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Aktien - heute kaufe ich eine Firma

Ursprünglich waren CFDs als Derivate auf Indizes bekannt, mit denen spekulative Anleger auf Kredit Wetten auf den Kursverlauf des Basiswertes abschließen konnten. Die Bezeichnung "Spread-Betting", unter der vergleichbare Geschäfte auch heute noch vor allem von englischen Brokern angeboten werden, unterstreicht diesen Ursprung. Leider wurden CFDs damit in den Kontext von Sportwetten und Casinos gerückt, was dem Ruf nicht zuträglich war. Inzwischen wurde nicht nur das Angebot bei CFD-Brokern ständig erweitert, sondern auch die Zahl von Brokerage- Firmen selbst scheint weiterhin einem Aufwärtstrend zu unterliegen. Konkurrenz ist gut für die Kunden, und so bieten die großen CFD-Broker inzwischen eine stattliche Anzahl an Aktien-CFDs an. Doch wozu soll das gut sein, wenn man doch auch die Aktien selbst kaufen kann? Dieser Frage wollen wir hier nachgehen.

BÖRSE am Sonntag

Zunächst kehren wir zu den Grundlagen der Aktien zurück: Eine Firma hat einen Wert, der aus mehreren Teilen bestehen kann: Immobilien, Maschinen, Produktionsmittel, fertige Produkte, Patente und andere immaterielle Werte und so weiter. Hat die Firma ihre Möglichkeiten zur Geldbeschaffung durch Jahresgewinne, Kredite bei Banken, Förderung durch Bund und Länder oder Ähnliches ausgeschöpft oder braucht sie eine große Summe auf einmal, so besteht die Möglichkeit, andere am Unternehmen und dessen Profiten zu beteiligen.

Dafür werden Teile der Firma zum Kauf angeboten. Handelt es sich um einen Einzelverkauf z.B. einer Business Unit, so geschieht das in der Regel durch Verhandlungen mit Banken oder direkt mit Käufern. Soll jedoch die breite Masse die Möglichkeit haben, sich zu beteiligen, so gibt es dafür einen standardisierten Markt: die Börse. Hier werden die Anteile der Firma verkauft. Das eingenommene Geld fließt dem Unternehmen zu - abgesehen von den Kosten für den Börsengang. Durch einen Börsengang können mehrere Millionen Einzelanteile der Firma in Umlauf gebracht werden. Während der Preis für einen Anteil anfänglich durch den Wert der Firma bestimmt wird, spiegelt der Kurswert an der Börse später auch die Hoffnungen der Anteilseigner auf Dividenden wider. Wächst die Firma und steigen die Gewinne, so steigt damit auch der Wert jedes Anteilscheins und der darauf entfallende Gewinn. Wer genügend Geld hat, kann sich jede gewünschte Menge von Anteilen an einer Firma an der Börse kaufen, solange diese dort verfügbar sind. Jeder kann Aktionär werden.

Von der Beteiligung zur Spekulation

Hier ist nun der Punkt, an dem die Sache einen Haken hat. Denn nicht jeder verfügt über die Mittel, um sich die Aktien zu kaufen, die er gern hätte. Früher gab es für den Kauf von Aktien vor allem zwei Gründe: eine Mitbestimmung der Unternehmensgeschicke durch Kauf eines größeren Firmenanteils bis hin zur Übernahme oder eine langfristige Kapitalanlage mit der Hoffnung auf Dividenden und Kursgewinne, wenn das Unternehmen profitabel wirtschaftet. Doch spätestens seit 1929 ist die Börse vom nicht enden wollenden Mythos sagenhafter Kursgewinne umgeben, die Aktionäre über Nacht reich werden lassen. Nun steht kurzfristige Spekulation im Vordergrund, mit der Trader durch Kursgewinne in kurzer Zeit Profit machen wollen. Dies erfordert jedoch größere Aktienpositionen, da sich die Aktiekurse in der Regel in kurzer Zeit nicht so stark verändern. Um diese großen Portfolios kurzfristig aufbauen zu können, müssen viele Trader Geld leihen. Dies ist die Geburtsstunde des Aktien-CFDs.

Long und short mit Aktien CFDs

Mit Aktien-CFDs lassen sich die Basiswerte – also die Aktien - sowohl long als auch short handeln, ohne die gesamte Position zu bezahlen. Dies gibt es auch bei anderen Handelsprodukten, die von Basiswerten abgeleitet sind, den sog. Derivaten. Doch während Optionsscheine oder Future-Kontrakte in der Regel die Lieferung eines Basiswertes zu einem vereinbarten Zeitpunkt versprechen, falls man sie nicht vorher verkauft, ist es das erklärte Ziel von CFDs, dem Trader ein kreditfinanziertes Handelsinstrument an die Hand zu geben, ohne dass er den Basiswert jemals besitzt. Wenn ein Aktionär Aktien besitzt, so hat er auch das Recht, die Geschicke des Unternehmens mitzubestimmen. Schließlich gehört ihm ein Teil der Firma. Käufer eines Aktien- CFDs haben dieses Recht nicht. Der CFDBroker kauft zwar die Aktien, um sich bei Kursschwankungen abzusichern, er überträgt jedoch kein Stimmrecht. Anders ist es bei der Dividende. Der Anteil am Gewinn des Unternehmens, der auf eine Aktie entfällt, wird dem Kunden auch bei Aktien-CFDs gutgeschrieben. Je nach Broker gibt es hier Unterschiede. Einige Broker reichen nur 80% der Dividende weiter, andere zahlen alles aus. Hält der Trader jedoch eine Short-Position während der Dividendenauszahlung, so muss er die Dividende an den Broker bezahlen. Wie beim Aktienhandel fallen auch beim Handel von Aktien-CFDs Transaktionskosten an. Diese sind in der Regel gleich. Hier macht es also keinen Unterschied, ob Aktien oder Aktien- CFDs gekauft wurden. Da der Broker bei CFDs als Market-Maker auftritt, ist die Verwaltung oft günstiger, und dies schlägt sich in günstigeren Kosten nieder, als beim Börsenhandel mit Aktien anfallen würden. Auf der anderen Seite bezahlt der Broker jedoch den Spread an der Börse, wenn er sich am Markt absichert. Er gibt deshalb einen Spread an die Kunden weiter, der mindestens so groß ist wie der Spread an der Börse, oft wird hier noch ein kleiner Gewinn draufgeschlagen.

Kredit und Hebel

Eines der Hauptargumente für den Handel mit CFDs ist jedoch die Finanzierung. CFD-Broker bieten den Handel zu einem Bruchteil an, statt für den vollen Betrag der Aktienposition. Den fehlenden Betrag gibt der Broker als Kredit. So ist es möglich, Aktien zu kaufen, die man sich sonst nicht leisten könnte. So entsteht eine Hebelwirkung. Unsere Charts zeigen deutsche Aktien, deren Besitz durch CFDs besonders vereinfacht wird. Beispiel Puma: Die Aktie notiert derzeit über 200 Euro. Wollte man 100 Aktien kaufen, müsste man über 21.500 Euro aufwenden. CFDs auf Puma werden z.B. bereits für 10% angeboten. Man zahlt also nur 2.150 Euro an, die restlichen 90% finanziert der Broker. Die 10% heißen im Englischen Margin. Der Begriff hat sich auch in Deutschland eingebürgert. So entsteht eine Hebelwirkung zwischen der investierten Summe und dem Gewinn aus der Kursbewegung. In diesem Fall ist der Hebel 10. Während für den Handel mit CFDs auf Indizes und Devisen Hebel von bis zu 400 angeboten werden, liegen die Hebel bei Aktien-CFDs in der Regel zwischen 5% - 25%. Doch Vorsicht: Der Hebel wirkt auch in die Gegenrichtung. Verluste werden ebenfalls mit dem Hebel multipliziert! Der Broker macht dieses Geschäft natürlich nicht aus reiner Freundlichkeit. Er verdient auch am Kredit. Wer Positionen über Nacht hält, muss täglich Zinsen bezahlen. Diese orientieren sich an den marktüblichen Zinssätzen. Derzeit liegen die Finanzierungskosten recht günstig bei Werten über 3%. Einige Broker buchen bei Short-Positionen sogar Zinsguthaben auf das Kundenkonto, da sich in diesem Fall vorübergehend mehr Geld auf dem Konto befindet. Andere berechnen einfach keine Zinsen für Short-Trades.

Fazit

Mit Aktien-CFDs lassen sich größere Positionen aufbauen, als mit denselben Mitteln durch direkte Aktieninvestments möglich wäre. Da diese Geschäfte fremdfinanziert sind, fallen jedoch neben Gebühren gegebenenfalls auch Zinsen an. Sie richten sich daher eher an Trader mit kurzfristigem Anlagehorizont. Die Performance einer solchen Aktien-CFD-Position wird mit dem Faktor des Hebels multipliziert, der vom Broker angeboten wird. Dies gilt aber auch für Verluste.