Daimler greift nach den Sternen
Rekordabsatz, Rekordgewinn, Rekorddividende. Der Daimler-Motor läuft auf Hochtouren und die Aktionäre frohlocken. Auch 2015 wollen die Stuttgarter weiter mit Vollgas auf der Überholspur durchstarten. Die seit zehn Jahren verlorene Spitzenposition des weltgrößten Premiumherstellers soll spätestens in fünf Jahren wieder zurückerobert sein. Glänzende Aussichten also unterm Mercedes-Stern?
Rekordabsatz, Rekordgewinn, Rekorddividende. Der Daimler-Motor läuft auf Hochtouren und die Aktionäre frohlocken. Auch 2015 wollen die Stuttgarter weiter mit Vollgas auf der Überholspur durchstarten. Die seit zehn Jahren verlorene Spitzenposition des weltgrößten Premiumherstellers soll spätestens in fünf Jahren wieder zurückerobert sein. Glänzende Aussichten also unterm Mercedes-Stern?
„Das Beste oder nichts“, so unmissverständlich lautet der Marken-Slogan von Mercedes-Benz. Dieses Versprechen mag zunächst illusorisch klingen. Gerade im hart umkämpften Premiumsegment der Automobilhersteller erscheint es doch universell als kaum einhaltbar. Doch ein Blick auf die jüngst veröffentlichen Zahlen für das abgelaufene Jahr zeigt eindeutig: Daimler hält Wort. Zumindest, wenn man das Ergebnis 2014 mit allen vorherigen Resultaten der Konzerngeschichte vergleicht. „2014 haben wir neue Bestwerte bei Absatz, Umsatz und Ergebnis erzielt“, freut sich Daimler-Chef Dr. Dieter Zetsche über das beste Jahr. So steigerte der Stuttgarter Weltkonzern 2014 seinen Umsatz um zehn Prozent auf knapp 130 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern aus dem laufenden Geschäft stieg vergangenes Jahr auf 10,1 Milliarden Euro nach acht Milliarden Euro im Jahr zuvor. Dabei erreichte der Absatz mit 2,5 Millionen verkauften Fahrzeugen einen neuen Höchstwert.
Über einen weiteren Höchstwert hinsichtlich der Dividende dürften sich die Aktionäre ganz besonders freuen. Sie erhalten künftig 2,45 Euro je Aktie. Beflügelt von dieser Nachricht kletterte das Papier auf seinen höchsten Stand seit mehr als 15 Jahren. Damit krönt die Aktie ihren langfristigen Aufwärtstrend. So konnte das Daimler-Papier in den vergangenen 52 Wochen rund 35 Prozent zulegen. Ein Ende dieser Erfolgsgeschichte ist derzeit nicht in Sicht. Entsprechend optimistisch blicken Analysten wie William Howlett vom Analysehaus S&P Capital IQ in die Zukunft. Howlett hob das Kursziel für Daimler nach Zahlen von 77 auf 92 Euro an und hat die Einstufung auf "Buy" belassen.
Der Autobauer habe im vierten Quartal weiter an Fahrt aufgenommen, schrieb er in einer Studie. Diese Dynamik dürfte dank des anvisierten "signifikanten Wachstums" bei den Verkäufen auch anhalten. Sogar noch euphorischer äußert sich Analyst Zafer Rüzgar vom Analysehaus Independent Research. Er hat das Kursziel für Daimler nach Geschäftszahlen von 90 auf 96 Euro angehoben und die Einstufung auf "Kaufen" belassen. Die Eckdaten hätten seine Erwartungen vor allem ergebnisseitig übertroffen, schrieb Rüzgar in einer Studie. Die Resultate reflektierten die starke Nachfrage im Pkw-Geschäft sowie erfolgreiche Kosteneinsparungen.
Zetsche mahnt zur Bescheidenheit
Trotz der momentanen Begeisterung rund um Daimler mahnt Zetsche, die Bodenhaftung nicht zu verlieren: „Wir leben nicht auf der Insel der Glückseligen.“ Die größten Gefahren sieht der Daimler-Vorstandsvorsitzende in geopolitischen und finanzmarkttechnischen Risiken. Abgesehen von diesen externen Faktoren, die das Stuttgarter Traditionsunternehmen nicht beeinflussen kann, blickt Zetsche allerdings in eine vielversprechende Zukunft. 2015 sollen Absatz, Umsatz und Ergebnis im Kerngeschäft deutlich gesteigert werden. Die Ertragskraft soll dabei „ein Niveau erreichen, das es in diesem Unternehmen bisher nicht gab“, kündigt der Vorstandsvorsitzende hoffnungsfroh an. Um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen, geht der Sparkurs bei den Schwaben weiter. So wird es strukturelle Veränderungen geben, die zu einer Steigerung der Profitabilität führen sollen. Zudem plant der Premiumanbieter weitere Investitionen in neue Modelle. Bis Ende des laufenden Jahres werden acht neue oder überarbeitete Modelle Marktreife erlangen.
In diesen Produktinitiativen sieht Daimler weiterhin den Schlüssel zum Erfolg. Mit neuen Modellen sind die Stuttgarter zuletzt äußerst gut gefahren. Während sich bei den beiden Hauptkonkurrenten BMW und Audi im vergangenen Jahr leichte Erschöpfungserscheinungen zeigten, konnte Mercedes bei den Verkaufszahlen stark zulegen. So verkaufte der Konzern weltweit 1,65 Millionen Autos der Kernmarke Mercedes. Allerdings reicht dieses Ergebnis derzeit trotzdem nur für Rang drei. Branchenprimus BMW konnte 1,81 Millionen Stück an den Kunden bringen, Audi kam auf 1,74 Millionen verkaufte Autos. Doch lange soll es- geht es nach den Stuttgarter- nicht mehr dauern bis Mercedes wieder den Platz an der Sonne unter den Premiumherstellern erobert hat.
„Unser Ziel ist und bleibt es, bis 2020 die Nummer eins der Premiumanbieter zu sein. Und wenn sich seit der Setzung dieses Ziels etwas geändert hat, dann lediglich, dass ich heute noch zuversichtlicher bin, dass wir es erreichen werden", untermauerte Zetsche vor wenigen Wochen in einem Gespräch mit der "Welt" den Führungsanspruch der Marke mit dem Stern. Bei der Präsentation der jüngsten Zahlen legte der angriffslustige Vorstandsvorsitzende mit dem markanten Schnurrbart nach: „Diese Ergebnisse sind nur ein Vorgeschmack auf das, was noch kommt.“ Man kann diese Aussage als Drohung für die Konkurrenz verstehen. Daimler strebt mit aller Macht und durchgedrücktem Gaspedal zurück an die Spitze. Angesichts des Werbe-Versprechens eigentlich logisch. „Das Beste oder nichts“.