DAX: Wie lange hält der Montagsschub?
Nach dem jüngsten Absturz haben die Aktienmärkte am Montag eine starke Gegenbewegung hingelegt. Der DAX stieg zeitweise um über drei Prozent und nahm die 9.000-Punkte-Hürde mühelos. Zu den großen Gewinnern gehören Energiekonzerne, Autobauer – und die Deutsche Post. Bedanken dürfen sich die Anleger dafür unter anderem in Japan. Doch hält der Schub auch an?
Nach dem jüngsten Absturz haben die Aktienmärkte am Montag eine starke Gegenbewegung hingelegt. Der DAX stieg zeitweise um über drei Prozent und nahm die 9.000-Punkte-Hürde mühelos. Zu den großen Gewinnern gehören Energiekonzerne, Autobauer – und die Deutsche Post. Bedanken dürfen sich die Anleger dafür unter anderem in Japan. Doch hält der Schub auch an?
Die großen Kursgewinne des heutigen Börsentages täuschen darüber hinweg, wie tief die Aktienmärkte in den letzten Tagen abgerauscht sind. Papiere wie die Volkswagen Vorzugsaktien sind trotz einer Preissteigerung um 7,6 Prozent noch unter dem Niveau, mit dem sie in die vergangene Woche gestartet waren. Ähnlich sieht es bei E.ON, RWE und der Deutschen Post aus, die trotz Gewinnen um die fünf Prozent lediglich die jüngsten Verluste wieder gutmachen konnten. Grund für die Erholung, die bereits am Morgen einsetzte, waren vor allem positive Signale aus Asien.
Die chinesischen Festlandbörsen meldeten sich nach einer Feiertagspause relativ stabil zurück, entsprechend erleichtert war die Reaktion des DAX. Mehr noch freuten sich die Anleger über den Kursprung an der Tokioter Börse, der mit einem Plus von sieben Prozent der aktuell eigentlich trüben Stimmung rund um Japans Wirtschaft entgegenwirkte. Anleger hoffen offenbar darauf, dass die Notenbank des Landes nun neue Maßnahmen ergreift, nachdem vorläufige Daten für das vierte Quartal 2015 für einen Rückgang der japanischen Wirtschaftsleistung sprachen. Dennoch sind viele Experten weiter skeptisch, ob es sich um eine nachhaltige Kurserholung handelt.
Ölpreise erholt – Energieversorger profitieren
Weiteren Schwung brachte am Montag jedenfalls die Preissteigerung der Ölsorten Brent und WTI um 2,8 bzw. zwei Prozent. Im Vergleich zur Vorwoche legte insbesondere WTI stark zu, es ging um 3,8 Prozent auf 31,88 Euro, während Brent-Öl die jüngsten Verluste nur zum Teil ausgleichen konnte und aktuell bei 33,67 Euro je Barrel steht. Am deutschen Aktienmarkt war das Wachstum branchenabhängig zu spüren. Besonders die Energieversorger E.ON und RWE präsentierten sich mit starken Kursgewinnen. Das ist insofern überraschend, da die Hoffnung auf eine Stiftungslösung beim Atomausstieg in den Verhandlungen mit der staatlichen Seite wohl zerstört wurden. Nach aktuellem Stand ist eine Fonds-Lösung am wahrscheinlichsten, die die Energiekonzerne mit eigenen Geldern bestücken müssen – Aktien sind laut Jürgen Trittin, der die verantwortliche Atom-Kommission leitet, keine Option.
Eine bekräftigte Kaufempfehlung sorgte indes bei den Henkel-Vorzugsaktien für einen ordentlichen Kurssprung. Weil das Düsseldorfer Bankhaus Lampe am Montag den Daumen für das Papier hob und das Kursziel von 117 auf 120 Euro erhöhte, ging es zum Wochenstart um rund fünf Prozent nach oben. Analyst Peter Steiner lobte das attraktive Gewinnwachstum und leitete daraus in Kombination mit den schwachen Ölpreisen die Chance auf große Kursgewinne ab. Aktuell stehen die Henkel-Papiere bei 95,55 Euro das Stück. Ein stabiles Ertragsprofil sieht Steiner auch bei Beiersdorf, das jedoch im Vergleich mit Henkel bereits höher bewertet sei. Dennoch legten auch Beiersdorf-Aktien um über vier Prozent zu.
Trotz guter Zahlen – Daumen runter für Commerzbank-Aktie
Eher enttäuschend verlief der Tag für die Finanzspezialisten: Deutsche Bank und Commerzbank mussten sich nach Kursgewinnen am Vormittag mit der roten Laterne im DAX abfinden, die Commerzbank war der einzige Konzern im deutsche Leitindex mit einem Minus. Die Euphorie nach der Gewinnmeldung von Ende letzter Woche wurde durch eine Bewertung der britischen Investmentbank Barclays jäh gestoppt. Analyst Kiri Vijayarajah senkte das Kursziel von zehn auf neun Euro und beließ die Commerzbank-Aktie mit dem Urteil „underweight“ auf der Verkaufsliste. Vijayarajah sieht strengere Eigenkapitalanforderungen als problematisch für die Kapitalrenditen der Bank an, weshalb sich eine substanzielle Erhöhung der Ausschüttungsquote vezögern dürfte, heißt es in einer Studie vom Montag. Im laufenden Jahr seien insbesondere das schwache Zinsumfeld und die geringen Kapitalmarkterträge als bremsende Faktoren miteinzuberechnen, was wiederum den Vorsteuergewinn dämpfen sollte.
Viele Aktien werden derzeit mehr von Marktbewegungen getragen, als dass sie wirklich individuell überzeugen können. Das erklärt auch, warum es an manchen Tagen fast nur Gewinner, dann wieder nur Verlierer gibt. Doch die übergreifenden Faktoren waren in den letzten Wochen alles andere als stabil. Daher ist ein erneuter Einbruch von DAX und Co. Das große Risiko, mit dem Anleger derzeit rechnen müssen. Spätestens die wegen des Gedenktags „Washington’s Birthday“ ausgesetzten Impulse der US-amerikanischen Märkte dürfte morgen zeigen, wie stabil die Schubkraft dieses Montags wirklich ist.
Marius Mestermann