Driftet der DAX in einen Crash?
Die Mienen der Börsenhändler auf dem Frankfurter Parkett sind finster und besorgt – alle dreißig Dax-Titel liefen unter Vortagskurs. Zusätzlich zu den Sorgen um die Entwicklung in Griechenland ist es vor allem der Blick nach China, der den Börsianern gründlich die Stimmung verhagelt.
Zu den größten Verlierern an den deutschen Börsen zählen heute vor allem konjunkturabhängige Werte wie Volkswagen, Heidelberg Cement oder Daimler. Die Titel verloren zwischen 3,5 und zwei Prozent. Für die Lufthansa -Aktien ging es nach einer Verkaufsempfehlung von Goldman Sachs um 2,5 Prozent bergab. Die in dieser Woche bereits angeschlagenen Chemiker von Lanxess verloren weitere 3,5 Prozent.
Weltweit bleiben die Börsen im schwierigen Fahrwasser. Allein in dieser Woche ist der Dax weit über fünf Prozent Prozent abgeschmiert. Gestern belief sich das Minus schon auf 2,3 Prozent. Der Leitindex notierte zum Handelsschluss bei 10.432 Zählern. Und auch startete der deutsche Leitindex bei rund 10.250 Zählern - ein Minus von 1,6 Prozent und fast 200 Punkte weniger als der gestrige Vortagesschluss.
Der Konjunkturkalender bleibt heute weitgehend leer. So müssen sich die Börsianer andere Impulse suchen, wollen sie eine Gegenbewegung starten. Aus den USA kamen auch keine Impuls. Der Dow-Jones-Index der Standardwerte schloss 2,1 Prozent tiefer auf 16.990 Punkten - dem tiefsten Stand seit Oktober 2014. Der breiter gefasste S&P-500 fiel um ebenfalls 2,1 Prozent auf 2035 Zähler. Der Index der Technologiebörse Nasdaq verlor sogar 2,8 Prozent auf 4877 Stellen.
Auch der Dow-Jones-Index beendete den Handelstag ohne Gewinner. Größter Verlierer waren die Papiere von Walt Disney. Sie büßten am Index-Ende sechs Prozent ein und litten unter einem negativen Kommentar des Analysehauses Bernstein. Todd Juenger schrieb, er sei nicht mehr davon überzeugt, dass Walt Disneys TV-Geschäft ausreichend Potential für eine überdurchschnittliche Aktienkursentwicklung in den nächsten 12 Monaten biete.
Aus Asien kommt wenig Hoffnung – das ist eine der Hauptursachen für das Negativszenario. Chinas Wirtschaft verliert an Schwung, und ob die „Peking-Delle“, die sich zum Beispiel die Autowerte längst eingefahren haben, wirklich so einfach repariert werden kann? Immer mehr Börsianer wechseln ins Lager der Pessimisten. Im Vormittagshandel gab in Tokio der 225 Werte umfassende Nikkei -Index rund 1,9 Prozent auf 19.666 Punkte nach. Der breiter gefasste Topix verlor sogar 2,2 Prozent auf 1588 Zähler. Die Anzeichen für eine drastische Abkühlung der chinesischen Wirtschaft mehren sich. Im August schrumpfte die Industrie so stark wie seit sechseinhalb Jahren nicht. Der vorläufige Caixin/Markit-Einkaufsmanagerindex fiel auf 47,1 Punkte nach 47,8 Zählern im Vormonat. Die Binnennachfrage wie auch der Export schwächelten. sig/Handelsblatt