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Aktie der Deutschen Post: Vor dem Fall?

Vordergründig läuft es bei der Deutschen Post derzeit besser als jemals zuvor. Doch hinter den Kulissen brodelt es. Kunden und Mitarbeiter werden den Sparkurs von Konzernchef Appel nicht mehr lange mitmachen. Folgt nach dem Höhenflug der Aktie jetzt der freie Fall?

BÖRSE am Sonntag

Vordergründig läuft es bei der Deutschen Post derzeit besser als jemals zuvor. Doch hinter den Kulissen brodelt es. Kunden und Mitarbeiter werden den Sparkurs von Konzernchef Appel nicht mehr lange mitmachen. Folgt nach dem Höhenflug der Aktie jetzt der freie Fall?

Am Aktienmarkt läuft es derzeit gut für die Deutsche Post. Vor wenigen Tagen hat der Konzern positive Zahlen vorgelegt. Im vergangenen Jahr hat die Post im operativen Ergebnis einem Zuwachs von 3,5 Prozent verzeichnen können. In Zahlen bedeutet das eine Steigerung von 2,97 Milliarden Euro. 2015 soll das Ergebnis nun bis zu 3,2 Milliarden Euro zulegen. Freuen durften sich darüber auch die Anleger. Denn sie werden an den guten Zahlen beteiligt. Für das Jahr 2014 wird die Post ihren Aktionären eine Dividende von 0,85 Cent pro Aktie ausschütten. Bei dem derzeitigen Kursniveau liegt die Dividendenrendite damit bei 2,85 Prozent.

Zudem kann sich der Konzern gut an der Börse verkaufen. Chef Frank Appel hat seit seinem Amtsantritt den Kurs von rund sieben Euro auf einen zwischenzeitlichen Kurs von 30,775  Euro gehoben. So viel war der Konzern seit dem Börsengang im Jahr 2000 nicht wert. Darüber hinaus ist die deutsche Post weltweit ein Vorbild. Mit über 55 Milliarden Euro Umsatz ist der Zulieferer der Branchenführer auf dem Markt.

Lohnkosten werden zum Problem

Doch die derzeit guten Nachrichten täuschen nicht darüber hinweg, dass bei dem Zulieferer-Konzern die Krise Einzug hält. So zeigten sich Analysten trotz der vergleichsweise guten Bilanz von den Zahlen der Post enttäuscht. Sie hatten aufgrund der Erfolge bei dem Express-Geschäft und dem guten Weihnachtsgeschäft auf eine Sonderdividende gehofft. Zudem konnte Appel seine eigenen Ziele nicht halten. Mit dem Gewinnzuwachs für 2015 bleibt die Deutsche Post AG hinter den Erwartungen von Anlegern und Analysten zurück. Schlecht ist das in erster Linie im Hinblick auf die ambitionierte Zukunftsplanung: Bis 2020 will Vorstandschef Appel den Konzerngewinn auf fünf Milliarden Euro steigern. Das bedeutet, dass die Post ihren Gewinn jährlich um rund acht Prozent steigern muss. Doch zumindest in den kommenden zwei Jahren scheinen die Ziele utopisch.

Diese Entwicklung kann – wenn überhaupt – nur durch eines erreicht werden: Eine drastische Kürzung der Lohnkosten. Eine weitere Erhöhung des Portos steht aufgrund des herrschenden Wettbewerbs nicht zur Debatte. Daher sollen die Gewinne auf Kosten der Mitarbeiter erwirtschaftet werden. Doch hier steht der Post Ärger ins Haus. Die Gewerkschaft Verdi zeigt sich von den Plänen empört und kündigte Proteste an. So hat die Post für das Brief- und Paketgeschäft 49 Tochtergesellschaften gegründet, in denen sie die Zusteller außertariflich bezahlen kann. Knapp 5.000 Beschäftigte sollen die Gesellschaften derzeit schon zählen, 6000 sollen es laut Appel bis zum Ende des Jahre noch werden. Insgesamt soll die Zahl der befristet Beschäftigten bis 2020 auf 10.000 ausgebaut werden. Die Konzernspitze spricht davon, zukunftsfähige Arbeitsplätze und eine „wettbewerbsfähige Kostenstruktur zu schaffen“.

Lesen Sie weiter auf der nächsten Seite: Widerstand aus den eigenen Reihen.
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Widerstand aus den eigenen Reihen

Die Gewerkschaft hingegen sieht in dem Vorgehen einen klaren Vertragsbruch. Verdi zufolge hebelt die Post mit ihrem Vorgehen einen geltenden Tarifvertrag aus. Für die Gewerkschaft ist damit eine Grenze überschritten. Sie hat bereits die Tarifregelungen zur Arbeitszeit gekündigt. Dem Konzern demnächst stehen damit Warnstreiks der rund 140.000 Tarifkräfte ins Haus. Zudem kündigte Verdi rechtliche Schritte gegen das Vorgehen des Logistikkonzerns an. Die Chef-Etage zeigt sich bis jetzt allerdings wenig kompromissbereit.

Und nicht nur unter dem eigenen Dach herrscht Aufruhr. Auch die Kunden der Post sind zunehmend unzufrieden. Ihrer Auffassung nach hat die Post massiv an Service und Qualität eingebüßt. Daher haben sich die Großkunden der Post, mit Portoausgaben von mehreren Millionen Euro, zu einem bisher einmaligen Schritt entschlossen. Sie wollen überprüfen lassen, ob die Post sich an die gesetzlichen Vorgaben hält. Schließlich gilt die Post noch immer als Universaldienstleister, bei dem 80 Prozent der Briefe am nächsten Werktag, 95 Prozent innerhalb von zwei Werktagen beim Empfänger angekommen sein müssen. Dafür erlässt der Staat dem Konzern in diesem Bereich die Mehrwertsteuer. Das Ergebnis der Prüfung steht noch aus.

Der Post steht damit vor allem in den kommenden Monaten heftiger Gegenwind bevor. Doch noch halten die Analysten der Aktie die Stange. So sieht sich Johannes Braun von der Commerzbank zwar von der vorsichtigen Haltung bestätigt, belässt die Post jedoch auf der Empfehlung „Hold“. Das Kursziel ist jedoch wenig ermutigend. Mit 23,80 Euro befürchtet Braun einen klaren Negativtrend der Aktie. Die Analysten der Investmentbank Equinet und der DZ Bank wiederum sind zwar vom operativen Ergebnis enttäuscht, stufen die Entwicklung aber als solide ein.

Klar ist jedoch, dass die Post ihren Tarifkonflikt schnell und nachhaltig lösen muss. Zudem muss sie den Spagat zwischen Einsparungen und Qualität meistern. Sonst war das zwischenzeitliche Hoch der Aktie nichts weiter als die Ruhe vor dem Sturm. Schon jetzt ist der Abwärtstrend erkennbar.  Anleger sollten beim Kauf der Aktie daher vorsichtig sein. RS