Kolumne
Im Kreuzfeuer
starker Konjunktur und
geldpolitischer Normalisierung
Ulrich Stephan
Chefanlagestratege für
Privat- und Firmenkunden
der Deutschen Bank
// Anlagetrends · 2018 | 2
24
AKTIEN & MÄRKTE UNTERNEHMEN FONDS ZERTIFIKATE ROHSTOFFE LEBENSART
Das globale Kapitalmarktumfeld
ist robust. Im Fahrwasser des
stärksten globalen Wirtschaftswachstums
seit dem Jahr 2010,
gepaart mit moderat steigenden
Inflations- und Zinsniveaus sind
auch die Unternehmensgewinne
stetig nach oben revidiert worden.
Ausgehend von den USA stellt die
„Normalisierung der Geldpolitik“
die größte Herausforderung für
das Kapitalmarktjahr 2018 dar.
Es zeichnet sich ab, dass eine Trendwende
bei der Geldpolitik bevorsteht – vielleicht
gibt es auch die ein oder andere Überraschung
bei der Inflation. Risikomanagement,
insbesondere am Rentenmarkt, rückt
daher immer mehr in den Vordergrund. Die
USA haben vergangenes Jahr dreimal die
Zinsen angehoben und dürften nach unseren
Einschätzungen 2018 dies viermal tun.
Während die EZB ihr monatliches Anleiheankaufvolumen
bereits reduziert hat, haben
die Zentralbanken beispielweise in Schweden
und Norwegen zumindest angekündigt,
die Leitzinsen nicht zu senken. Das ist
ein Signal – nach Jahren der unorthodoxen
Geldpolitik begeben sich die ersten Zentralbanken
auf den „unerforschten Weg zurück
auf erforschtes Gebiet“.
Langeweile beim Euro?
Von Januar 2014 bis Januar 2017 kannte der Euro gegenüber
dem US-Dollar fast nur eine Richtung: Der Wechselkurs fiel
von rund 1,40 Euro im Vergleich zum US-Dollar bis auf 1,03,
also fast bis zur Parität. Im weiteren Jahresverlauf wendete sich
das Blatt. Der Kurs des Euro kletterte bis auf 1,25 US-Dollar.
Hauptgrund für die neue Stärke der europäischen Gemeinschaftswährung
ist, neben nachlassenden politischen Risiken,
die besser als erwartete konjunkturelle Entwicklung in der Eurozone
mit höheren Wachstumsraten, sinkenden Arbeitslosenquoten
und steigenden Investitionen. Entsprechend haben wir
unsere Prognose zum Jahresende 2018 auf 1,28 US-Dollar für
einen Euro angepasst.
Die US-Notenbank Fed hat begonnen, ihre Bilanzsumme abzubauen.
Zusätzlich sprechen eine robuste Konjunktur, eine steigende
Inflation und mehr Angebot bei den Staatsanleihen aufgrund
des Doppeldefizits bei Budget und Leistungsbilanz für ein
steigendes Zinsniveau. Die Deutsche Bank erwartet die Rendite
zehnjähriger US-Staatsanleihen zum Jahresende bei 3,25 Prozent.
Das Auslaufen des Anleihekaufprogramms der EZB dürfte
für weiter steigende Zinsen der Eurozone sorgen. Bis Jahresende
erwartet die europäische Notenbank ein Zinsniveau von 1,25
Prozent für zehnjährige Bundesanleihen. Aktives Laufzeitmanagement
und eine dynamische Strategie zur Nutzung von Risikoprämien
ist daher unabdingbar.
Schwankende Aktien ohne Alternative
„There is no alternative“ könnte auch 2018 das Leitmotiv für
interessierte Anleger sein. Das Gewinnwachstum der Unternehmen
im MSCI World All Countries wird bei knapp