Paypal: Der Bezahldienst wird flügge
Nach 13 gemeinsamen Jahren gehen die Handelsplattform Ebay und der Bezahldienst Paypal seit vergangener Woche getrennte Wege. Anfangs als Unterstützungssystem für die Ebay-Seite ins Leben gerufen, hat sich der Online-Zahlungsanbieter zu einem international agierenden Spezialisten gesteigert – und stellt dabei Ebay inzwischen sogar in den Schatten.
Nach 13 gemeinsamen Jahren gehen die Handelsplattform Ebay und der Bezahldienst Paypal seit vergangener Woche getrennte Wege. Anfangs als Unterstützungssystem für die Ebay-Seite ins Leben gerufen, hat sich der Online-Zahlungsanbieter zu einem international agierenden Spezialisten gesteigert – und stellt dabei Ebay inzwischen sogar in den Schatten.
Für das 169 Millionen Accounts umfassende Paypal öffnen sich durch die eigenständige Börsennotierung von nun an ganz neue, interessant und durchaus erreichbare Horizonte. Dabei hatte alles im Schatten der großen Auktionsplattform mit den vier bunten Buchstaben angefangen. Anfang der 2000er hatte Ebay händeringend nach einem Konzept gesucht, um die Bezahlung der über die Auktionsplattform ersteigerten Waren möglichst unkompliziert abwickeln zu können. Da passte der Bezahldienst Paypal, der sich im Jahr 2000 aus dem Zusammenschluss der Unternehmen Confinity und X.com. Letztere Firma wurde übrigens von einem gewissen Elon Musk gegründet, der später die Raumfahrtfirma SpaceX und den Elektroautobauer Tesla zum Leben erweckte. X.com passte gerade recht in die Planung bei Ebay. Dieser neuartige Dienst ermöglichte, dass der Kunde nur ein Mal, und zwar bei der Errichtung des Paypal-Accounts seine Kontodaten eingeben musste. Fortan genügte ein einfacher Klick auf den PayPal-Button zum Bezahlen. Solch ein simpler, zeitsparender Prozess faszinierte die Ebay-Macher, und so legte das Online-Auktionshaus für dieses innovative Unterstützungssystem 1,5 Milliarden US-Dollar auf den Tisch. So geschehen im Sommer 2002.
Seither hat sich viel verändert. Der Deal erwies sich im Nachhinein als absolutes Schnäppchen, da Paypal zum Wachstumstreiber von Ebay avancierte. Zuletzt steuerte der Online-Bezahldienst knapp 50 Prozent des Konzernumsatze bei. Inzwischen ist Paypal, das in den letzten sechs Quartalen ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von durchschnittlich fast 20% hinlegte, zu einem bedeutungsvollen Global-Player der Bezahlbranche aufgestiegen, der die Konkurrenz klar in den Schatten stellt. „Paypal ist der Gorilla unter den Bezahldiensten”, unterstreichen die Analysten von JPMorgan den Stellenwert des aufstrebenden kalifornischen Unternehmens, das alleine in Deutschland mittlerweile 15 Millionen Kunden zählt. Der langjährigen Mutter Ebay, die zuletzt nur noch gut ein Viertel der Quartals-Gesamteinnahmen von Paypal in Höhe von 2,3 Milliarden Dollar ausmachte, ist der Online-Zahlungsanbieter über den Kopf gewachsen. Das zeigen nicht nur die höheren Nutzer- und Umsatzzahlen, sondern auch der Kurs vom 20. Juli, dem ersten Handelstag von Paypal. Während eine Aktie von Ebay 27,90 Dollar kostete, mussten Anleger beim Börsendebüt bereits 37,60 Dollar für ein Wertpapier der ehemaligen Tochter, die seit 2004 auch in Deutschland aktiv ist, hinblättern. Damit wurde Paypal nach wenigen Stunden an der Börse mit mehr als 49 Milliarden Dollar bewertet. Bis zum Ende der Handelswoche gab es für die Paypal-Aktie allerdings keinen signifikanten Kursanstieg,
Einen solchen erhoffen sich Aktionäre jedoch im weiteren Verlauf. Schließlich dürfte Paypal für viele Kunden und Partner, die das Unternehmen wegen seiner engen Beziehungen zu Ebay bislang mieden, künftig deutlich attraktiver sein. Somit ist der Weg für neue E-Commerce-Partner wie beispielsweise Amazon frei. Einige Experten rechnen sogar mit einem baldigen Übernahmeangebot des chinesischen Handelsgiganten Alibaba, der die eigene Bezahlsparte AliPay stärken möchte. Jenseits von solchen Spekulation dürfte die Expansionsstrategie der Kalifornier durch den Börsengang neuen Rückenwind bekommen. Ein Ende der Shoppingtour von Paypal, das sich zuletzt den Handels-Dienstleister Paydiant sowie das auf Online-Überweisungen spezialisierte Startup Xoom einverleibte, ist also bei Weitem nicht in Sicht. Zumal die aktuelle Kriegskasse von 6,6 Milliarden laut Finanzchef Patrick Dupuis für weitere Übernahmen eingesetzt werden kann. Weitere Zukäufe sind angesichts des sich im Umbruch befindenden Marktes für Bezahlsysteme auch nötig, damit Paypal seine exponierte Stellung am Markt stärken kann. Die jüngsten Zahlen, die ein Wachstum bei den Einnahmen um 16 Prozent und ein Kundenplus von elf Prozent dokumentieren, sollen durch diese Expansionspläne gestützt werden.
Und so gehen die durchschnittlichen Analystenschätzungen davon aus, dass der Paypal-Umsatz bis 2018 auf mehr als 14 Milliarden Dollar gesteigert werden kann. Zum Vergleich: Im laufenden Jahr werden Erlöse in Höhe von 9,2 Milliarden Dollar erwartet. Anhand dieser ungefähr proportionalen Gewinnentwicklung gehen die Insider für 2018 von einem KGV von etwas über 20 aus. Derzeit liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei weit über 30, was bedeutet, dass die Paypal-Aktie alles andere als ein Schnäppchen ist. Zumal es nicht danach aussieht, als dürften sich Anleger über Dividendenzahlungen freuen können. Dennoch darf nicht vergessen werden, dass es abseits der Paypal-Aktie wenige Möglichkeiten gibt, in einen digitalen Zahlungsdienst zu investieren, der auch noch profitabel ist. Insofern dürfte Paypal weiterhin einige Phantasien bei den Anlegern wecken.
WIM