Bayer und Monsanto: Anleger verkaufen
Die Bayer-Aktie zieht den DAX fast im Alleingang ins Minus. Das ist dafür, dass gestern die Übernahme von Monsanto verkündet werden konnte, ein fatales Signal. Bayer schreibt Geschichte. Aber vielleicht eine ohne Happy-End. Denn es gibt eine unheilige Koalition zwischen Gentechnik-Freunden und Wirtschaftsisolationisten in den USA und radikal tendierenden, selbsternannten Umwelt„schützern“ hierzulande. Wie soll das weitergehen?
Die Bayer-Aktie zieht den DAX fast im alleingang ins Minus. Das ist dafür, dass gestern die Übernahme von Monsanto verkündet werden konnte, ein fatales Signal. Bayer schreibt Geschichte. Aber vielleicht keine mit Happy-End. Denn es gibt eine unheilige Koalition zwischen Gentechnik-Freunden und Wirtschaftsisolationisten in den USA und radikal tendierenden, selbsternannten Umwelt„schützern“ hierzulande.
Schon tauchen die ersten – noch: indirekten – Vergleiche zwischen Werner Baumann, dem Bayer-CEO, und Adolf Hitler auf.Wann wird die Antifa auf den Plan treten und Felder abbrennen, auf denen Bayer/Monsanto-Saatgut verwendet wurde? In anderen sozialen Zusammenhängen, zum Beispiel im studentischen Milieu in Göttingen, scheuen diese Leute nicht vor Angriffen zurück, die geeignet sind, Menschen umzubringen. Anschläge auf Weizenfelder erscheinen dagegen ein Kinderspiel. Auch die Frage nach den Produkten der IG Farben, damals, wird sich Bayer bald stellen lassen müssen. Die extreme Linke in Deutschland wird sich diese Vorlage nicht entgehen lassen.
Vier Monate dauerten die Verhandlungen zwischen dem Chemieriesen Bayer und dem amerikanischen Saatguthersteller Monsanto. Schließlich ist den Deutschen ein Durchbruch gelungen. Auslöser für die neue Entwicklung ist ein weiteres, verbessertes Angebot von Bayer. Demnach bietet Bayer nun 128 Dollar in bar je Anteilsschein und damit noch einmal 0,5 Dollar mehr als beim bisher letzten Angebot. Das entspricht einem Gesamtvolumen von 66 Milliarden Dollar. Zudem hat Bayer zugesichert, Monsanto zwei Milliarden Dollar Entschädigung zu zahlen, sollten die Kartellbehörden dem Deal nicht zustimmen. Das erste Angebot von Bayer lag bei 122 Dollar pro Anteilsschein.
Entscheidend für die abermalige Erhöhung des Angebots könnte sein, dass Bayer nach dem vergangenen Angebot Einsicht in die Bücher von Monsanto erhalten habe, was das amerikanische Unternehmen davor strikt verweigert hatte. Die Übernahme indes ist historisch: Sie ist nicht nur die größte Unternehmensübernahme im laufenden Jahr, sondern auch die größte Übernahme eines Unternehmens überhaupt, die rein mit Barmitteln bezahlt werden würde.
Bevor die Übernahme bekanntgegeben werden konnte, mussten noch die Verantwortlichen der beiden Unternehmen ihre Zustimmung zu dem Deal geben. Der Monsanto-Verwaltungsrat hat bereits gestern seine Zustimmung gegeben. In einer Sitzung des Bayer-Aufsichtsrates heute wurde der Deal besiegelt.
Zu viele offene Baustellen, zu hohe Risiken
Zuletzt war die Erhöhung des Übernahmeangebots von den Bayer-Aktionären nicht gut aufgenommen worden. Viele halten die Übernahme insgesamt für zu kostspielig, obwohl Experten den Deal aus strategischer Sicht für sinnvoll halten. Mit dem Kauf von Monsanto wird Bayer zum Weltmarktführer in der Agrarchemiebranche und sichert sich weitere Absatzmärkte. Der Preis von 128 Dollar spricht zudem für das Verhandlungsgeschick der Leverkusener. Analysten hatten zuletzt gemutmaßt, dass Bayer mindestens zwischen 130 und 135 Dollar je Aktie zahlen müsste, damit die Amerikaner einer Übernahme zustimmen. Zunächst legte die Bayer-Aktie daher auch mit 2,75 Prozent auf 96,05 Euro zu und war damit Spitzenreiter im DAX. Am Tag vdrauf kommt jedoch der Kater: Bayer ist Schlusslicht im DAX.
Nach der Übernahme droht dem Konzern nun zudem ein schlechteres Kreditrating. Die Agentur Standard & Poors hatte Bayer bereits nach Bekanntwerden der Übernahmepläne auf die sogenannten Creditwatch-Liste mit negativer Implikation gesetzt. Das bedeutet, dass die Agentur eine Herabstufung prüft. Wie es in einer aktuellen Mitteilung heißt, werde S&P Bayer wieder von der Beobachtungsliste nehmen, sobald man sich über die Auswirkungen der heutigen Fusion im Klaren sei. Aktuell wird Bayer mit A- bewertet. Sollte es zu einer Herabstufung kommen, würde diese sich laut den Experten von S&P im Rahmen von zwei Stufen bewegen. Bayer selbst hatte bei Abschluss der Verhandlungen allerdings betont, weiter ein Rating im Investment-Grade-Bereich anzustreben. Die Verantwortlichen gehen davon aus, dass der hohe Cashflow des zusammengeführten Geschäfts das Finanzprofil von Bayer verbessern wird. Robin Schenkewitz