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Disney-Aktie: Die Macht hat verschlafen

Johnny Depp, Meryl Streep, Harrison Ford, Scarlett Johansson, Michael Douglas: Disney hatte sie 2015 alle im Programm. Der US-Konzern lieferte große Unterhaltung wie am Fließband und nahm an den Kinokassen Milliarden ein. Dank Star Wars purzeln zum Jahresende nun die Rekorde – nur bei der Disney-Aktie ist die Macht noch nicht erwacht.

BÖRSE am Sonntag

Johnny Depp, Meryl Streep, Harrison Ford, Scarlett Johansson, Michael Douglas: Disney hatte sie 2015 alle im Programm. Der US-Konzern lieferte große Unterhaltung wie am Fließband und nahm an den Kinokassen Milliarden ein. Dank Star Wars purzeln zum Jahresende nun die Rekorde – nur bei der Disney-Aktie ist die Macht noch nicht erwacht.

Disney, die Schmiede von Kindheitserinnerungen schlechthin, hat derzeit allen Grund zur Freude. Das stetige Umsatzwachstum beim Unterhaltungsgiganten aus Kalifornien hat sich 2015 nicht nur fortgesetzt, sondern voraussichtlich sogar eine neue Dimension erreicht. Gut 52 Milliarden US-Dollar erreichte die Kennzahl im abgelaufenen Geschäftsjahr, das sind über 6,5 Prozent mehr als 2014 – und Star Wars VII ist noch nicht einmal mit eingerechnet. Auch der operative Gewinn legte mit über zehn Prozent Steigerung deutlich zu und erreichte knapp 12,8 Milliarden Dollar. Märchenhafte Zahlen für den US-Konzern, der 2012 rund vier Milliarden in die Übernahme von Lucasfilm und Lucasarts investierte, die ihren Namen dem Star-Wars-Erfinder George Lucas verdanken.

Blickt man auf die beiden ersten Wochen nach dem Kinostart von „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ Mitte Dezember, so scheint sich diese Investition schon jetzt gelohnt zu haben. Der Blockbuster bricht derzeit alle Rekorde an den Kinokassen und spielte in nur zwölf Tagen eine Milliarde US-Dollar ein. Allein das erste Wochenende sorgte für Ticketverkäufe im Wert von über 500 Millionen Dollar. Eine unglaubliche Summe, wenn man erstens bedenkt, dass die Filmproduktion über 200 Millionen und das Marketing noch einmal schätzungsweise 225 Millionen Dollar kostete, und zweitens, dass der Kinostart in China noch aussteht. 

Star Wars und die Marvel-Superhelden: Bei Disney klingelt dank Übernahmen die Kasse

Bis 2019 erscheinen zwei weitere Teile der dritten Star-Wars-Trilogie, und nach dem schon jetzt gigantischen Erfolg der siebten Episode dürfte der Hype um die kommenden Filme kaum geringer sein. Zudem hat Disney angekündigt, zusätzlich zur zentralen Story weitere Produktionen aus dem Universum von Skywalker, Solo und Co. zu launchen – die erste davon schon Ende 2016. Der Unterhaltungsriese zeigt, dass er aus einem vielversprechenden Projekt enormen Profit schlagen kann – musste 2015 aber auch Flops einstecken. Vor allem der mit George Clooney hochkarätig besetzte Science-Fiction-Film „Tomorrowland“, der in Deutschland interessanterweise unter dem ebenfalls englischen Titel „A World Beyond“ erschien, blieb weit hinter den Profiterwartungen zurück.

Ursprung des Films waren die Pixar-Studios, die sich Disney 2006 einverleibte – damals war Apple-Legende Steve Jobs noch CEO von Pixar. Mittlerweile gehört auch die Kreativschmiede Marvel Studios zum Micky-Maus-Konzern. Dem Spezialist für Comicverfilmungen verdankt Disney unter anderem Erfolgstitel wie „Avengers“ samt Fortsetzung, die „Captain America“-Reihe sowie den erst im vergangenen Sommer erschienenen Superheldenfilm „Ant-man“. Äußerst heldenhaft steht mittlerweile auch Bob Iger da, seit 2005 CEO bei Disney. Der Topmanager hatte keinen leichten Start und musste kleinere und größere Krisen meistern, gehört heute aber gar zu den wirtschaftlichen Beratern von US-Präsident Obama. Die Zukäufe der letzten zehn Jahre erweisen sich für Disney größtenteils als Goldgrube.

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Versaut ESPN das Happy End im Disney-Märchen?

Grund genug für viele Analysten, optimistische Schätzungen für das bereits seit Oktober laufende Geschäftsjahr 2016 abzugeben. Im Schnitt rechnen die Experten mit einer erneuten Gewinnsteigerung von rund zehn Prozent, was bei immer höher werdenden Produktionskosten insbesondere für animierte Filme ein starkes Zeichen für die Erfolgsstrukturen von Disney wäre. Auch die Anzahl von Mitarbeitern erreichte 2015 mit rund 185.000 Personen einen neuen Höchstwert. Einbußen musste Disney hingegen ausgerechnet am letzten Handelstag des Jahres an der Börse hinnehmen. Kurz vor Schluss stand der Aktienkurs mit einem Minus von gut 0,6 Prozent bei 106 US-Dollar. Relativ überraschend kommt, dass das Papier so gut wie nicht vom Star-Wars-Hype profitierte. Grund dafür sind nicht nur die negativen Effekte des Gesamtmarkts, sondern auch die großen Probleme, die Disney mit seinem Sportsender ESPN hat. Teure Sportrechte und ein geschwächtes Wachstum der Medienindustrie lassen einige Analysten am Potenzial der Kalifornier zweifeln. 

ESPN gehört zur bei weitem größten Disney-Sparte Media Networks, die 2015 über 5,8 Milliarden US-Dollar zum Umsatz bzw. 1,8 Milliarden zum Gewinn beitrug. Auf Rang zwei folgen die Vergnügungsparks in aller Welt, die sich in den kommenden Jahren auch über positive Star-Wars-Marketingeffekte freuen dürfen, mit 4,3 Milliarden Dollar Umsatz und 738 Millionen Dollar Gewinn. Erst dahinter folgen die direkten Geschäfte mit Filmen im Bereich „Studio Entertainment“. 2016 könnte sich das Erfolgsmärchen für Disney fortsetzen, und ESPN wird dazu beitragen, wenn es nach COO Tom Staggs geht: „Die Marke ist stärker als je zuvor. Allein im September verbrachten 94,4 Millionen Fans rund 10,3 Milliarden Minuten mit ESPN-Inhalten auf digitalen Plattformen, was einen neuen Rekord bedeutete.“

Mit dem stetig steigenden Profit hat Disney zudem die Möglichkeit, Einnahmen clever zu reinvestieren und alle Strukturen fit für die Zukunft zu machen. Filmfans dürfen sich im kommenden Jahr jedenfalls auf eine Neuverfilmung des „Dschungelbuchs“ in 3D, eine Fortsetzung des Riesenerfolgs „Findet Nemo“ sowie einen weiteren „Captain America“-Film freuen. Prominente Schauspieler werden unter anderem Johnny Depp in „Alice Through the Looking Glass“ und Benedict Cumberbatch in „Doctor Strange“ sein. Bis dahin ist dann vielleicht auch die Macht im Disney-Aktienkurs erwacht.