Euro-Absturz in Japan
Der Japanische Yen hat sich schon oft als trickreich erwiesen. Trotzdem gehört er zu den beliebtesten Währungen, da die japanische Wirtschaft zu den weltstärksten gehört und dadurch ständig große Mengen Yen in andere Währungen getauscht werden müssen. So ist der Markt liquide und die Spreads sind gering. Hin und wieder unternimmt die Bank of Japan Stützungskäufe oder interveniert aus anderen Gründen, was zu unvorhersehbaren und nachhaltigen Kursveränderungen führt. Doch das stört die Forex-Trader vor allem dann nicht, wenn es sich um Anfänger handelt, die davon meistens nichts mitbekommen, bis es zu spät ist. Sie beobachten einige Tage lang ein Muster im Chart und beginnen damit, an typischen Wendepunkten gegen den Trend zu traden. Im April war das Währungspaar EUR/JPY in einer Seitwärtsbewegung begriffen, die einen solchen Handel profitabel machte. Nichts leichter als alle paar Stunden einmal den Stunden-Chart anzusehen und entweder zu kaufen oder zu verkaufen, das heißt entweder Euros in Yen oder Yen in Euros zu tauschen. Mit einem Klick ist das Geschäft erledigt.
Wende im Mai
In der Handelssitzung vom 07. Mai trat jedoch eine Änderung auf. Dieses Mal drehte der Euro nicht wieder nach oben. Beim Niveau von 122,20 Yen brach der Kurs nach unten weg. Hier lag eine Reihe von Stop-Orders, die ausgeführt wurden. Dies ließ den Kurs weiter abrutschen. Nun hofften einige, die erwartete Rückkehr zu den Notierungen der Vortage würde sich verzögert doch noch ergeben, und stiegen im Euro long ein. Doch die Wirtschaftsnachrichten aus Europa waren schlecht, und sie betrafen nur den Euro-Raum, nicht jedoch Japan. Das Währungspaar geriet so zunehmend aus dem Gleichgewicht. Eine Kette von Notverkäufen (von Euros) und dem daraus resultierenden weiteren Absacken des Kurses führte zu einer Abwärtsspirale, die schließlich einen senkrechten Kursverlauf hinterließ. So manches Trading-Konto dürfte dabei vernichtet worden sein.
Rückzug der Investoren
Danach schien sich der Euro zunächst wieder zu erholen. Dazu passte, dass die EU ein Hilfsprogramm beschlossen hatte, das schwache Mitgliedsstaaten auffangen soll. Für EU-Mitglieder ist das gut. Doch aus Sicht der internationalen Märkte ändert sich damit wenig. Denn die EU ist nach wie vor schwach, und wenn intern starke Mitglieder schwachen zu Hilfe eilen, bleibt der Außenwert gleich. So fand der Kurs EUR/JPY in der letzten Woche erneut den Weg nach unten in die Region des Paniktiefs von der Vorwoche. Dieses Mal ist es jedoch der überlegte Rückzug der Investoren, der die Märkte bewegt, und nicht Panik.
Das ganze Ausmaß der Euro-Katastrophe wird jedoch erst deutlich, wenn man den Chart der letzten Jahre ansieht. Dort ist der Ausschnitt des letzten Abverkaufs gekennzeichnet. Er zeigt deutlich, dass die letzten zwei Wochen nur das Finale einer Abwärtsbewegung darstellen, die bereits seit 2008 im Gange ist. Damit liegt der Euro im Vergleich zum Yen nun in einem Unterstützungsbereich, der bereits 2008 definiert wurde. Das zeigt, auf welchem Niveau sich Europa aus japanischer Sicht derzeit befindet.
22.05.2010 | 00:00