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Anlagetrends 2018/1

AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART Titel 17 Zinsanhebungen auf sich warten lassen, denn der Zins gilt als Ausgleich für den Wertverlust durch die Inflation. Alles in allem ist die Zinswende aber eingeläutet und scheint nicht mehr aufzuhalten zu sein. „Es gibt bald eine Rückkehr zur Normalität“, verspricht Bundesbank-Vorstand Wuermeling. Und aus Sicht der deutschen Bürger und Sparer ist diese auch dringend notwendig, wenngleich sich der große Aufstand jener bisher überraschend in Grenzen hielt. Überraschend deshalb, weil die EZB-Politik des billigen Geldes zu einer der größten Enteignungen der Geschichte geführt hat. Und das vor allem in Deutschland. Der Sparer verlor, der Schuldner gewann. Wirft man einen Blick auf die Zahlen, merkt auch der Unkundige schnell: Hier geht es um gewaltige Dimensionen. 5,3 Billionen Euro ist das private Geldvermögen der Deutschen in etwa wert. Lägen die Zinsen mit 4,8 Prozent über der Inflationsrate, wie damals in den achtziger Jahren noch der Fall, bekämen die Deutschen Jahr für Jahr 250 Milliarden Euro Zinsen für ihr angespartes Geld. Doch die Achtziger sind vorbei. Heute gibt es Nullzinsen und damit nichts. Den deutschen Bürgern entgehen also dreistellige Milliardenbeträge. Und in jedem Jahr, in dem die EZB an ihrer ultraexpansiven Geldpolitik festhält, werden es mehr Milliarden. Nun soll sich das langsam aber sicher wieder ändern, womit sich die Frage stellt: Was bedeutet eine Wende hin zu einer weniger expansiven Geldpolitik für die Märkte? Zum einen fallen die Zentralbanken durch eine Reduktion der Anleihekäufe als stärkster Nachfrager von Staatsanleihen weg. Damit fallen auch die Kurse der festverzinslichen Wertpapiere, bisher waren sie durch die Notenbankkäufe gestiegen. Höhere Leitzinsen würden die Kurse ohnehin in den Keller wandern lassen. Das bedeutet: Ausgegebene Bundesanleihen mit längerfristiger Laufzeit, beispielsweise in Höhe von zehn Jahren, verlieren relativ gesehen an Wert. Der Sparer erfährt während der Laufzeit Verluste. Vor allem für Rentenversicherungen und Rentenfonds, die in ihrem Portfolio Staatsanleihen mit langen Laufzeiten haben, wird das zum Problem. Hier bahnen sich Milliarden-Einbußen an. Zuletzt war die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen auf 0,50 Prozent gestiegen und damit auf dem höchsten Stand seit August. Schuld daran waren vor allem die Aussicht auf weitere US-Leitzinsanhebungen und die Steuersenkungspläne von Donald Trump, die den Vereinigten Staaten zu mehr Wachstum verhelfen sollen. Das wiederum würde die Inflation ankurbeln und damit weiter steigende Zinsen rechtfertigen. Am Aktienmarkt dürfte ein Ende des QE-Programms der EZB zunächst einmal für Verunsicherung sorgen. Da ist zum einen die Sorge, dass die exzessiven Anleihekäufe einen positiven Sondereffekt für Unternehmen darstellten und sich deren Fundamentaldaten bei einer Beendigung des Programms deutlich verschlechtern könnten. Dazu kommt, dass die Anleihekäufe der Zentralbanken es Firmen natürlich auch ermöglichten, billig Fremdkapital aufzunehmen und sich so zu verschulden. Steigen nun die Zinsen, kommen auf die Unternehmen höhere Finanzierungskosten zu. Alternativ müssen sie verstärkt Schulden abbauen. Das schmälert im Umkehrschluss die Renditen, womit die Anteilsscheine der Firmen an der Börse an Anziehungskraft verlieren. Der Immobilienmarkt könnte bei steigenden Zinsen im Verhältnis unattraktiver werden. Zum einen dürfte sich für einige Marktteilnehmer die Finanzierung von Zukäufen erschweren. Zum anderen verliert der Häusermarkt für Investoren, die Immobilien als Kapitalanlage sehen und die Rendite aus Mietobjekten mit der Rendite aus festverzinslichen Kapitalanlagen vergleichen, an Wert. Für das klassische Sparen per Sparbrief sind Zinserhöhungen natürlich segensreich. Bis hier jedoch nennenswerte Verbesserungen zu spüren sein werden, wird es wohl noch weit bis 2018 hinein, eher vielleicht bis 2019 dauern. Dann aber könnte es mit einem möglichen EZB-Präsidenten-Wechsel hin zu Jens Weidmann weiter bergauf gehen. OG


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