bisherigen Champion Toyota getroffen. Viele der Werke des einstmals weltgrößten Autobauers liegen in den von der Naturkatastrophe stark betroffenen Regionen. Allerdings kehren die Hersteller nach und nach zu voller Produktionsstärke zurück – und das deutlich schneller als zunächst erwartet: Bei Toyota wird nun bereits für Juli und nicht erst zum Ende des Jahres mit einer Rückkehr zur vollen Kapazität gerechnet. Gleiches gilt für Honda, Mitsubishi, Mazda und Nissan. Letzterer Hersteller wird von vielen Analysten aufgrund der globalen Positionierung durch die Verflechtung mit Renault und der vergleichsweise niedrigen Bewertung als besonders vielversprechend beurteilt. Dabei spielt zweifelsohne auch die Marktposition bei Elektroautos eine Rolle. Nissan hat 2010 mit dem Elektroauto Leaf das erste in Großserie gefertigte Elektroauto in nennenswerten Stückzahlen ausgeliefert.
China träumt nicht nur vom Elektroauto
Und just diese Elektroautos gelten als nächste Evolutionsstufe auf dem Weg zum Auto der Zukunft. Firmen, die sich mit alternativen Antriebsmechanismen für Autos beschäftigen, galten daher lange Zeit als hochattraktive Investments. Es verwundert nicht, dass für dieses Hype-Thema ein gleichnamiges Themen-Zertifikat, auf den Solactive E-Power Automobil Performance-Index (WKN: A0XW1N), existiert. Die Wertentwicklung verlief allerdings äußerst unerfreulich. In den letzten 12 Monaten hat sich der Kurs nahezu halbiert. Der Blick auf die Zusammensetzung bereitet ebenfalls Bauchschmerzen. In der Auswahl sind vor allem nordamerikanische Aktien vertreten. Mit Build Your Dream (BYD) ist dagegen nur ein chinesischer Titel enthalten. Doch die Elektromobilität wird derzeit vor allem im Reich der Mitte gepusht. Das Land hat sich nicht nur zu einem Zentrum für die Batterietechnik gemausert, der Staat versucht zudem die Autobauer des Landes zu Champions auf dem Gebiet der Elektroautos zu entwickeln.
Aufstieg in die automobile Weltspitze
Dabei kommt der Regierung die gestiegene Bedeutung des heimischen Marktes gerade Recht. Im Austausch für den Zugang zu den chinesischen Konsumenten verlangt die Führung des Riesenreichs von den westlichen Autoherstellern immer größere Zugeständnisse. Forschungs- und Entwicklungsabteilungen müssen nach Osten verlegt werden und Zukunftsprojekte in Gemeinschaftsprojekten bearbeitet werden. Mit der Forderung, dass westliche Hersteller zukünftig auch eigene Marken für den chinesischen Markt aufbauen sollen, erreichten die Forderungen der chinesischen Seite nach zunehmenden Know-how-Transfer zuletzt eine neue Stufe. Branchenkenner wie Ferdinand Piech gehen davon aus, dass die chinesischen Hersteller mit der Rückendeckung ihrer Regierung in den nächsten Jahren in die Weltspitze aufrücken werden.
Die heimlichen Gewinner
Von einigen Experten werden diese Unternehmen, die zum Teil auch im Bereich der Kfz-Zulieferer anzusiedeln sind, daher bereits als die heimlichen Gewinner der Automobilbranche gehandelt. Anleger, die von dem Aufstieg der chinesischen Kfz-Industrie und dem explosionsartigen Wachstum des dortigen Automobilmarktes profitieren möchten, bietet sich mit dem Zertifikat auf den Solactive China Automobile Performance-Index (WKN: VT0WT8) die Möglichkeit, gezielt auf diese Entwicklung zu setzen. Der Index enthält zehn Unternehmen aus verschiedenen Bereichen des Automobilsektors, darunter BYD, Dongfeng Motor Group, Guangzhou Automobile Group, Geely Automobile und Great Wall Motor.
Fazit
Der Aufstieg der chinesischen Automobilindustrie hat gerade erst begonnen. Die stärker werdende Position auf dem wachstumsstarken Heimatmarkt bietet den Herstellern eine ideale Basis. Ob das reicht, um den deutschen Premiumherstellern auch auf den internationalen Märkten Anteile abzunehmen, bleibt abzuwarten. Mittelfristig ist damit jedenfalls nicht zu rechnen und die hiesige Autoindustrie dürfte daher noch einige Zeit in der Erfolgsspur bleiben.