Car-Symposium: Autobranche gibt sich mutig
Der Autoindustrie stehen enorme Umbrüche bevor. Elektromobilität, autonomes Fahren und die neuen Regelungen auf dem US-Markt waren die Top-Themen beim Jahresauftakttreffen der Branche. Die optimistischen Töne waren in der Mehrzahl.
Der Autoindustrie stehen enorme Umbrüche bevor. Elektromobilität, autonomes Fahren und die neuen Regelungen auf dem US-Markt waren die Top-Themen beim Jahresauftakttreffen der Branche. Die optimistischen Töne waren in der Mehrzahl.
Das Ruhr-Congress-Zentrum in Bochum strahlt Nostalgie aus. Einst war Opel hier größter Hersteller am Ort. Viel, viel Stahl lief in den umliegenden Hüttenwerken aus den Hochöfen. Das ist vorbei, und dennoch blickt die Branche demonstrativ gelassen und optimistisch in die Zukunft. 1.100 Verantwortliche der Autoindustrie hatten sich beim CAR-Symposium versammelt, um gemeinsam über die Herausforderungen ihrer Branche zu diskutieren. Man habe zur Kenntnis genommen, was in den USA vor sich gehe, aber stehe weiterhin zu allen Entscheidungen, die man bisher getroffen habe, sagt zum Beispiel der BMW-Chef Krüger. Er betonte, dass man an den eingeschlagenen Strategien festhalte, dass man das Risiko diversifiziere. Und so wie Krüger denkt die große Mehrheit der Autokonzern-Lenker.
Die Autoindustrie hat derzeit mit vielen Unsicherheiten zu kämpfen – Trump ist bei weitem nicht die einzige. Beim autonomen Fahren träumen US-Entwickler davon, das Lenkrad überflüssig zu machen. Zwar fahren die E-Prototypen aus Kalifornien derzeit noch vor die blödesten Hindernisse – aber der technologische Fehdehandschuh ist ernstgemeint. Die deutschen Autobauer müssen reagieren. Neue Mobilitätsplattformen ändern dagegen das Geschäftsmodell schon jetzt ganz real: BMW mit DriveNow, einer Kooperation mit Sixt, und auch VW sind hier schon konkrete Schritte gegangen, Daimler steht nicht nach.
Neue Antriebe sollen schließlich den Verbrennungsmotor überflüssig machen, so wollen es jedenfalls Lobby-Verbände wie die Deutsche Umwelthilfe. Die Hatz auf den Diesel-Antrieb ist eröffnet, schon 2030 soll's vorbei sein, und in die Städte dürfen die Dieselgolfs, mit denen Deutschlands alleinerziehende Mütter zum Supermarkt fahren, am liebsten gar nicht mehr - ab sofort. Basta! Wenn es irgendeine Organisation gibt, die weltanschaulich eben nicht unabhängig ist, dann ist es diese Deutsche Umwelthilfe.
Mit der Deutschen Umwelthilfe, die genauso gut eine Karrierehilfe für gealterte Brokdorf-Demonstranten sein könnte, haben sich die Autohersteller also herumzuplagen. Denn natürlich bieten die dort propagierten E-Antriebe nach heutigem Stand der Technik in der Gesamt-Öko-Bilanz mitnichten das bessere Modell gegenüber dem Diesel. Oder gegenüber dem Benziner, dessen Risiken durch Benzoldämpfe geflissentlich überspielt werden. Doch auch die Deutsche Umwelthilfe, deren wahre Ziele im Versuch, die deutschen DAX-Unternehmen in einer Art spätkommunistischer Manier möglichst komplett kalt zu enteignen, vermutet werden dürfen, muss formell ernstgenommen werden. Auch wenn die Akteure längst durchschaut sind. Wenden wir uns also wieder erfreulicheren Dingen zu.
Harald Krüger als Mutmacher
Eine Rede zum Beispiel, die BMW-Chef Harald Krüger hielt, kann als exemplarisch für den demonstrativen Optimismus der Branche gelten. Krüger sprach, wie das Handelsblatt berichtet, über ein neues Ingenieurs-Zentrum mit 2.000 Entwicklern in München, in dem sein Unternehmen gemeinsam mit dem israelischen Unternehmen Mobileye und dem US-Chiphersteller Intel am selbstfahrenden Auto arbeitet. Und in einer Diskussionsrunde nach dem Vortrag erklärt er auch, warum die Münchener keinen Konflikt mit Trump erwarten. BMW sei schließlich einer der größten Arbeitgeber des Landes, beschäftige 70.000 Menschen in den USA. Tatsächlich bauen die Münchener in ihrem Werk in Spartanburg, South Carolina, hunderttausende SUV-Modelle für den Weltmarkt. Das Werk in Mexiko, erklärt Krüger, sei viel kleiner. Und ohnehin denke man schon länger darüber nach, wie sich hohe Zölle im Zweifel vermeiden ließen. Seine Botschaft erschien dem Handelblatt-Berichterstatter zu sein: „Keine Angst, nur keine Angst.“
Das Handelsblatt weiter: „Kongresse wie das Symposium des Center of Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen sind ohnehin auch eine willkommene Gelegenheit, um sich gegenseitig Mut zu machen. Neben Krüger sind etliche weitere Vertreter der Branche der Einladung von Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer nach Bochum gefolgt, um unter der Überschrift Zeitenwende in der Automobilindustrie gemeinsam über die großen Herausforderungen der Zukunft zu diskutieren. Hier wird die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie zelebriert.“
In den Workshops des Branchentreffens ging es interessanterweise nicht nur um Verbrennungsmotor und alternative Antriebe, sondern in mehreren Gruppen um Autonome Mobilität und das vernetzte Auto. Zwischen all den zuversichtlichen Vorträgen schwang, was dieses Thema betrifft, deutliche Skepsis mit. Was belegt, dass die Automobilbranche sich an den Realitäten orientiert. Und die könnten demnach sein wie folgt: selbstverständlich wird es erst viel später als gedacht eine Alternative zu den Verbrennungsmotoren geben, und natürlich wird hier die Elektromobilität nicht automatisch die führende Rolle spielen. Das autonome fahren hingegen ist bis dato ein technischer Luftballon, der bestimmt eine wunderbare Farbe hat – aber eben auch am leichtesten Hindernis zerplatzt. Vor diesem Hintergrund ist der gesunde Optimismus, der in Bochum zu spüren war, durchaus berechtigt. sig