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Anlagetrends 2018/1

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Titel 15 Für den deutschen Sparer und diejenigen, die gern auf einen stabileren Euro blicken würden, wäre er der richtige Mann an der Spitze der EU-Währungshüter. Für Europas Süden, Frankreich inklusive, ist er dagegen beinahe so etwas wie ein Schreckgespenst. Er, mit dem eine flexible und pragmatische Geldpolitik nicht möglich scheint. Er, der große Störenfried, der die ultralockere Geldpolitik der EZB immer wieder aufs Neue kritisiert und einfach keine Ruhe geben will. Er, das ist Jens Weidmann, 49 Jahre alt, promovierter Volkswirt und seit Mai 2011 Chef der Deutschen Bundesbank. Im Oktober 2019 könnte er zum neuen EZB-Präsidenten werden, dann nämlich läuft die Amtszeit von Mario Draghi aus. Bis dahin sind noch zwei lange Jahre zu gehen, doch die Ära Weidmann könnte bereits heute beginnen. Denn seine Forderungen scheinen Gehör gefunden zu haben. Die Zinswende im Euroraum ist eingeläutet. Bei Weidmann stieß die ultralockere Geldpolitik schon immer auf Ablehnung. Vor allem die exzessiven Anleihekäufe der EZB wollte er nicht akzeptieren. Nun drängt er darauf, sie rechtzeitig einzugrenzen. Der EZB-Rat dürfe „den richtigen Zeitpunkt für eine geldpolitische Normalisierung nicht verpassen“. In den Anleihekäufen sieht er ein Notfallinstrument, das nur Anwendung finden sollte, um eine gefährliche Deflationsspirale abzuwenden. Doch eine solche sei inzwischen nicht mehr zu erwarten. Es gehe dabei nicht darum „eine geldpolitische Vollbremsung zu vollziehen, sondern den Fuß etwas vom Gas zu nehmen“. Eine expansive Geldpolitik seit aufgrund der immer noch niedrigen Inflationsraten weiter von Nöten, so Weidmann. Doch alles in allem gehen seine Aussagen klar in eine Richtung: Das Quantitative Easing-Programm der EZB muss zurückgefahren werden. Bis Ende 2017 soll es ein Volumen in Höhe von 2,28 Billionen Euro erreichen. Da erscheint es durchaus vernünftig gegenzusteuern. Viele Experten rechnen damit, dass es bereits im Januar 2018 so weit sein wird. Die Anleihekäufe werden zwar noch einmal verlängert werden, aber wohl nur noch mit einem Volumen in Höhe von 20-40 Milliarden Euro pro Monat. Solche Überlegungen sind auch den Protokollen der Septembersitzung der EZB zu entnehmen. Hier wurden verschiedenste Szenarien hinsichtlich der kontrovers diskutierten Anleihekäufe durchdacht. „Ich gehe davon aus, dass wir mit Beginn des kommenden Jahres Anzeige kostenlos abonnieren >> online www.boerse-am-sonntag.de/abo


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