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Zweiter China-Kracher trifft den DAX

Dieser China-Kracher hat richtig eingeschlagen: Schon zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen wurde der Börsenhandel in Fernost wegen starker Verluste frühzeitig ausgesetzt. Für den DAX bedeutet der anhaltende Crash erhebliche Verluste, der Index reißt die 10.000er-Marke.

BÖRSE am Sonntag

Dieser China-Kracher hat richtig eingeschlagen: Schon zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen wurde der Börsenhandel in Fernost wegen starker Verluste frühzeitig ausgesetzt. Für den DAX bedeutet der anhaltende Crash erhebliche Verluste, der Index reißt die 10.000er-Marke. Auch andere Märkte leiden unter der geplatzten Blase.

Es ist ein böses Erwachen im neuen Jahr, die überhöhten Erwartungen an die chinesischen Kapitalmärkte rächen sich. Am kürzesten Handelstag der 25-jährigen chinesischen Börsengeschichte fielen die Aktienmärkte in Shanghai und Shenzhen um mehr als sieben Prozent. Dann griff der neue Sicherungsmechanismus und setzte den Handel vorzeitig aus. Ähnliches hatte sich schon am Montag zugetragen, als die 300 Referenzwerte des China Securities Index (CSI) um sieben Prozent fielen.

Die Schutzmaßnahme wurde erst am Montag eingeführt und gleich am ersten Tag eingesetzt. Dabei wird zunächst bei einem Minus von fünf Prozent eine 15-minütige Handelspause verordnet. Fallen die Kurse weiter und erreichen ein Minus von sieben Prozent, werden alle Handelsaktivitäten bis zum offiziellen Börsenschluss unterbunden. Grund für den ersten Kurssturz war die Nachricht über einen unerwartet heftigen Rückgang der chinesischen Industrieaktivitäten im vergangenen Dezember. Heute war der Börsentag dann schon nach rund 30 Minuten zu Ende - wegen der achten Abwertung der chinesischen Währung Renminbi in Folge.

Schon am Montag von den Verlusten in China betroffen, musste der DAX heute seine geliebte 10.000er-Marke hinter sich lassen - auf dem steilen Weg nach unten. Der wichtigste deutsche Aktienindex fällt aktuell um 3,5 Prozent auf nur noch rund 9.855 Punkte. Es ist die schlechteste Performance seit gut drei Monaten. Auch TecDAX und MDAX lassen Punkte liegen. Experten hatten sich bei den Industriewerten in China stark verschätzt. Auch deshalb schlägt der Spätzünder unter den Silvester-Böllern jetzt so heftig ein. 


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Matthew Sutherland, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International in Hongkong, hält die Reaktion der globalen Kapitalmärkte für übertrieben: „Von den Schwankungen an den chinesischen A-Aktienmärkten in Shanghai und Shenzhen geht ein Ansteckungseffekt für die globalen Aktienmärkte aus – obwohl das eigentlich unbegründet ist“, schreibt er in einem Marktkommentar vom heutigen Donnerstag.

Der A-Aktienmarkt sei „im Wesentlichen ein innerchinesischer Markt, der von Privatanlegern genutzt wird.“ Daher werde er kurzfristig sehr stark von deren Stimmungen getrieben, weniger von wirtschaftlichen Fundamentaldaten. In der jetzigen Marktsituation in China sei es praktisch vorherbestimmt, dass der Markt die 7-Prozent-Marke reißt und der Handel ausgesetzt wird: „In dieser Situation – und weil sie Angst haben, dass der Markt bald für den ganzen Tag geschlossen wird – beeilen sich die Anleger, ihre Positionen zu verkaufen“, so Sutherland weiter.

Wachsende Zweifel an der chinesischen Währungspolitik

Befürchtungen bezüglich der Schwäche des Renminbi entgegnet Sutherland mit Optimismus:

„Ich denke, die Regierung bewegt sich klar in Richtung einer marktgehandelten Währung. Sie wird aber versuchen, die Hochs und Tiefs oder Spitzen, die von spekulativem Handeln verursacht werden, durch Marktinterventionen abzuschwächen.“ Er sehe keinen Grund, „warum eine moderate Schwäche des Renmimbi besonders gefährlich für die Volkswirtschaft oder den Markt sein sollte.“

Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets, ist sich da nicht ganz so sicher: "Die Regierung könnte etwas wissen, was die Märkte noch nicht wissen." Die Analysten der ANZ Bank befürchten gar einen Teufelskreis: Die Erwartung eines weiter fallenden Renminbi werde die Kapitalflucht aus China noch antreiben, was wiederum zu starker finanzieller Instabilität führen werde.