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Ferrari galoppiert aufs Börsenparkett

Die Sportwagenschmiede aus dem norditalienischen Maranello ist mit einem Kurssprung an der New Yorker Börse gestartet. Die Aktie legt gleich zum Handelsbeginn um bis zu 15 Prozent zu. Der geglückte Start ist ein gutes Signal für die Investoren.

BÖRSE am Sonntag

Die Sportwagenschmiede aus dem norditalienischen Maranello ist mit einem Kurssprung an der New Yorker Börse gestartet. Die Aktie legt zum Handelsbeginn 15 Prozent zu. Der geglückte Start ist ein gutes Signal für die Investoren.

Es war ein Bilderbuchstart auf dem Parkett der Wall Street. Der Autobauer Ferrari ist am Mittwoch mit einem Plus von 15 Prozent in den Handel gegangen. Im Tagesverlauf lag die Aktie noch rund zehn Prozent im Plus. Am Abend zuvor war der Preis für die Papiere am oberen Ende der Preisspanne bei 52 Dollar festgesetzt worden. Ferrari hat damit einen Börsenwert von gut zehn Milliarden Dollar – ungefähr halb so viel wie der ungleich größere Stückzahlen bauende Mutterkonzern Fiat Chrysler.
Der geglückte Start ist ein gutes Signal für die Investoren. Die zuletzt deutlich unruhigeren Märkte hatten Unternehmen von geplanten Börsengängen abgehalten.

Nur 154 Unternehmen haben sich bislang in diesem Jahr in den USA aufs Parkett getraut, wie aus Zahlen des Analysehauses Dealogic hervor geht – das sind so wenige wie seit 2010 nicht mehr. Doch Ferrari ließ sich davon nicht abschrecken. Selbstbewusst läutete Ferraris neuer Verwaltungsratschef Sergio Marchionne die inoffizielle Glocke auf dem Parkett der New Yorker Börse NYSE, umringt von einigen „Ferraristi“, allen voran Ferrari-Chef Amedeo Felisa und dem Sohn des Firmengründers, Piero Ferrari.

Jedes Unternehmen, das frisch an die Börse geht, darf mit dem Schlag auf die Glocke kundtun, dass die Aktien nun für den Handel bereit sind. Vor der Börse drängelten sich derweil die Passanten, um die acht Luxus-Schlitten zu begutachten, die Ferrari direkt vor der Börse aufgestellt hatte. Die Aktienhändler auf dem Parkett hatten die Italiener mit ferrari-roten Baseball-Mützen und Jacken ausgestattet, so wie sie bei Formel-1-Rennen getragen werden. Das Outfit passt zum Tickersymbol: RACE.

Der Erfolg des Finanzstrategen Marchionne

Der Luxus-Autobauer köderte die Investoren mit einem ungewöhnlichen Firmenkonstrukt und einer behutsamen Wachstumsstrategie. Nur knapp zehn Prozent von Ferrari werden an der Börse gehandelt. Der amerikanisch-italientische Mutterkonzern Fiat Chrysler wird 80 Prozent der Anteile halten. Die übrigen zehn Prozent gehören Piero Ferrari, dem Sohn des Firmengründers.

Marchionne, der Ferraris Mutterkonzern Fiat-Chrylser leitet, hatte sich für die Abspaltung des Konzernjuwels entschieden, um die Schulden zu reduzieren und ein 48 Milliarden Euro schweres Investitionsprogramm zu finanzieren. Der Börsengang hat gut 900 Millionen Euro in die Kassen von Fiat Chrysler gespült. Zudem wird Ferrari 2,8 Milliarden Euro an Schulden übernehmen. Marchionne will künftig vor allem in die Fiat-Chrysler-Marken Alpha Romeo, Maserati und Jeep investieren.
Anders als der Mutterkonzern sieht sich Ferrari weniger als ein Autohersteller, sondern mehr auch als Unternehmen für Luxusgüter. Dementsprechend ist auch die Wachstumsstrategie. „Dieses Unternehmen folgt schon seit der Gründung einem einfachen Prinzip: Man verkauft immer ein Auto weniger als Nachfrage da ist“, sagte Marchionne kurz nach Handelsstart im US-Börsensender CNBC. Marchionne will Sorgen seiner Kunden zerstreuen. Einige fürchten, Ferrari könnte auf Druck der Investoren zu schnell wachsen und damit Abstriche beim Preis hinnehmen.

Ferrari zeichnet sich durch sein enges Verhältnis zu seinen Kunden aus. Nur 40 Prozent der verkauften Autos pro Jahr gehen an Erstkäufer. Die Stammkunden und Sammler schätzen, dass der Wert der Autos weitgehend erhalten bleibt oder über die Jahre steigt. Einige limitierte Exemplare werden nur ausgewählten Kunden angeboten und können rund drei Millionen Euro kosten.
2014 verkaufte Ferrari 7255 Autos und generierte damit einen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro. In diesem Jahr sollen es 7700 sein und 9000 bis 2019. Nachfrage für Modelle wie den Ferrari FF oder California T sei durchaus vorhanden, versicherte Marchionne. Zum Teil gebe es Wartezeiten von zwölf Monaten – was einige Käufer vergrault. Das soll sich in Zukunft ändern, sagt der Auto-Manager. „Die Welt da draußen ist ganz schön groß.“ Handelsblatt / Astrid Dörner