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Der technische Charakter von Forex

Jeder Markt folgt eigenen Gesetzen. Es gibt Trader, die sich daher nur auf wenige Werte konzentrieren, weil sie dabei ein Gefühl für deren Eigenheiten entwickeln. Aktien folgen dem Auf und Ab der Quartalsberichte, während einige Rohstoffe der Saisonalität der Jahreszeiten unterworfen sind. Der Handel mit Währungen, also Forex, wird nicht unerheblich von charttechnischen Gegebenheiten bestimmt.

BÖRSE am Sonntag

Forex-Handel wird seit Jahren immer beliebter (siehe auch Wissen S. 3). Dabei gibt es kein Währungspaar mit größerer Liquidität als Euro/US-Dollar. Die beiden Kontinente dies- und jenseits des Atlantiks spielen in der Weltwirtschaft eine derart zentrale Rolle, dass zwischen den beiden Währungen ständig hin- und herkonvertiert werden muss. Hinzu kommen Spekulanten, die sich die Kursbewegungen zunutze machen wollen. Alles zusammen ergibt ein scheinbar zufälliges Wechselspiel.

Wie wenig zufällig die Bewegungen jedoch tatsächlich sind, davon künden die Charts. Zugegeben, im Bereich von Minuten oder Sekunden lassen sich bei einem Währungspaar wie Euro/US-Dollar kaum Vorhersagen machen. Die Anzahl der Marktteilnehmer und Transaktionen ist einfach zu groß. Zoomt man jedoch heraus und schaut sich das Gesamtbild einmal von der Ferne an, dann hat man seine Zweifel, ob der Wert der Währungen nur mit geopolitischen Verschiebungen, Bruttoinlandsprodukten oder Handelsdefiziten zu erklären ist. Denn selbst dem Laien wird klar, was Charttechniker schon lange wissen: Forex-Trading hat einen technischen Charakter.

Wochenchart und Fibonacci-Zahlen

Blicken wir auf einen Wochenchart des Euros zum US-Dollar, so erkennen wir zunächst, dass sich der Wert in den letzten zwei Jahren wellenförmig verändert hat, wobei sich über die Hochpunkte eine fallende Trendlinie legen lässt. Das letzte Hoch, das erst dieses Jahr entstanden ist, ist damit also zumindest erahnbar gewesen. Doch einfache Linien reichen den Charttechnikern bei Forex-Charts schon lange nicht mehr. Sie schwören dagegen auf Fibonacci-Zahlen. Dies sind Zahlen, die sich auf bestimmte Weise berechnen lassen und in der Natur immer wieder auftauchen. Obwohl schon seit der Antike bekannt, wird die erste Veröffentlichung dem italienischen Mathematiker Leonardo da Pisa zugeschrieben, dessen Spitzname Fibonacci war.

Die Frage der Vorhersagbarkeit

Legt man mit einem Fibonacci-Tool eine Linie im Chart im letzten Sommer an, so dass sie vom Tief im Juni zum Hoch im August geht, so lässt sich die folgende Wende im September auf dem Niveau von 61,8% bzw. 50% ablesen. Das wäre an sich vielleicht noch keine Sensation. Doch versetzt man sich in die Lage eines Traders, so wäre es schon interessant gewesen, zu erfahren, wann die Wende kommen könnte. Geradezu aufsehenerregend wird es, wenn man die Erweiterung über 100% hinaus einschaltet. Dabei wird eine Linie projiziert, die bei 161,8% der ursprünglichen Länge verläuft. Sie markiert genau die Spitze der Bewegung, die Ende Oktober und Anfang November zu einer Wende nach unten führte. Es scheint Hexerei zu sein. Tatsächlich sind derartige Beobachtungen im Nachhinein recht einfach. Schwieriger ist es, die Linien von Anfang an richtig anzulegen, um dann auch aussagekräftige Zahlen zu erhalten. In Ermangelung anderer Erklärungsmodelle hält sich jedoch weiterhin der Glaube an die technische Vorhersagbarkeit der Forex-Kurse.

Fazit:

Fibonacci-Tools lassen sich im Nachhinein leicht verwenden, um Forex-Charts zu erklären. Für die Vorhersagen ist ihr Nutzen jedoch begrenzt.