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Anlagetrends 2018/1

Gastbeitrag Europas Wirtschaft kommt immer mehr in Schwung. Je mehr die europäische Konjunktur an Fahrt aufnimmt, umso stärker vertrauen Anleger darauf, dass europäische Unternehmen auch 2018 ihre Rentabilität und ihren Börsenwert steigern können. Die Chancen für europäische Bedingungen: steigende Gewinne, die Politik der EZB, ein stabileres geopolitisches Umfeld in Europa und ein Umdenken in den Strategieabteilungen der Unternehmen. // Anlagetrends · 2018 | 1 48 ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS Europäische Unternehmen bleiben im Aufwind Aktien stehen gut, denn viele Aspekte sprechen für weiterhin wachstumsfreundliche Im globalen Kontext haben europäische Firmen im vergangenen Jahrzehnt an Boden verloren. Um zu beurteilen, ob sie ihren Rückstand gegenüber der US-Konkurrenz verkürzen können, sollte man sich klarmachen, wodurch diese Diskrepanz in der Rentabilität verursacht wurde: Zum einen hatte Europa nach 2008 aufgrund der Eurokrise eine zweite Rezession zu verkraften. Diese ist inzwischen überstanden. Zum anderen enthält der Aktienmarkt der Eurozone viele Zykliker wie Banken und Industrieunternehmen, während in den USA Technologiewerte stärker gewichtet sind. Und schließlich hatte auch der 2015 und 2016 verzeichnete Einbruch der Rohstoffpreise großen Einfluss, der das Wachstum in den Schwellenländern massiv gebremst hat. Europäische Unternehmen erzielen einen größeren Teil ihrer Umsatzerlöse im Rohstoffsektor bzw. allgemein in den Schwellenländern. Diese Faktoren haben zyklischen Gegenwind bedingt, der sich aber inzwischen gedreht haben dürfte. Der synchron verlaufende globale Wirtschaftsaufschwung und die steigende Binnennachfrage im Euroraum wirken sich positiv auf die Gewinne europäischer Unternehmen aus. Nach mehreren Jahren mit schwachem Umsatzwachstum hat Europa hier aber immer noch Nachholbedarf. Die Margenschwäche europäischer Unternehmen gegenüber US-amerikanischen hatte in den vergangenen zehn Jahren deutlich zugenommen, und die Gewinne in Europa stagnierten. Infolgedessen blieben europäische Aktien hinter den US-Märkten zurück. Doch gerade die schwachen Margen europäischer Unternehmen bedingen Aufholpotenzial: Wenn die Margen auch 2018 steigen, könnte sich das erfreuliche Gewinnwachstum von 2017 als nachhaltig erweisen. Gleichzeitig bleibt die Geldpolitik wachstumsfreundlich: die EZB hielt zuletzt an ihrem Leitzins von null Prozent und der Verzinsung von minus 0,4 Prozent auf Bankreserven fest. Darüber hinaus hat sie noch mindestens bis Jahresende Anleihekäufe im Wert von 60 Milliarden Euro zugesagt. Die zahme Inflation, die weiterhin unter dem Richtwert von zwei Prozent liegt, verleiht den Währungshütern einigen Spielraum. Aller Voraussicht nach wird die EZB ihre Anreize 2018 teilweise zurückfahren, dürfte dabei aber langsam und behutsam vorgehen. Positiv dürfte sich auch auswirken, dass sich die politischen Risiken in Europa 2017 deutlich verringert haben. Der Ausgang der Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland hat – trotz europaskeptischer Tendenzen – das Ulrich von Auer Leiter Portfoliomanagement der J.P. Morgan Private Bank in Deutschland


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