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Die FTSE RAFI-Indizes - Fundamental-Investments mit ETFs

Viele ETF-Anleger gehen davon aus, dass die Aktienmärkte effizient sind. An der Börse werden alle Informationen objektiv bewertet und fließen in die Kurse ein. Entsprechend bildet der Index den wahren bzw. fairen Wert der Unternehmen ab. Doch die Praxis sieht anders aus.

BÖRSE am Sonntag

Viele ETF-Anleger gehen davon aus, dass die Aktienmärkte effizient sind. An der Börse werden alle Informationen objektiv bewertet und fließen in die Kurse ein. Entsprechend bildet der Index den wahren bzw. fairen Wert der Unternehmen ab. Doch die Praxis sieht anders aus.

Mängel der Konstruktion

Die wichtigsten weltweiten Aktienindizes bilden die Verfassung eines Marktes ab. Dabei wird im Wesentlichen mithilfe der Marktkapitalisierung eines Unternehmens die Gewichtung im Index festgelegt. Das heißt, es werden bevorzugt große Unternehmen hoch gewichtet, deren Kurs sich in der Vergangenheit gut entwickelt hat. Kleiner und fundamental aussichtsreiche Unternehmen mit Kurspotenzial sind dagegen häufig unterbewertet. Wie man am Aufstieg und Fall es Neuen Marktes und an der explosionsartigen Entwicklung der VW-Aktie, die im Herbst 2008 aufgrund von Spekulationen die 1.000 Euro-Marke überschritt, beispielhaft sehen kann, neigen die Märkte zudem oft genug zu Übertreibungen. In solchen Phasen bedingt die Gewichtung nach Marktkapitalisierung, dass bereits überbewertete Unternehmen noch stärker zulegen, während unterbewertete relativ dazu an Gewicht verlieren. Anleger, die in einen bestimmten Index über einen ETF investieren, sind demnach aufgrund der Ineffizienzen der Aktienkurse tendenziell in teuren Aktien zu stark und in günstigen Wertpapieren zu wenig engagiert.

Fundamental anders

Indexkonstruktionen auf Basis fundamentaler Kriterien zielen darauf ab, diese für den Anleger nachteiligen Verzerrungen zu vermeiden. Die Annahme effizienter Märkte wird somit aufgegeben. Kriterien wie Buchwert, Cashflow, Gewinn, Umsatz und Dividenden werden für die Gewichtung eines Unternehmens im Index herangezogen. Eine derartige Konstruktion ist weitaus weniger exponiert, wenn sich Standardindizes in einer Übertreibungsphase befinden.

ETFs auf FTSE RAFI-Indizes

Für den ETF-Anleger beschränkt sich die Auswahl an fundamentalen Indizes auf die FTSE RAFI-Familie. Sie decken globale, amerikanische und europäische Aktienmärkte sowie die Schwellenländer ab. Derzeit sind an der Börse Frankfurt acht ETFs von den Anbietern PowerShares und Lyxor darauf verfügbar. Herausgebracht werden die Indizes vom britischen Index-Anbieter FTSE-Group in Zusammenarbeit mit der amerikanischen Gesellschaft Research Affiliates, die 2004 begann, die RAFI Index-Serie zu entwickeln. Dabei kristallisierten sich vier fundamentale Kriterien heraus, die von Research Affiliates für die Aufnahme einer Aktie herangezogen werden: Umsatz, Cashflow, (d. h. der Geldfluss aus dem laufenden Geschäft) und Dividendenrendite jeweils der vergangenen fünf Jahre sowie das aktuelle Kurs/Buchwert-Verhältnis.

Bisher haben sich diese Indizes und die darauf basierenden ETFs im Vergleich zu den Standardbörsenbarometern bewährt. So konnte beispielsweise der Lyxor-ETF FTSE RAFI Europe in den vergangenen beiden Jahren um 41% an Wert zulegen, während der iShares-ETF auf den MSCI Europe nur 33% Performance verzeichnete. Noch deutlicher ist der Abstand zum Standardbörsenbarometer für europäische Unternehmen, dem EURO STOXX 50: Dieser kann für denselben Zeitraum lediglich ein Plus von 12% vorweisen. Mit dem FTSE RAFI Europe konnten also ETF-Anleger klar höhere Renditen einfahren.

Fazit:

Das Konzept der FTSE RAFI-Indizes nach fundamentalen Kriterien konnte bisher in der Praxis durchaus überzeugen. Die Indexfamilie stellt eine attraktive Alternative für ETF-Anleger zu den bekannten Standardindizes dar.