Märkte im Überblick
USA DEUTSCHLAND EUROPA
// Anlagetrends · 2018 | 2
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AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Anfang Februar kam es am US-Aktienmarkt
zu einer außergewöhnlichen Entwicklung.
Nachdem Indizes wie Dow
Jones, S&P 500 und NASDAQ Composite
noch Ende Januar neue Rekorde markiert
hatten, hieß es plötzlich Land unter. Es hagelte
kräftige Verluste. Beispielsweise hatte
der S&P 500 seit seinem Allzeithoch vom
26. Januar bei 2.873 Punkten um fast 12
Prozent nachgegeben, und das in gerade
einmal zehn Handelstagen. Eine solche
heftige Abwärtsbewegung, ausgehend von
einem Rekord, sucht man in der jüngsten
Geschichte des Kursbarometers vergebens.
Entsprechend groß war das Rätselraten
über die Ursache. Von schneller als erwartet
steigenden US-Zinsen, bis hin zu Verkaufsattacken
von Computerprogrammen
war beinahe alles an Erklärungsversuchen
vertreten. Am plausibelsten ist jedoch, dass
der plötzliche und besonders heftige Anstieg
der impliziten Volatilitäten diejenigen
Marktteilnehmer in die Bredouille brachte,
die im großen Stil auf eine sinkende implizite
Volatilität setzten. Diese Strategie hatte
lange Zeit bestens funktioniert und damit
immer mehr Akteure angezogen. Durch
die Vola-Panik mussten viele von ihnen
nun ihre Positionen glattstellen, was einen
sich verstärkenden Kreislauf in Gang setzte,
der schließlich auch die Aktienkurse massiv
drückte, weil sie aufgrund sogenannter
Margin-Calls plötzlich massiv auf der Verkaufsliste
standen.
Das Börsenjahr 2018 hatte gut begonnen.
Bei den deutschen Indizes zeigte die Tendenz
aufwärts. Dem DAX gelang es am
23. Januar sogar, sein bisheriges Allzeithoch
zu knacken, das er im November 2017 bei
13.526 Zählern markiert hatte. In der Spitze
schraubte er sich auf 13.597 Punkte. Ausgehend
von diesem neuen Höchstwert setzte
das Kursbarometer dann zu einer Korrektur
an. Anfangs als normale Gegenbewegung zu
werten, nahm der Verkaufsdruck im Februar
merklich zu. Die Turbulenzen an den weltweiten
Aktienmärkten verschonten auch den
DAX nicht. Bis zum Tagestief am 9. Februar
bei 12.003 Zählern hatte er einen Kurseinbruch
von 11,7 Prozent verzeichnet. Eine
Korrektur solcher prozentualer Größenordnung
gab es zuletzt von April bis Juni 2016
und damit über einen längeren Zeitraum gestreckt.
Mit anderen Worten, der DAX und
der deutsche Aktienmarkt insgesamt wurde
bei der Korrektur im Januar und Februar
dieses Jahres kurz und sehr kräftig durchgerüttelt.
Von den Werten des DAX kamen
am stärksten unter die Räder die Deutsche
Bank (-23 Prozent), Infineon Technologies
(-16,9 Prozent) und RWE (-15,9 Prozent).
Am besten schlugen sich während der Turbulenzen
schlugen sich die Papiere der Deutsche
Börse. Reges Treiben an den Märkten
bedeutet gute Geschäfte. Am Tag, als der
DAX sein Korrekturtief markierte, hatte die
Aktie des Börsenbetreibers sogar ein neues
Mehrjahreshoch erreicht.
Maschinen waren
nicht schuld
Kräftige
Turbulenzen
VSTOXX
explodiert
Ein Minus von 10,3 Prozent war die Bilanz
des EURO STOXX 50 bei der im gestarteten
und bis in den Februar reichenden
Korrektur. Er konnte sich ebenso wie die
anderen europäischen Indizes nicht dem
generell auszumachenden Verkaufsdruck an
den Aktienmärkten entziehen. Begleitet und
vielleicht sogar ausgelöst wurde der Einbruch
von einem enormen Anstieg der impliziten
Volatilität (IV), also der am Markt erwarteten
Schwankungsbreite, die sich aus den
Optionen auf den Index ableiten lässt. Ein
Gradmesser für die IV des EURO STOXX
50 ist der VSTOXX. Seit September vergangenen
Jahres bewegte sich dieses, auch als
Angstmesser bezeichnete Kursbarometer, in
einer Spanne, die historisch betrachtet als
äußerst niedrig einzuordnen ist. Am 22. Dezember
wurde mit 10,4 Punkten sogar ein
neues Allzeittief markiert. Im Januar fing der
VSTOXX dann an zu steigen. Anfangs gemächlich,
nahm die Aufwärtsdynamik zum
Monatsende zu, um dann Anfang Februar
förmlich zu explodieren. Vom Januartief war
das Angstbarometer um rund 240 Prozent in
die Höhe geschnellt. In der Spitze erreichte
es mit mehr als 36 Punkten das höchste
Niveau seit Juni 2016. Seinerzeit hatte das
anstehende Brexit-Votum im Vorfeld zu
Unsicherheit an den Märkten geführt. Die
jüngste Vola-Explosion dürfte dagegen nur
eine Bereinigung gewesen sein, mit der eine
Übertreibung bei Short-Vola-Strategien abgebaut
wurde.
S&P 500 Stand 15.2.2018 DAX Stand 15.2.2018 VSTOXX Stand 15.2.2018