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Bodenbildung für die Thyssenkrupp-Aktie?

Schlechte Zahlen, ein wackelndes Hauptgeschäft und das China Gespenst. Bei Thyssen könnte es besser laufen. Anleger wurden in den letzten Jahren abgestraft. Doch genau da liegt die Chance für Anleger, und die aktuelle Kursentwicklung bestätigt dies: die Thyssen-Aktie kann auf niedrigem Niveau Boden gutmachen.

BÖRSE am Sonntag

Schlechte Zahlen, ein wackelndes Hauptgeschäft und das China-Gespenst. Bei Thyssen könnte es besser laufen. Anleger wurden in den letzten Jahren abgestraft. Doch genau da liegt die Chance für Anleger, und die aktuelle Kursentwicklung bestätigt dies: die Thyssen-Aktie kann auf niedrigem Niveau Boden gutmachen.

Verluste! Die wohl beängstigendste Vokabel der Aktienwelt holt ThyssenKrupp ein. Die Quartalszahlen für das erste Quartal 2015/2016 waren für den Stahlriesen desaströs. Der Umsatz fiel um 496 Millionen Euro auf nunmehr 9,5 Milliarden. 23 Millionen Euro Verluste stehen nur in diesem Quartal zu Buche. Im Vorjahr waren es noch 50 Millionen Euro Gewinn gewesen. Grund für die katastrophalen Zahlen dürfte die schwache Stahlnachfrage gewesen sein. Auch Vorstandschef Heinrich Hiesiger erklärte, dass das Stahlgeschäft dem Unternehmen Sorgen bereite. Auslöser für einen schlechten Jahresbeginn war, wie bei vielen DAX-Unternehmen China. Angesichts der gesunkenen Nachfrage im Reich der Mitte warf China massenhaft billigen Stahl auf den Weltmarkt und sorgte damit für fallende Preise. Fallende Preise, die auch den Anlegern richtig ins Geld ging.

Die Papiere von ThyssenKrupp dürften im Portfolio bei Anlegern sich als so nützlich erwiesen haben, wie eine Heizung in der Sahara. 35 Prozent verlor der Wert in nur einem Jahr. Doch genau das macht die Aktie derzeit wieder interessant. Denn bei dem traditionsreichen Unternehmen  ist keinesfalls alles schlecht. Schlechte Nachrichten im Kerngeschäft überschatten die positiven Bilanzen im Industriegütergeschäft. Der Aufzugbau und die Autokomponentensparte steigerten ihren operativen Gewinn weiter. Vorstandsvorsitzender Hiesiger fühlt sich mit seiner Strategie bestätigt: Die solide Entwicklung der Industriegütergeschäfte bestätigt uns, dass der Weg zum diversifizierten Industriekonzern richtig ist. Im Vorfeld hatten viele Aktionäre und Analysten eine Abspaltung des schwankungsanfälligen Stahlgeschäfts gefordert.

Auf „Buy“ hochgestuft

Außerdem besteht die große Hoffnung auf eine Erholung der Stahlpreise. Konkurrent Arcelor Mittal hatte nach Riesenverlusten geäußert, dass das Schlimmste im Stahlgeschäft vorerst vorbei ist. Analysten der Schweizer Großbank UBS stuften ThyssenKrupp von „Sell“ auf „Buy“ hoch und korrigierten das Preisziel von 16 auf 19 Euro. Die meisten Risiken für den Industrie- und Stahlkonzern seien mittlerweile in den Kurs eingepreist, schrieb Analyst Carsten Riek in einer Studie vom Mittwoch.
ThyssenKrupp scheint sich aus dem schlimmsten Kurssphären befreit zu haben. Innerhalb von nur einer Woche stieg die Aktie von 13 auf knapp 15 Euro.

Nach jahrelangen Kursverlusten scheinen Anleger wieder lieber zu den Papieren des Essener Unternehmens zu greifen. Trotzdem spricht noch viel gegen ein Engagement. Die Zahlen überzeugen nicht recht, das Hauptgeschäft wackelt und eine Erholung in China ist nicht in Sicht. Momentan überwiegt die Hoffnung, doch die Angst ist immer noch da - und das zurecht. Es ist die alte Angst vor Verlusten. Valentin Weimer