Deutsche Wohnen entzieht sich Vonovia
Der Deal auf dem Immobilienmarkt zwischen Vonovia und Deutsche Wohnen ist geplatzt. Das wird den Vorstand von Deutsche Wohnen freuen: Er hatte erbittert gegen die Fusion gekämpft. Die Vonovia-Aktie macht einen Freudensprung. War das Ziel zu ambitioniert?

Der Deal auf dem Immobilienmarkt zwischen Vonovia und Deutsche Wohnen ist geplatzt. Das wird den Vorstand von Deutsche Wohnen freuen: Er hatte erbittert gegen die Fusion gekämpft. Die Vonovia-Aktie macht einen Freudensprung. War das Ziel zu ambitioniert?
Der größte Übernahmekampf in der Geschichte der europäischen Immobilienbranche ist missglückt. Deutschlands größter Wohnungsvermieter Vonovia, dessen Aktie im DAX notiert ist, scheiterte mit dem Versuch, den kleineren Konkurrenten Deutsche Wohnen (DW), ansässig in Frankfurt am Main, zu schlucken. Nur 30,4 Prozent der Aktien der Deutsche Wohnen AG wurden Vonovia angedient - das ist deutlich weniger als die angestrebten 50 Prozent. Zu wenig, um die Macht zu übernehmen.
Vonovia-Chef Rolf Buch sprach in Bochum, dem Sitz der Vonovia, dennoch davon, „ein wirtschaftliches attraktives Angebot“ unterbreitet zu haben. Etwas trotzig klingt das jetzt, denn bis zuletzt hatten die Ruhrpott-Immobilienmagnaten gehofft, die Mehrheit an der Deutshe Wohnen AG doch noch zu erlangen. Druck übte auch ein Großaktionär aus: Der norwegische Staatsfonds Norges bot Vonovia sogar öffentlichkeitswirksam seine DW-Aktien an. 50 Prozent plus eine Aktie wären dafür nötig gewesen.
Gegenspieler Michael Zahn sagte vor Weihnachten in einem Handelsblatt-Interview noch: „Der Übernahmekampf verläuft sportlich und fair. Wir sehen das Angebot als unattraktiv an und vertrauen darauf, dass unsere Aktionäre das auch erkennen.“ Doch in der Sache blieb er hart: Erstens: Der Preis sei inakzeptabel niedrig. Zweitens: Die Zusammenlegung vernichte Werte. Drittens: Die Risiken für die Aktionäre in der neuen Gesellschaft nähmen wegen der Verschuldung von Vonovia deutlich zu. Und viertens sei das Angebot „unklar und intransparent“, weil Vonovia die Mindestannahmeschwelle auch noch im letzten Moment heruntersetzen könne.
Als Vonovia-CEO Buch dann tatsächlich genau diese Annahmeschwelle senkte und überdies die Inhaber der Wandelschuldverschreibungen der Deutsche Wohnen in sein Kalkül einbezog, wurde der Umgangston rau: Eine DW-Sprecherin warf Buch vor, er spreche „mit gespaltener Zunge“: Die Deutsche Wohnen habe sich darauf verlassen, dass allein die Altaktionäre über den Deal entscheiden würden. Doch je länger der Übernahmekampf dauerte, desto verbissener jagte Buch doch noch der Chance hinterher, den letzten großen Deal auf dem deutschen Wohnungsmarkt zu machen und einen Konzern mit mehr als 500 000 Wohnungen schaffen zu können.
Der Vonovia-Aktienkurs legte nach Bekanntwerden der Nachricht um knapp sieben Prozent zu, die Papiere von Deutsche Wohnen stiegen um knapp drei Prozent. 14 Milliarden Euro hätte es gekostet, elf DW-Aktien gegen sieben Vonovia-Titel plus 83,14 Euro zu tauschen. Ohnehin waren Kampf und Abwehrkampf auf beiden Seiten teuer genug. Insider schätzen, dass für Investmentbanken, Anwälte und Roadshows auf beiden Seiten jeweils bis zu 50 Millionen Euro bezahlt worden sind. Inklusive Schulden wäre der Deal 14 Milliarden Euro schwer gewesen - der größte, den es je auf dem deutschen Wohnungsmarkt gegeben hätte. Der Vorstand von Deutsche Wohnen hatte sich in den vergangenen Monaten allerdings erbittert gegen ein Zusammengehen mit Vonovia gewehrt. Handelsblatt / Reiner Reichel / rtr