Der Brexit-Crash
Allein schon die Reaktionen aus der Politik würden ausreichen, um die Märkte auf Talfahrt zu schicken. Der britische Premierminister David Cameron kündigt seinen Rücktritt an, in Brüssel herrscht konsternierte Ratlosigkeit, in Berlin Trauer. Ein Blick auf die zu erwartenden wirtschaftlichen Folgen tut ein übriges: Ein Crash der internationalen Märkte ist in Reichweite. Die Marktschwankungen im Devisenhandel sind immens, das Pfund bricht dramatisch ein und notiert auf einem 30-Jahres-Tief. In Japan wird sogar der Handel mit Nikkei-Futures kurzfristig ausgesetzt. Der Dax eröffnete den Handel mit einem Abschlag von über neun Prozent.
Allein schon die Reaktionen aus der Politik würden ausreichen, um die Märkte auf Talfahrt zu schicken. Ein Blick auf die zu erwartenden wirtschaftlichen Folgen tut ein übriges: Ein Crash der internationalen Märkte ist in Reichweite. Die Marktschwankungen im Devisenhandel sind immens, das Pfund bricht dramatisch ein und notiert auf einem 30-Jahres-Tief. In Japan wird sogar der Handel mit Nikkei-Futures kurzfristig ausgesetzt. Der Dax wird mit rund acht Prozent im Minus erwartet.
John Cryan, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, äußert sich höchst besorgt zum Ergebnis des EU-Referendums in Großbritannien: „Das ist kein guter Tag für Europa. Die Konsequenzen lassen sich noch nicht vollständig absehen. Sie werden aber für alle Seiten negativ sein. Sicherlich sind wir als Bank mit Sitz in Deutschland und einem starken Geschäft in Großbritannien gut darauf vorbereitet, die Folgen des Austritts zu mildern. Lassen Sie mich als Brite und Europäer aber noch eines hinzufügen: Ich bin ein überzeugter Anhänger der europäischen Idee. Diese hat uns mehr als 50 Jahre Frieden und Wohlstand gebracht. Deshalb schmerzt es mich, dass Europa für viele meiner Landsleute offenbar an Attraktivität verloren hat. Das ist ein klares Signal an die Europäische Union, wieder näher an die Menschen zu rücken und die Demokratie zu stärken.“
David Zahn, Senior Vice President bei Franklin Templeton, teilt mit: „Ich glaube, dass sich nach der gestrigen Abstimmung die Volatilität an den Finanzmärkten deutlich erhöhen wird. Das Pfund Sterling wird vermutlich nachgeben und es ist unwahrscheinlich, dass sich die Zinssätze in Großbritannien in nächster Zeit ändern werden, da diese Entscheidung das Anlegervertrauen enorm untergraben dürfte.“
Die britische Währung reagiert mit einem drastischen Fall von 1,50 auf unter 1,33 US-Dollar auf die Meldung, dass die Befürworter eines Austritts aus der EU in der noch andauernden Auszählung vorne liegen - der Handel bleibt aber von großer Volatilität geprägt. Das Pfund berappelte sich zwischenzeitlich kurz auf 1,45 Dollar und fiel danach im freien Fall auf den niedrigsten Stand seit 30 Jahren bis auf 1,3232 Dollar. Der Euro brach um bis zu 4,1 Prozent auf 1,0914 Dollar ein - der größte Kursrückgang in der Geschichte der Gemeinschaftswährung.
Anleger flüchten in den Schweizer Franken, der zum Euro auf den höchsten Stand seit August 2015 kletterte. Die US-Investmentbank Morgan Stanley rechnet damit, dass das Pfund Sterling noch weiter abwertet und auf 1,25 bis 1,30 Dollar fällt. Auf außerbörslichen Plattformen machte auch der Deutsche Aktienindex eine solche Achterbahnfahrt durch. Er eröffnete den Handel mit einem Minus von mehr als neun Prozent und erholte sich kaum von diesem tiefsten Fall seit über zwei Jahrzehnten.
Nach dem Brexit-Votum hält die Zentralbank in London Insidern zufolge engen Kontakt mit Geldhäusern. Die für die Finanzaufsicht zuständigen Mitarbeiter der Bank of England (BoE) seien vor Handelsbeginn mit dieser Aufgabe befasst, hieß es am Freitagmorgen weiter. Händler erwarten massive Kursverluste an Europas Börsen, nachdem sich die Briten für den Austritt aus der Europäischen Union (EU) entschieden haben. Besonders unter Druck stehen dürften die Bankenwerte. In Hongkong brachen Bankaktien ein. Aktien der Großbank HSBC verloren bis zu 11,3 Prozent - das ist der heftigste Verlust seit sieben Jahren und damit den Zeiten der Finanzkrise. Die Papiere des Versicherers Prudential knickten um bis zu 11,1 Prozent ein und die Aktien des Finanzkonzerns Standard Chartered sogar um bis zu 12,5 Prozent. Der Hongkonger Leitindex Hang Seng sackte um mehr als vier Prozent ab.
Auch Japans Märkte werden hart gebeutelt, obwohl die direkten wirtschaftlichen Folgen eines Brexit für die Wirtschaft des Landes als gering eingestuft werden. „Wir fürchten weniger, dass Großbritannien die Europäische Union verlässt, wir haben Angst vor einem deutlich stärkeren Yen“, erklärt Analyst Tsutomu Yamada von Japans größtem Onlinebroker Kabu.com. Der Grund: Japans Währung gilt in Zeiten der Unsicherheit traditionell als sicherer Hafen und damit Fluchtburg. Und je höher der Yen steigt, desto stärker geraten die Gewinne der Exportkonzerne und damit der Aktienkurse sowie die Konjunktur- und Konsumlaune unter Druck.
Beobachter weltweit rechnen damit, dass die Lage noch mindestens ein bis zwei Wochen volatil bleiben wird. Wie groß der negative Einfluss auf Japan werden wird, hängt für ihn allerdings davon ab, „wir hoch der Schaden für die Europäische Union werden wird.“ Handelsblatt / Martin Kölling / sig