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Continental-Aktie: Anleger bremsen scharf

Wenn eine gute Nachricht nicht gut genug ist: Continental hat im dritten Quartal zwar Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert und einem widrigen Umfeld getrotzt. Doch den Börsianern ist auf dem Conti-Reifen nicht genug Druck drauf. Zum Wochenstart gibt es deshalb den ersten Test auf Rutschfestigkeit bei der Continental-Aktie.

BÖRSE am Sonntag

Wenn eine gute Nachricht nicht gut genug ist: Continental hat im dritten Quartal zwar Umsatz und Gewinn deutlich gesteigert und einem widrigen Umfeld getrotzt. Doch den Börsianern ist auf dem Conti-Reifen nicht genug Druck drauf. Zum Wochenstart gibt es deshalb den ersten Test auf Rutschfestigkeit bei der Continental-Aktie.

Elf Prozent mehr Umsatz, 62 Prozent mehr Gewinn: Der Automobilzulieferer und Reifenhersteller Continental hat im dritten Quartal deutlich zugelegt. Und das trotz eines schwierigen Umfelds, wie CEO Elmar Degenhatz erinnert: „Sowohl die Wachstumsdelle der Pkw-Produktion in China als auch das rückläufige Industriegeschäft konnten wir durch stetiges Wachstum in Europa und Nordamerika kompensieren.“

Continental profitiert dabei auch von „steigenden Ausstattungsraten in Fahrzeugen mit modernster Elektronik“, heißt es in einer Mitteilung vom Montagmorgen. Die Hannoveraner erzielten im dritten Quartal einen Umsatz in Höhe von 9,6 Milliarden Euro, für die ersten neun Monate summiert sich die Zahl auf 29,2 Milliarden. Das operative Ergebnis (EBIT) stieg von 637,8 Millionen auf 1,03 Milliarden an. 

Continental wächst überall: 19.000 neue Mitarbeiter

Weit mehr als die Hälfte des Umsatzes (5,66 Milliarden Euro) kam im dritten Jahresviertel von der Division Automotive Group. Den kleineren Teil steuerte mit knapp vier Milliarden Euro die Rubber Group bei. Gewachsen ist auch die Zahl der Mitarbeiter, und zwar von gut 189.000 auf über 208.000. Gleichzeitig hat sich Continental mit weiteren 370 Millionen Euro an Netto-Finanzschulden belastet. 

Der Konzern nennt als Ursache den Kauf des Herstellers von Industrieschläuchen und Förderbändern, Veyance Technologies, der im Januar vollzogen wurde. Außerdem wurde Anfang Juli der Software-Spezialist Elektrobit Automotive erworben. Durch den gestiegenen Umsatz lag die Verschuldungsrate Ende September aber unter dem Wert des Vorjahres. 

Günstig steht es für Continental auch am Rohstoffmarkt. Die Prognose für die Rubber Group wurde „aufgrund der weiterhin günstiger als erwarteten Entwicklung der Preise für Rohöl und Naturkautschuk“ von rund 16 Prozent auf mehr als 16 Prozent angehoben. An der Prognose für die Automotive Group ändert sich hingegen nichts, sodass die gesamte EBIT-Marge „mehr als 11 Prozent“ betragen soll. 

Auf der nächsten Seite: Anleger sehen verfehlte Erwartungen kritisch - Analysten uneins

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Anlegern ist der Conti-Reifen trotzdem noch zu platt. Medienberichten zufolge sagte ein Aktienhändler, die Markterwartung habe schon bei 11,6 Prozent gelegen. Beim Umsatz beliefen sich die Wachstumsschätzungen auf bis zu 65 Prozent. Weil Continental diese Erwartungen nicht erfüllte, rutscht die Aktie des Konzerns am Montag stark ab. 

Von 223,80 Euro am Freitagabend ging es ab Handelsstart um 5,44% Prozent nach unten. Derzeit notiert das Papier bei 211,90 Euro. Die langsame Erholung der letzten Wochen ist damit erst einmal gebrochen, das Allzeithoch wieder in weiter Ferne. Gemessen am Börsenwert verlor Continental 2,5 Milliarden Euro. Immerhin trotzen die Hannoveraner als Autozulieferer erfolgreich dem jüngsten VW-Skandal, anders als beispielsweise Leoni.

Die ersten Analystenbewertungen kommen zu einem ähnlichen Schluss. Die DZ Bank belässt ihr Kursziel bei 231 Euro und rät weiterhin zum Kauf. Zwar seien die Konsensprognosen verfehlt worden, doch Analyst Michael Punzet ist von Continental unverändert überzeugt. Die derzeitige Kursschwäche könnte schon bald wieder vorbei sein. 

Analysten mit Minimalkonsens: Conti-Aktie langfristig interessant

Auch bei der Deutschen Bank sieht man den Autozulieferer und Reifenhersteller weiterhin auf Kurs. In einer Studie vom Montagmittag änderten die Analysten nichts an der Einstufung „Buy“. Etwas skeptischer fällt hingegen die Bewertung von Kepler Cheuvreux aus. Analyst Thomas Besson glaubt nicht an eine erneute Kurserholung und bleibt bei einem Kursziel von 215 Euro. 

Die Aktie sei recht hoch bewertet, bleibe langfristig aber einex der attraktivsten Investments der Branche. Sein Urteil deshalb: „Hold“. Die heutige Rutschpartie dürfte aber noch für einiges an Unsicherheit sorgen. Anleger sollten bei ihrer Entscheidung nicht nur Rohstoffpreise und Währungskurse, sondern auch weitere Folgen des „Dieselgate“ bei VW im Auge behalten.

Marius Mestermann