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China: Der Drache zockt auf Kredit

Im Reich der Mitte ist das Aktienfieber ausgebrochen. Millionen von Kleinanlegern springen seit Monaten auf den immer schneller fahrenden Kursexpress auf und zocken dabei auch auf Kredit. Das trieb die chinesischen Aktienindizes weiter in die Höhe. Jüngst kamen sie jedoch etwas zurück. Normale Verschnaufpause? Oder hat der Drache genug mit dem Feuer gespielt?

BÖRSE am Sonntag

Im Reich der Mitte ist das Aktienfieber ausgebrochen. Millionen von Kleinanlegern springen seit Monaten auf den immer schneller fahrenden Kursexpress auf und zocken dabei auch auf Kredit. Das trieb die chinesischen Aktienindizes weiter in die Höhe. Jüngst kamen sie jedoch etwas zurück. Normale Verschnaufpause? Oder hat der Drache genug mit dem Feuer gespielt?

Der Kursexpress in China startete im Juli 2014. Nach einer Pause zu Beginn 2015 setzte sich die Rallye dynamisch fort. Der SSE Composite Index erreichte Ende April den höchsten Stand seit Februar 2008. Seit Juli 2014 war er damit um mehr als 120 Prozent in die Höhe geschossen. Wie dynamisch zuletzt die Rallye war, davon zeugt das dicke Plus vom Zwischentief im März bis zum Hoch Ende April von mehr als 40 Prozent.

Dabei für Rückenwind sorgten auch regulatorische Aufweichungen. Jüngst gab es nun einen größeren Rücksetzer. War das Ende der Fahnenstange erreicht? Oder machen die chinesischen Bullen nur eine Pause, nach der sich die Rallye fortsetzt?

Für das aktuelle Innehalten sind wohl die Margin-Erhöhungen einiger Broker verantwortlich, was zudem die Sorgen verstärken könnte, dass auch die Regulierungsbehörden erneut eingreifen. Bereits im Januar hatten sie versucht vor allem den Anstieg der Aktienkäufe auf Kredit zu bremsen. Das Volumen der Wertpapierkredite nahm jedoch weiter kräftig zu, was die Rallye nährte. Die Party muss zwar noch längst nicht vorbei sein, vor allem dann nicht, wenn sich die Furcht vor regulatorischen Eingriffen nicht erfüllt bzw. die Angst davor wieder abnimmt.

Bei den aktuell relativ hohen Kursniveaus sowie dem riesigen Ausmaß an Zockerei auf Kredit – gerade bei den Kleinanlegern – könnten stärker fallende Kurse jedoch eine Kettenreaktion auslösen, weil die Anleger zum Verkauf ihrer Aktien gezwungen werden, um die Sicherheitsleistungen (Margin) zu erfüllen. Das daraus resultierende enorme Rückschlagpotenzial ist ein großes Risiko, dessen sich Anleger bei Investments in China bewusst sein sollten.