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Axel Weber: „Medizin, die nicht wirkt“

Die Deutsche Bundesbank ist strikt gegen das Programm zum Kauf von Staatsanleihen. Bisher schien es so, als stehe sie damit weitgehend allein. Doch nun kommt Unterstützung aus der Schweiz. Axel Weber, Präsident des Verwaltungsrates der UBS, kritisiert nicht nur das Vorgehen der Europäischen Zentralbank (EZB), sondern mehr noch die Politiker in den Ländern der EU.

BÖRSE am Sonntag

Die Deutsche Bundesbank ist strikt gegen das Programm zum Kauf von Staatsanleihen. Bisher schien es so, als stehe sie damit weitgehend allein. Doch nun kommt Unterstützung aus der Schweiz. Axel Weber, Präsident des Verwaltungsrates der UBS, kritisiert nicht nur das Vorgehen der Europäischen Zentralbank (EZB), sondern mehr noch die Politiker in den Ländern der EU.

Sie hätten durch die EZB Zeit für Reformen erhalten, indem sich Mario Draghi äußerst massiv – „was immer es koste“ – für den Euro stark machte. Weber ist ein Kenner der Lage. Von 2004 bis 2011 war er selbst Präsident der Deutschen Bundesbank. Der 1957 in Kusel im beschaulichen Pfälzer Bergland geborene Ökonom war schon damals ganz Mann von Welt, er war eine der Schlüsselfiguren für die europäische Bankenrettung nach der Finanzkrise von 2008.

Nun warnt er vor Draghis Billionen-Ankaufsprogramm für Staatsanleihen: der Anreiz für Reformen in den Krisenländern der Eurozone werde wegfallen. Was immer die EZB unternehme, so Weber mit Bestimmtheit, die Inflation in der Eurozone werde für Jahre nicht auf den Zielwert von knapp zwei Prozent steigen.

Webers Wort sollte bei den EZB-Bänkern Gewicht haben. Der Ökonom habilitierte sich in Siegen, danach lehrte er an den als Handelshochschulen renommierten Universitäten von Frankfurt am Main und Köln. Zum Rückgang der EU-Verbraucherpreise um 0,2 Prozent im Dezember 2014 sagt er: „Die Meinung, dass sich die Eurozone in einem deflationären Szenario befindet, teile ich nicht!“ Die Lage sei vielmehr von einer anhaltend niedrigen Teuerung geprägt.

Daher werde das Wirtschaftswachstum durch das nun beschlossene Programm nicht anspringen – dies sei das falsche Signal. Die größten Probleme, wie etwa die hohe Arbeitslosigkeit, seien nicht behoben. Die EZB habe der Politik Zeit für Reformen verschafft, jedoch: „Zeit zu kaufen und sie nicht zu nutzen – das ist wie Medizin, die nicht wirkt!“