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Anlagetrends 2018/1

Kolumne Noch nie waren langfristig orientierte Kapitalanlagen so herausfordernd wie heute. Gesellschaftliche Spannungsfelder sowie politische und wirtschaftliche Trends werden ständig neu verhandelt. Und dennoch: Einige globale Trends überlagern politische Unsicherheiten und ganze Konjunkturzyklen. Wer sich diese zu Nutze macht, kann mit der richtigen Strategie auch auf lange Sicht von Wachstumsfeldern profitieren. // Anlagetrends · 2018 | 1 36 TRADING FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE AKTIEN UNF MÄRKTE UNTERNEHMEN Langfristig anlegen mit globalen Mega-Trends Anlagestrategien müssen grundsätzlich flexibel sein, denn immer wieder bedarf es der Anpassung an wechselnde Bedingungen. Bei einem langfristigen Konzept geht es aber zunächst darum, in einer von Veränderungen geprägten Welt Schwerpunkte auszuloten. Nach Einschätzung von UBS werden drei Trends das nächste Jahrzehnt maßgeblich bestimmen. Zwei davon – das Wachstum der Weltbevölkerung und die Alterung der Gesellschaft – leiten sich aus grundlegenden demografischen Tendenzen ab. Getrieben vom weiteren Bevölkerungswachstum wird auch die Urbanisierung weiter zunehmen. Bevölkerungswachstum trifft auf ökologische Kreditkrise Dass wir momentan nicht nachhaltig wirtschaften und leben, ist allgemein anerkannt. Unser jährlicher Verbrauch lag in der jüngeren Vergangenheit zu einem Drittel über der Schwelle, bis zu welcher die Erde sich erholen und genügend Ressourcen reproduzieren könnte. Das ist in etwa so, als würden wir einen Großteil des Haushalts mit Hilfe eines Kredits bestreiten und dabei ignorieren, dass dieser irgendwann fällig wird. Die Laufzeit des Kredits bei Mutter Erde endet allerdings nicht irgendwann, sondern jetzt – und muss in der Zukunft abbezahlt werden. Gleichzeitig wird die Weltbevölkerung nach aktuellen Berechnungen bis zum Jahr 2050 auf etwa 10 Mrd. Menschen anwachsen. Wie das funktionieren soll, ist schwer vorstellbar, sind dem Wachstum doch heute schon Grenzen gesetzt. Erhöhter Kalorienbedarf durch Bevölkerungsanstieg trägt mit Sicherheit nicht zur Entschärfung der Wasserknappheit bei, zumal die Nahrungsmittelproduktion sehr wasserintensiv ist. Prinzipiell spricht viel dafür, dass die Kombination aus ökologischer Kreditkrise und Bevölkerungswachstum eine ernsthafte Bedrohung für unseren Lebensstandard darstellt. Allerdings ist der Mensch inzwischen sehr versiert darin, die Produktivität ständig zu steigern und genau hier dürften sich Gelegenheiten für private Investitionen ergeben: die Produktivitätssteigerung in der Landwirtschaft sowie Energieeffizienz sind wichtige Zukunftsfaktoren. Für die notwendigen Innovationen bedarf es menschlichen Einfallsreichtums, daher dürften die Anforderungen an Bildungsangebote ebenfalls steigen. Investitionen in die Stadt lohnen sich Die durch das Wachstum der Weltbevölkerung bedingte Notwendigkeit der landwirtschaftlichen Effizienz verstärkt in den Schwellenländern zusätzlich einen weiteren globalen Trend: die Urbanisierung. Historisch betrachtet wurde die wirtschaftliche Entwicklung schon immer von einer Land-Stadt-Wanderung begleitet. Die sektorale Verschiebung von der Landwirtschaft zu Produktion und tertiärem Sektor, gepaart mit steigenden Lebensstandards, macht urbane Regionen zu Anziehungspunkten. In den Industriestaaten ist dieser Zyklus aber schon weitestgehend abgeschlossen und das Leben in der Stadt oder auf dem Land ist zunehmend eine Frage der persönlichen Entscheidung. In Schwellenländern hingegen dürfte die Stadtbevölkerung bis 2050 auf 78 Maximilian Kunkel Chef-Anlagestratege der UBS Deutschland


Anlagetrends 2018/1
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